Rund 130 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren gehen seit Mittwoch am Max-Böhme-Ring in Coburg zur Schule. Im neuen Gebäude können die jungen Menschen mit Handicap ihre Abschlüsse machen und die ganze Zeit stehen Therapiemöglichkeiten für sei zur Verfügung.
Jacqueline Keim ist wie viele Mitarbeiter und Schüler am Mittwochvormittag hellauf begeistert. "Ich freue mich, hier in diesem neuem Haus arbeiten zu dürfen", sagt sie. Die Großheiratherin ist als Assistentin in der Schule beschäftigt, die nun in einen Neubau am Max-Böhme-Ring 17 auf der Berteldorfer Höhe umsiedelt ist. Es ist die einzige Schule in Oberfranken, in der körperbehinderte Kinder mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung unterrichtet und individuell gefördert werden.
Jacqueline Keim hilft beispielsweise der 16-jährigen Anna-Lena Grebner im Schulalltag. Anna-Lena kann nur mit Hilfe eines Schlauchs atmen, der in ihrer Luftröhre liegt. Die Kinder, erklärt die Geschäftsführerin "Hilfe für das behinderte Kind" Karolin Netschiporenko, hätten sehr unterschiedliche Behinderungen.
Neue Möglichkeiten
Manche sind seit ihrer Geburt gehandicapt oder sie sind durch Unfälle oder zum Beispiel nach Operationen wegen Gehirntumoren auf Hilfe angewiesen. Netschiporenko freut sich über die neuen Möglichkeiten, die sich Kindern und Angestellten in dem großzügigen Haus nun bieten. Das alte Domizil "war räumlich beengt und nicht mehr zu sanieren".
Alles auf der Berteldorfer Höhe
Der Verein "Hilfe für das behinderte Kind" hat mit dem Umzug seine Zentrale, zu der auch die heilpädagogische Tagesstätte und die Therapieabteilungen gehören, komplett auf die Berteldorfer Höhe verlegt.
Die Geschäftsführerin zeigt e am Mittwoch die modernen Klassenzimmer.
Außerdem verfüge jede Etage über einen eigenen Therapieraum, erklärte sie.
Es gibt ein Therapiebecken mit einem extra Hubboden, in dem auch Mädchen und Jungen mit schweren und mehrfachen Behinderungen baden und sogar schwimmen lernen können.
Etwa 130 Kinder von vier bis 18 Jahren besuchen die Einrichtung, in der neben Lehrern auch Therapeuten, Assistenten und Logopäden sowie stundenweise ein Arzt vor Ort sind. Die Mädchen und Jungen kommen aus Bayreuth, Bamberg, Hof, Wunsiedel, Kronach, Lichtenfels und Coburg in das Haus mit farbenfrohen Fassade, das einen Blick auf die Veste Coburg bietet.
Bedarf ist da: Anders als in den Regelschulen gehe die Zahl der Schüler im Förderbereich nicht zurück, so Netschiporenko.
In den weitläufigen Gängen fahren am Mittwoch einige ältere Schüler im Rollstuhl entlang, einer davon ist Oliver Krug.
Der junge Mann erzählt, dass er von Geburt an querschnittgelähmt ist und hier die Berufsschule besucht. "Ich finde das neue Gebäude sehr schön, besonders die hellen Räume gefallen mir." In neuem Schulcafé "Bella" des Hauses helfe er mit, zweimal die Woche kochen die Berufsschüler für die jüngeren Kinder.
Praxisbezug
Aus dem Hauswirtschaftsraum schaut Jutta Jungmann heraus und zeigt begeistert auf das hochmoderne Inventar. Vieles, sagt sie, sei höhenverstellbar, sodass die Kinder gut in der Küche hantieren könnten.
13 Schuljahre, berichtet der Schulleiter Helmut Franz, besuchen die Kinder in der Regel die Schule, die sie mit dem Abschluss der Förderschule beenden können.
Aber auch der Mittelschulabschluss und Abschlüsse von weiterführenden Schulen seien möglich. "Es ist ein sehr durchlässiges System, unsere Kinder können bei Empfehlung jederzeit auch an andere Schulen wechseln."
Einige Eltern, Omas und Opas mit Zuckertüten bepackt, trafen gestern auch ein. In der Aula standen Stühle bereit, ein paar Lieder wurden noch zur Begrüßung der Neuen einstudiert. Einen Tag später als in der Regelschule üblich, wurden am Mittwoch acht Abc-Schützen eingeschult. Die Kleinen sind im Erdgeschoss untergebracht, die Jugendlichen der Mittelschule haben ihre Räume im ersten Stock, und die jungen Erwachsenen wie Oliver Krug werden in der Berufsschulstufe im zweiten Stock unterrichtet.
Das Bauvorhaben ist noch nicht fertig. Ein Internat soll angegliedert werden. "Es sind vier Bungalows mit ebenerdigen Räumen geplant", erklärt Netschiporenko.