Neustadt bei Coburg
Sturm

Schwerer traf es Neustadt nie wieder

Die Stürme der vergangenen Tage richteten auch in Neustadt Schäden an. Doch verglichen mit den Verwüstungen der Sturmnacht von 1958 kam die Puppenstadt seit dem bisher glimpflich davon.
Wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte: Der Bereich zwischen der Arnoldhütte und dem Prinzregententurm auf dem Muppberg.
Wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte: Der Bereich zwischen der Arnoldhütte und dem Prinzregententurm auf dem Muppberg. Foto: Repro: Dieter Seyfarth
+3 Bilder
} } }

Die Stürme der vergangenen Tage wecken bei älteren Neustadtern vielleicht Erinnerungen an ein verheerendes Unwetter, das die Stadt 1958 erlebte. Verglichen mit den Schäden, die damals zu beklagen waren, kam Neustadt diesmal bisher eher glimpflich davon.

Vor allem am Donnerstag und am Freitag haben die Sturmtiefs Ylenia und Zeynep Neustadt Schäden angerichtet. "In der Sonneberger Straße ist ein Baum umgefallen und in der Heidestraße.

Außerdem mussten wir einige Rad- und Flurwege freischneiden. Am Kalmusrangen ist ein Baum auf eine Garage gefallen, den machen wir morgen weg", sagt Gerhard Reh, Leiter des Bauhofs, am Montag beim Telefonat mit unserer Zeitung. In der letzten Nacht seien durch Sturmtief Antonia keine weiteren Schäden dazugekommen. Ein Unwetter wie das am 15 . Mai 1958, hat Gerhard Reh in seinen 32 Jahren beim Bauhof nicht erlebt. Damals war in Neustadt ein Schaden entstanden, der auf drei Millionen D-Mark geschätzt wurde..

Hagelkörner in der Größe von Taubeneiern

In der Nacht zum Himmelfahrtstag tobte ein orkanartiger Sturm, der kurz nach Mitternacht für eine dreiviertel Stunde über Neustadt wütete: Hagel mit Körnern groß wie Taubeneier und Sturmböen mit 100 Stundenkilometern Windgeschwindigkeit richteten gewaltige Schäden an. Bäume wurden umgeknickt oder entwurzelt. Schuppen und Wohnbaracken brachen zusammen, Fabrikschornsteine stürzten ein, Dächer wurden abgetragen, Fenster und Türen eingedrückt und durch Hagel- und Gewitterregen viele Keller unter Wasser gesetzt. Nur wenige Gebäude blieben verschont. Masten stürtzten um und Stromleitungen wurden zerstört.

In einem Bericht heißt es: "Zuckende Blitze waren die gespenstische Beleuchtung für ein Werk der Zerstörung. Im Heulen des Sturmes, im Prasseln des Hagels, im Krachen der Bäume, im Bersten der Gemäuer gingen die Schreckensrufe der Einwohner unter. An Schlaf war nicht zu denken. Jeder versuchte, sich und sein Eigentum vor den gröbsten Schäden zu bewahren. Schwache Menschenkraft gegen die Gewalt der entfesselten Elemente - ein ungleicher Kampf!"

Friedhof und Muppberg betroffen

"In den Ortschaften Kemmaten, Wellmersdorf und Boderndorf wurden ebenfalls viele Dächer abgedeckt. In den genannten Ortschaften fiel die Stromversorgung aus, die Telefonverbindung wurde unterbrochen", steht im Coburger Tageblatt. Die Volksschule in Wellmersdorf sei erst wenige Jahre vor dem Unwetter errichtet worden. Hier wurde die Außenwand der Pausenhalle, die sich zwischen den Klassenzimmern und der Lehrerwohnung befand, eingedrückt. Außerdem w urden die Fenster zersplittert und die Decke ein Stück hochgehoben. "Ein breiter Riss läuft durch das Mauerwerk."

Vor allem der Wald am Muppberg wurde völlig verwüstet. Das Bild, das sich bot, wurde mit dem einer Artillerieschlacht verglichen. Große Flächen am Neustadter Hausberg mussten mühsam geräumt werden, um wieder Bäume pflanzen zu können. Dass dies vielfach mit Fichten geschah, war damals normal. Heute erweist sich diese Baumart am Muppberg als ungeeignet. Wieder müssen viele Bäume weichen - doch diesmal nicht in einer einzigen Nacht. Der Waldumbau wird sich noch über viele Jahre hinziehen.