Auf dem Coburger Schlossplatz war mit Santiano die Auferstehung des guten alten Volksliedes aus dem Geist des Hardrocks zu erleben.
Denn die Heimat dieser alten Kerle ist die See, bei Gelegenheit auch der vor Begeisterung wogende Coburger Schlossplatz. Schließlich sind die nordischen Mannen aus dem wilden Schleswig-Holstein freiiii, so frei und singen ihre Lieder der Freiheit, wo sie wollen, am Dienstag für 4500 Besucher beim HUK-Coburg Open Air plus diversen weiteren Hunderten an Zuhörern, die auf den Hofgartenwiesen über dem Schlossplatz Anker geworfen hatten:
Santiano, was schon an sich klingt wie das ferne Kreuz des Südens, gehören zum Skurrilsten und Wundersamsten, das der deutsche Musikmarkt in den letzten Jahren hervorgebracht hat: Sie eroberten in den letzten sechs Jahren die Charts mit: Seemannsliedern, richtigen, alten Volksliedern, mit den banalen, die trotzdem die Sehnsuchtssegel setzen, und schonungslos auch mit den harten voller Tod und Schrecken. Die passen problemlos zu den Eigenschöpfungen und zum gepflegten Irish Folk. Weshalb man einen tollen Fiddler on the Deck hat, "Pete" Sage.
Irres Duell
Das musikalische Schiff der alten Botschaften aber ist: solider, harter, klarer Rock, später am Abend sogar mal mit fantastisch aufkreischendem E-Gitarrensolo und einem irren Duell zwischen Violine und Gitarre. Und das isses, was Jung und Alt in unseren Tagen packen kann. Ich sag's euch, beim Konzert am Dienstag, da hat die Ehrenburg selbst Fahrt aufgenommen und ihren Bug in den Wind der Sehnsucht geschoben. Ein kleines bisschen halt, ehrlich wahr. Die Leute, die auf den Giebeln der Altstadthäuser saßen, die mussten sich ganz schön festhalten. Eine Szenerie, so skurril wie Santiano eben selbst. Gott muss ein Seemann sein, keiner geht verloren. Das gibt Santiano den Mut und die Kraft für so etwas. Was die Kerls aber nicht daran hindert, sich auch anders mythisch zu freuen: Wir sehn uns wieder in Walhalla.
Wo Coburg an diesem Abend doch ohnehin zum Norden erklärt worden ist von den Seebären mit den markigen Stimmen, die von der Technik auch noch extra so ausgesteuert werden, dass sie ganz nah und unmittelbar klingen und nicht überschwemmt werden von instrumentalen Wogen. Die singen so richtig schön mehrstimmig, das gibt Gänsehaut. Oder mit voller Wucht unisono.