Acht Kandidaten aus der Region bewerben sich bei bei den Bundestagswahlen am 22. September um ein Direktmandat. Was sie in Berlin für den Raum Coburg erreichen wollen, was sie an Politik prinzipiell fasziniert und was ihnen persönlich wichtig ist, verraten sie im Interview: Linke).
Der Großteil des Wahlkampfs findet/fand in den Ferien statt - ist das Fluch oder Segen?René Hähnlein: Einen großen Unterschied merke ich nicht. Die Menschen sind vielleicht etwas relaxter.
Was wollen Sie in Berlin für die Region erreichen? Ganz konkret möchte ich erreichen, dass wir gemeinsam mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern die geplante 380-KV-Leitung durch unser schönes Coburger Land verhindern. Einen Regionalflugplatz auf Kosten unserer Umwelt und der Steuerzahler lehne ich ab. Als Bundestagsabgeordneter für Coburg/Kronach werde ich alle Kriegseinsätze ablehnen. Eine konsequente Friedenspolitik ist nötiger denn je.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung? Die tiefe Finanzkrise zeigt, dass unsere Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und einer demokratischen Gesellschaft richtig waren und richtig sind. Der Neoliberalismus, mit seiner Umverteilung von unten nach oben und dem Vorrang freier Märkte gegenüber demokratischer Gestaltung durch die Bevölkerung, hat endgültig abgewirtschaftet. Nun müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für Rettungspakete und Schutzschirme für die Banken gerade stehen und uns allen drohen Kaufkraftverluste. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Krise nicht auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird, sondern die Verursacher der Krise zur Kasse gebeten werden. Dies geht natürlich nur, wenn die Ursachen der Krise beseitigt werden. Deshalb endlich strikte Regeln für Finanzmärkte und Banken, eine Finanztransaktionssteuer und eine Vermögenssteuer. Damit will "Die Linke" als einzige Partei die Steuerlast für kleine und mittlere Einkommen und für Rentnerinnen und Rentner senken.
Was macht für Sie persönlich die "Faszination Politik" aus? Viele Menschen mit teils unterschiedlichsten Ansichten und Interessen kennenlernen. Ich sehe Politik als "die Kunst des Möglichen" .
Wie schalten Sie nach einem langen Arbeitstag oder einer langen Arbeitswoche am besten ab? Ich jogge gerne eine kleine Runde auf dem Coburger Trimm-Dich-Pfad.
Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen? Bitte eine Insel in der Karibik! Als erstes ein Boot (!) damit ich bei Bedarf auch irgendwann von der Insel wieder weg kann. Dann noch Zahnbürste und Hängematte.
Was aus unserer Region würde Ihnen am meisten fehlen?Die Webcam des Coburger Marktplatzes.
Leben und politischer Werdegang René Hähnlein, 42, ledig, 1989 bis 1992 Ausbildung zum Industriekaufmann, 1992 bis 1994 Industriekaufmann bei der Firma Göbel,
von 1994 bis 1997 Wehrdienst (Reserveoffizieranwärter), 1998 bis 2001 Filialleiter im Buchhandel, 2001 bis 2004 kaufmännischer Angestellter im Buchhandel, seit 2004 Coburger Pressevertrieb
Parteipolitisch 1990 Eintritt in die SPD Coburg, 2007 Mitglied im Kreisverband "Die Linke", seit 2008 Kreisvorsitzender "Die Linke" Coburg.
"Wenn [...] eine Krisis ausbricht, [...] so halten wir eine zwiefache Politik je nach Lage der Dinge für angezeigt. Im Fall, wo die Speculation trotz aller Warnungen sich ins Maßlose überstürzte, möge man sie auch die Folgen ihrer Handlungen tragen und die Krisis einfach durch Liquidation heilen lassen. [...] Denn wenn der Staat leicht zur Hülfe sich herbeiläßt, so liegt auch die Befürchtung sehr nahe, daß die Speculanten, sich auf diese Hülfe verlassend, ihr leichtsinniges Treiben bald von neuem anfangen und immer wieder dieselbe Gefahr heraufbeschwören."
aus Geschichte der Handelskrisen, Max von Wirth, 1858
Lasst uns endlich die widerwärtige und menschenverachtende Spekulantenretterei beenden und uns um die arbeitenden Menschen kümmern!