Das Schuhhaus Heyder schließt. Gegründet wurde es 1875 von Franz Heyder. Seine heutigen Nachfahren nehmen den Abschied mit Wehmut, aber ohne Groll.
Wenn in
Coburg ein traditionsreiches, inhabergeführtes Schuhgeschäft schließt, drängen sich in der heutigen Zeit viele Fragen auf: Ist der Online-Handel Schuld daran? Ist die Konkurrenz auf der grünen Wiese zu groß? Oder liegt's an den zu hohen Mieten in der Innenstadt? Ralf Heyder schüttelt den Kopf. Nein, nein und nochmals Nein. "Wir machen das aus freien Stücken", erklärt er, und seine Schwester Karin Zeimer nickt zustimmend. "Die Schließung ist gewollt - wir sind nicht dazu gezwungen." Zumal das Gebäude Spitalgasse 28 der Familie gehört.
Ralf Heyder räumt zwar ein, schon ein bisschen Wehmut zu verspüren. Denn: "Es war eine schöne Zeit." Doch nun sei eben Zeit für etwas Neues, und darauf freue er sich auch sehr. Auf mehr Zeit für die Familie, auf mehr Ausflüge in die Natur.
Ralf Heyder, heute 59 Jahre alt, hat im elterlichen Schuhhaus gelernt.
Nachdem er anschließend noch kurz ein paar weitere Erfahrungen in einem anderen Geschäft sammelte, kehrte er wieder zurück und kann mittlerweile - wie seine drei Jahre ältere Schwester - auf gut 40 Jahre Arbeit im Schuhhaus zurückblicken. "Natürlich ist es im Laufe der Zeit schwieriger geworden", gibt Karin Zeimer zu. Aber auch sie sagt das ohne Groll.
Urkunde von Herzog Alfred
Das Schuhhaus Heyder ist 1875 von Franz Heyder gegründet worden. Zum Geschäft gehörte damals auch noch eine Werkstatt. "Schuhe vom Heyder", das war ein Qualitätsbegriff, den auch das Herzogshaus zu schätzen wusste. Herzog Alfred ernannte Franz Heyder zum Hoflieferanten und später noch zum Hofschuhmachermeister. Die entsprechenden Urkunden hängen heute noch im Geschäft.
Die Heyder'sche Schuhwerkstatt bestand bis 1954.
Einen größeren Umbau gab es im Jahr 1969: Der Innenhof wurde zum Geschäft dazugenommen. 1980 erfolgte die Ausdehnung auf eine zweite Etage.
Karin Zeimer und Ralf Heyder haben das Geschäft nunmehr in fünfter Generation geführt. Stolz sind sie vor allem darauf, sehr viele Stammkunden zu haben. Als sich in diesen Tagen die Nachricht der bevorstehenden Schließung herumsprach, hätte ihr eine ältere Kundin prompt eine Anekdote erzählt, berichtet Karin Zeimer: "Von meinem ersten Gehalt als Lehrling habe ich mir Schuhe bei Ihnen gekauft!"
Nostalgisch muten auch die beiden roten Schuhe an, die seit einer gefühlten Ewigkeit auf dem oberen Treppenabsatz des Geschäfts stehen.
Karin Zeimer muss schmunzeln: "Das sind Original-Schuhe von der ,Landshuter Hochzeit‘. Ein langjähriger Kunde von uns hat da einmal den Fürsten gespielt, durfte die Schuhe behalten und hat sie uns später geschenkt."
Bei einer Frau, die ein Schuhgeschäft leitet, muss natürlich die Frage erlaubt sein: Wo kaufen Sie Ihre Schuhe künftig ein, wenn es das Geschäft nicht mehr gibt? "Das weiß ich noch nicht", sagt Karin Zeimer und fügt augenzwinkernd hinzu: "Aber ich habe mir einen Vorrat angelegt!"
Ihre Lieblingsschuhmarke ist übrigens Paul Green: "Die sind bequem und trotzdem schick." Auch für Ralf Heyder ist der Tragekomfort sehr wichtig - schließlich muss er den ganzen Tag sehr viel stehen im Laden: "Meine Lieblingsmarke ist Think.
Die kann ich bequem von früh bis abends anhaben." Ralf Heyder gerät dann noch ins Schwärmen über die komplette Lederfütterung des Schuhs, so dass man merkt: Hier ist - beziehungsweise war - einer Verkäufer mit Leidenschaft.
Räumungsverkauf ab Donnerstag
Nach dem gestrigen verkaufsoffenen Sonntag hat das Schuhgeschäft Heyder jetzt erst einmal von Montag bis Mittwoch wegen Umräumarbeiten geschlossen. Am Donnerstag, 13. Oktober, beginnt der Räumungsverkauf.