Es gab in den 30er Jahren kaum ein besseres Automobil dieser Klasse. Der Coburger Curt Heumann hat da zugeschlagen.
Seinen 88. Geburtstag feiert am 2. August der Oldtimer "Typ 170". Curt Heumann ist der stolze Besitzer des Fahrzeuges mit dem sehr seltenen Sonnenscheindach.
Der Mercedes Benz vom "Typ 170" wurde am 2. August 1932 erstmals zugelassen. Zufällig hatte Curt Heumann eine Anzeige in einer Zeitschrift gelesen und wurde neugierig. Eigens ist er in die Schweiz gereist und hat sich dieses besondere Auto angeschaut, aber es verging noch ein Jahr. Dann konnte er nicht mehr widerstehen und kaufte den Benz.
Zusammen mit Harry Holder hat er ihn auf einem Autoanhänger nach Deutschland gebracht. Wichtig sei bei der Kaufentscheidung gewesen, dass der Benz vollständig war und keine Teile fehlten, erinnert sich der heutige Besitzer. "Die hinteren Kotflügel, die Trittbretter links und rechts und die Innenausstattung mussten instandgesetzt werden", erzählt der pensionierte Professor im Bauingenieurwesen.
Die Neuerung
Sein Fahrzeug ist eines der ersten mit einer Stoßstange und das erste Auto ohne Starrachse. Vor 1936 wurde der Benz ohne Stoßstangen gebaut. Bis zu diesem Jahr wurden etwa 16000 Fahrzeuge dieses Typs gebaut. Bis 1950 war es dann der "170 V".
Curt Heumann ist ein großer Liebhaber seines Benz Typ 170. Seine Eltern hatten eine Puppenfirma im thüringischen Sonneberg. Sein Vater hatte einen "W 15" zum Kombi umgebaut und dieser Benz war vom Fahrwerk her gleich mit dem Typ 170. Zuvor hatte er sich einen RO 80 gekauft, der jedoch aus einem Recyclingblech hergestellt war und verrostete. Seinen zweiten RO 80 hatte er sich 1988 zugelegt. Bis heute, so erzählt es Curt Heumann, musste nichts an dem Fahrzeug geschweißt werden.
Das Ganze wird zelebriert
Sich in den Benz Typ 170 hineinzusetzen und loszufahren, ist so nicht denkbar. Für die gemeinsame Ausfahrt musste sich Curt Heumann extra andere Schuhe anziehen, da die Pedale sehr klein sind und eng beieinander liegen. Bevor die Fahrt beginnt, heißt es zuerst: Benzinhahn öffnen, den Joke ziehen, nach dem Amperemeter und dem Tankanzeiger schauen. "Man braucht schon viel Kraft, um das Fahrzeug steuern zu können", erzählt Curt Heumann.
Geschaltet wird mit Zwischengas. Und ohne zu kuppeln kann der Schnellgang draufgesetzt oder auch wieder zurückgenommen werden. Die angenehme Reisegeschwindigkeit erlebt man bei der Ausfahrt durchs Coburger Land: Bei etwa 70 Kilometern pro Stunde kann man die Fahrkultur mit 6-Zylinder-Qualität wirklich genießen. Heumann: "Es geht halt alles ein bisschen langsamer."