Nachzulesen ist der übrigens auch auf der Stadtmarketing-Seite im Internet. Am Ende der Ausführungen heißt es: "Die Stadt Coburg ist stolz darauf, den heiligen Mauritius in ihrem Stadtwappen zu führen."
Petition im Wortlaut: "Klischeehafte, stereotypische Darstellung"
Juliane Reuther und Alisha Archie schreiben an Oberbürgermeister Dominik Sauerteig:
Sehr geehrter Herr Sauerteig, wir, möchten Sie bitten das Stadtwappen von Coburg den "Coburger Mohr" aufgrund seines rassistischen Ursprungs zu ändern.
Unsere entsprechende Petition wurde auf Social Media bereits von Personen des öffentlichen Lebens mit über 200000 Followern geteilt, hat zu diesem Zeitpunkt über 1900 Unterstützer und wächst stetig weiter. Konkret ist der "Coburger Mohr" aus zwei Gründen rassistisch:
1. Bei dem Begriff "Mohr" handelt es sich um eine klar rassistische, althochdeutsche Fremdbezeichnung für schwarze Menschen, die von Betroffenen selbst nicht gewählt wurde und heute als Pendant zum N-Wort erfahren wird. Das Wort geht nämlich sowohl auf das griechische "moros", was so viel wie "töricht" und "dumm" bedeutet, zurück, als auch auf das lateinische "maurus", das für "dunkel", "schwarz" und "afrikanisch" steht.
2. Es ist eben leider nicht der Fall, dass hier einfach ein Schwarzer, christlicher Heiliger verehrt wird. Der gemeinte Heilige war wohl, so ist es selbst auf der Coburger Website beschrieben, ein nordafrikanischer Maure. Weil man nicht wusste, wie Mauren aussahen, wurde eine stereotypische Darstellung eines "Afrikaners" gewählt. Diese Generalisierung und Darstellung Schwarzer Menschen ist in mehrerer Hinsicht rassistisch:
Zum einen spielt es in die rassistische, eurozentristische Vorstellung eines einheitlichen Afrikas. Es wird komplett verkannt, dass es sich um einen Kontinent mit 55 verschiedenen Ländern und Kulturen und unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichstem Aussehen handelt. Man spricht ihnen jegliche Individualität und so letztendlich Menschlichkeit ab.
Die Individualität wird auch mit der klischeehaften, stereotypischen Darstellung - wie sie selbst auf der Coburger Website beschrieben wird - mit dicken Lippen, großen Ohren, Goldschmuck und Krause abgesprochen. Seit der Kolonialzeit wurden schwarze Menschen in dieser Form dargestellt - sie ist höchst rassistisch. Es erweckt eine diskriminierende Vorstellung von einem Schwarzen Menschen. Wieder wird suggeriert alle "Afrikaner" sehen gleich aus und gehörten "wilden Völkern" an.
Als weiße Person ist es nicht immer einfach nachvollziehbar, wieso etwas rassistisch ist, und wir werfen Coburg auch nicht vor, dass absichtlich Rassismus betrieben wird. Dennoch: Zeiten ändern sich und Tatsache ist, dass die Stadt Coburg in der heutigen Zeit aufgrund des "Coburger Mohrs direkt mit Rassismus in Verbindung gebracht werden muss. Das kann sicher nicht dem Bild entsprechen, den die Coburger nach außen hin vermitteln wollen. Es wird Zeit Betroffenen zuzuhören.
Wir sind selbst in Oberfranken aufgewachsen und wissen um die Traditionsliebe der Region. Wir wissen Veränderung ist nicht immer bequem und einfach, dennoch notwendig und letztendlich unausweichlich. Unabhängig von jedweder Absicht wird hier de facto kein Schutzpatron verehrt. Eine Stadt deren Motto "Werte und Wandel" ist, kann sicher nicht zufrieden sein, mit einem Stadtwappen, das rassistische Stereotype reproduziert. Wir bitten sie, sich Coburgs Motto zu Herzen zu nehmen und den Schritt in Richtung eines aufgeklärten, anti-rassistischen Coburgs zu machen und sich vom "Coburger Mohr" zu verabschieden.
Kommentar: Mut zur Geschichte
Mohrenstraße, Mohrenbrücke, Tanzgarde Coburger Mohr, Stadtmagazin, Kanaldeckel und Bratwurstmännle - der heilige Mauritius prägt unser Stadtbild. Die Debatte um rassistische Diskriminierung ist durch die Ermordung von Georg Floyd durch weiße Polizisten aufgeheizt. Heftiger denn je. Denn das Thema beschäftigt Historiker seit Jahren. Bestes Beispiel ist die Mohrenstraße in Berlin. Da findet alljährlich im August ein Umbenennungsfest statt, das so etwas wie eine Parodie auf die Gewissheit ist, dass die Mohrenstraße für die nächste Ewigkeit nicht anders heißen wird, wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 23. August schreibt.
In Coburg ist es die Hindenburgstraße, dessen Name immer wieder mal zur Diskussion steht. Doch hier wie andernorts wird Geschichte gedeutet, wie es in die eigene Argumentation passt - und es passiert nichts. In München finden sich Heinrich von Kleist, Christoph Kolumbus, Erich Kästner, Arthur Schopenhauer, Robert Koch, Gustav II. Adolf und Franz Josef Strauß auf einer Liste wieder, die "problematische Straßennamen" versammelt. Erich Kästner beispielsweise, dessen Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt wurden, wird zum Vorwurf gemacht, Deutschland während der NS-Zeit nicht verlassen zu haben, während seine Freunde emigrieren mussten. Spätestens an der Stelle wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zuweilen seltsame Blüten treibt. Zeige mir das Vorbild oder den Gutmenschen, der ohne Sünde ist. Weiße Westen-Menschen auf Straßenschildern gibt es nicht. Wenn's so wäre, würden wir Geschichte verfälschen. Es wäre Ausdruck von Feigheit vor der Reflexion. Das können wir uns nicht leisten. Erst recht nicht in Coburg. Christiane Lehmann
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Diese Petotionistinnen sind die eigentliche Rassisten. Schließlich wollen sie einen Menschen wegen seiner Hautfarbe aus einem öffentlichen Amt entfernen.
Ich frage mich, wer genau sagen kann wie der heilige Mauritius wirklich ausgesehen hat? Vielleicht sah er zufällig genau so aus. Dann würden sich die beiden "Damen" aber über sein Aussehen "lustig" machen. Das wäre dann die eigentliche Diskriminierung und Rassismus. Zuerst war ich wütend, wie man auf solch absonderliche Gedanken kommen kann. Dann wiederum empfand ich Mitleid - schließlich könnte es sein dass die beiden "Damen" ja krank sind, oder nicht an die frische Luft können. Dann aber kam bei mir Dankbarkeit auf. Dankbarkeit, weil mit ganz deutlich gezeigt wurde wie gut es uns geht und wie wenig Probleme wir haben, wenn wir solche Themen zum diskutieren brauchen ...
Originalton Juliane Reuther auf www.Noizz.de (Impressum - Axel Springer SE, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin)
"Coburg ist eine Stadt im Norden von Bayern mit rund 40.000 Einwohner*innen. Kann man kennen oder auch nicht. Auch wer nicht gerade in der Gegend geboren oder aufgewachsen oder Fan von Victoria und Albert ist, sollte sich mal mit der Stadt auseinandersetzen, denn ganz Coburg ist voll von dem rassistischen "Coburger Mohr"....
Was zur Hölle ist da bitte los? Es ist das Jahr 2020. Wieso tanzen kleine weiße Mädchen in Coburg unter dem Gruppennamen "Coburger Mohr", ein Wort, dass von vielen betroffenen Schwarzen Menschen als diskriminierend und traumatisierend wahrgenommen wird?....
Einsicht darüber, dass eine Menge Menschen durch die Darstellung des Mauritius und durch das Wort "Mohr" an die Zeit des Sklavenhandels und der Rassentheorie erinnert werden, scheint es bisher nicht zu geben. Zumindest findet man im Netz keine kritischen Stimmen zum Rassismus des Coburger Wappens, das visuell an ganz falsche Bilder von Schwarzen Menschen anknüpft. Das liegt vielleicht daran, dass die oberfränkische Stadt dann doch gar nicht mal so divers ist und weiße Bürger*innen sich darüber keine Gedanken machen. Wäre ja auch anstrengend, jetzt erstmal die ganze Stadt umzugestalten. Ja, Rassismus ist eben nervig und im Zweifelsfall sogar tödlich für People of Color – auch in Deutschland. Da kann man die Kirche eben nicht länger im Dorf lassen....."
Deutet Reuther damit an, dass die Morizkirche auch noch weg muss???
Da sind intellektuell eher seicht daherkommende New-Media-Mädels, die nur geil auf Clicks und Pageviews sind, damit der Werbeplatz auf Springers Pseudo-Jugendkanal gut verkauft werden kann, schließlich wollen sie ja ihren Job behalten. NOIZZ ist für BILD ist gleiche Mist wie bento beim SPIEGEL, eine Spin-Off, der sich auf plumpe Weise einer imaginierten Jugendkultur anzugleichen versucht. Das Ergebnis ist einfach nur dumpfer Blödsinn.
Eine sogenannte Petition aus dieser Ecke kann man getrost ignorieren. Wie nennt man so etwas politisch korrekt? People of big mouth and little or no brain?