Mark McClains durchaus gewagte Unternehmung, mit seiner Revue "Ballet Rocks!" durch 70 Jahre Musikgeschichte zu streifen, hinterlässt gemischte Gefühle.
Es wird schön, überwiegend klassisch, getanzt, im Bewegungsvokabular, das wir von Mark McClain kennen. Es gibt dazu diese grandiosen Songs der Rock- und Popgeschichte, original vom Band, bei denen wir ohnehin dahinschmelzen. Das alles in einem immer wieder überraschenden, ja fantastische Blicke eröffnenden Bühnenraum von Susanne Wilczek.
Ihre große Rückwand aus Rechtecken und farbig ausstrahlenden Fenstern kann graphisch spannungsvoll leuchten. Oder in hintere Regenwälder führen, in blinkende Großstadtschluchten, vor das unter Jimmi Hendrix explodierender Gitarre zerfallende Sternenbanner. Das allein ist erneut sehenswert.
Tanz und Musik allerdings leben in der Revue "Ballet Rocks!" von Mark McClain öfter eher nebeneinander her, als dass der Ausdruck der Körper mit den Rhythmen, mit den Melodien und Stimmungen auf eine neue Wahrnehmungsebene führen würde.
Manchmal, vor allem nach der Pause, da kommt es zu intensiveren Übereinstimmungen, was vor allem den nun individualistischer agierenden Tänzerinnen und Tänzern zu danken ist. Jaume Costa zieht alles, Musik, Körperkraft, die Macht seiner Imagination und Leidenschaft und die ganze ihm nun zufließende Energie des faszinierten Publikums zusammen zum Erleben eines losgelösten Sunday Mornings (Maroon 5). Es gibt einige Pas de deux eben von klassischer Schönheit, ein hübsches Solo zu "We Are Young" (Fun).
Begeistertes Publikum
Da reißt es das Publikum auch mal so richtig hin, nachdem es zuvor schon immer Szenenapplaus gegeben hatte. "Ballet rocks!", Mark McClains Streifzug durch 70 Jahre Musikgeschichte, wurde bei der Premiere im weitgehend vollen Landestheater vom Publikum gefeiert. Das Coburger Ballett beschert einen bunten Abend, den man entspannt genießen kann. Das ist völlig in Ordnung, und wer nicht mehr braucht, der kann hier ruhig aufhören zu lesen, vielleicht durchaus ein zweites Mal diesen netten Tanzabend besuchen, zumal bei der Premiere Sylvain Guillot krankheitsbedingt ausfiel. (Was ohne satirischen Unterton genauso gemeint ist.)
Festgestellt werden darf allerdings auch, dass Tanz, Tanzkunst mehr kann.
Kapitulation vor Jimi Hendrix
Anfangs, zu Elvis" "Jailhouse Rock", könnte man die eher verhalten zu nennende Bewegungfolge auf der Bühne als raffinierte Kontrastierung auffassen, den Rock'n'Roll der 50er Jahre eher mal ein bisschen zitierend bei der verschmitzten Annäherung der jungen Leute, ihrer Flirterei, dem vorsichtig erwachenden Freiheitsgefühl der süßen Mädels. Im "House of the Rising Sun", da laufen die Jungs noch einigermaßen nachvollziehbar sehnend und suchend herum.