Nietzsche und Wagner: Auf den Spuren einer Hassliebe

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Ausdrucksvoller Gesang: Ute Döring beeindruckte mit ihrer Gestaltung von Isoldes Liebestod" im Landestheater. Fotos: Jochen Berger
Ausdrucksvoller Gesang: Ute Döring beeindruckte mit ihrer Gestaltung von Isoldes Liebestod" im Landestheater. Fotos: Jochen Berger
Die Texte Richard Wagners las der einstige Heldentenor René Kollo.
Die Texte Richard Wagners las der einstige Heldentenor René Kollo.
 
Aus Briefen und Tagebüchern Cosimas las Sibylle Canonica.
Aus Briefen und Tagebüchern Cosimas las Sibylle Canonica.
 
Dieter Borchmeyer lieh Friedrich Nietzsche seine Stimme.
Dieter Borchmeyer lieh Friedrich Nietzsche seine Stimme.
 
 
 
Das Philharmonische Orchester des Landestheater spielte in Kammerorchester-Besetzung.
Das Philharmonische Orchester des Landestheater spielte in Kammerorchester-Besetzung.
 

Erst war Friedrich Nietzsche fasziniert von Richard Wagner - dann abgestoßen und irritiert. Warum aber ist er bis zu seinem Tod nie wirklich losgekommen von ihm?

Genie und Wahnsinn - wer über Friedrich Nietzsche spricht, kommt an dieser Kurzformel eines tragisch endenden Lebenslaufes nicht vorbei. Und wer über Richard Wagner spricht, kommt wiederum an Nietzsche nicht vorbei.


"Tribschener Idyll"

"Nietzsche - Cosima - Wagner" - so hat der Wagner-Kenner Dieter Borchmeyer eine Collage überschrieben, die als Beitrag des Festivals "Lied & Lyrik" im Coburger Landestheater zu erleben war. In Texten und mit beziehungsvoll ausgewählten Ausschnitten aus Werken von Wagner beschreibt sie "Das Tribschener Idyll - Glück und Ende". Die Jahre von 1866 bis 1872 verbrachte Wagner im Landhaus Tribschen bei Luzern.



Schwärmerische Briefe

Aus Briefen und Schriften von Wagner und Nietzsche, aus Briefe und Tagebucheinträgen Cosimas hat Borchmeyer eine Collage zusammen getragen - von der ersten Begegnung Wagners mit Nietzsche 1868 in Leipzig über Wagners Tod 1883 in Venedig bis zum Tod Nietzsches im August 1900 spannt sich der Bogen.
"Lieber und verehrter Meister" - so klingt es oft, wenn der frisch gekürte Basaeler Philosophie-Professor Nietzsche an den anfangs abgöttisch verehrten Komponisten schreibt.

Die Tribschener Jahre Wagners - das waren Jahre, in denen das "Rheingold" und "Die Walküre" in München gegen Wagners Willen ihre Uraufführung erlebten, Jahre, in denen der 3. Akt der "Siegfried"-Partitur und - natürlich - das anfangs "Tribschener Idyll" getaufte "Siegfried-Idyll" entstand.


Geschickte Bearbeitung für Kammerorchester

Entsprechend gerät dann auch die Musikauswahl mit Werkausschnitten Wagners, die das in Kammerorchester-Besetzung agierende Philharmonische Orchester des Landestheater unter der jederzeit umsichtigen Leitung von Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig klangvoll und nuanciert musiziert. Der Bogen spannt sich vom "Siegfried-Idyll" bis zu Ausschnitten aus "Tristan", "Meistersinger", "Lohengrin" und "Parsifal". Während jenes in Tribschen entstandene Idyll tatsächlich für Kammerorchesterbesetzung konzipiert war, hatte Coburgs Ballettrepetitor Ju Hyun Jeong Wagners üppig instrumentierte Partitur geschickt für kleines Orchester bearbeitet - darunter das Quintett aus den "Meistersingern".

Dass die "Meistersinger" 1868 ihre Uraufführung unter Leitung jenes Hans von Bülow ihre Uraufführung erlebten, dem Wagner zum Dank die Frau ausspannte, bleibt in dieser Collage unerwähnt. Stattdessen schwärmt Nietzsche ausgiebig von seinen ersten Begegnungen mit Wagner und dessen späterer Frau Cosima, die damals noch von Bülow hieß.


Isoldes Liebestod zum Abschluss

Nach einigen Jahren aber wird aus Nietzsches schwärmerischer Begeisterung immer größere Distanz, die schließlich in kritische Schriften mündet. Zum Schluss erklingt Isoldes "Liebestod" - ausdrucksvoll interpretiert von Ute Döring.