Neustadts Partnerstadt ruft "Allez les bleus!"

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Ben Bourebaba (links) und Klaus Eichhorn (rechts) besuchten Benoit Lefevre an seinem Verkaufsstand auf dem Neustadter Marktplatz, um ein wenig über die Euro und Villeneuve zu plaudern. Foto: Rainer Lutz
Ben Bourebaba (links) und Klaus Eichhorn (rechts) besuchten Benoit Lefevre an seinem Verkaufsstand auf dem Neustadter Marktplatz, um ein wenig über die Euro und Villeneuve zu plaudern. Foto: Rainer Lutz

In Neustadts Partnerstadt Villeneuve sur Lot treffen sich viele Fußballfans am Chateau Stelsia, um gemeinsam zu jubeln.

Es ist nicht die Top-Sportart der Region. Im Südwesten Frankreichs ist vor allem Rugby angesagt. Doch wenn eine Fußball-Europameisterschaft, kurz "Euro", im eigenen Land stattfindet, dann fiebern natürlich auch die Sportbegeisterten in Villeneuve-sur-Lot mit. "Man trifft sich, schaut zusammen, jubelt oder tröstet sich gegenseitig", erzählt Benoit Lefevre, der gerade der deutschen Partnerstadt einen Besuch abstattet.
Als Vertreter seiner Heimat verkauft Monsieur Lefevre Käse und andere Produkte aus der Region um Villeneuve-sur-Lot.Klaus Eichhorn und Ben Bourebaba vom Neustadter Städtepartnerschaftskomitee besuchten ihn dort, um etwas über die EM zu plaudern. Zu Hause, berichtet er, treffen sich viele zum Schauen in der "Fanzone" am Chateau Stelsia, etwas außerhalb von Villeneuve. Der Park des Luxushotels wird dann von bis zu 1500 Fans besucht.
Der Eintritt beträgt zwei Euro pro Person - eher ein symbolischer Preis, bei dem es den Organisatoren darum ging, dass sich jeder den Besuch leisten kann.
"Allez les bleus!" dürfte der bekannteste Schlachtruf sein, mit dem die Mannschaft angefeuert wird. "Oder wir singen die Marseillaise", fügt Benoit Lefevre hinzu. Für Franzosen eine Selbstverständlichkeit - auch wenn die Hymne reichlich martialisch betextet ist. Auch Fans anderer Länder lassen schon mal ihre Nationalhymne erklingen, um ihr Team daran zu erinnern, dass es für das ganze Land auf den Rasen geht. Neuerdings singen auch die deutschen Fans nicht nur vor Spielbeginn mit der Mannschaft von Einigkeit und Recht und Freiheit.
In Beleidigungen, die Fans den Spielern der eigenen, der anderen Mannschaft oder dem Schiedsrichter zurufen, ergeht sich Benoit Lefevre nicht. Es darf aber angenommen werden, dass die Fantasie der Fans weiter reicht als bis zu "retourne au vestitaire!" (geh' nach Hause, oder wörtlich geh' zurück in die Umkleide) oder "Quel nul!" (so ein Loser!).
In Villeneuve geht es unter den Fans wohl eh nicht so heiß her. Ausschreitungen wie in Marseille oder Lille sind dort sicher nicht zu befürchten. Die Stadien von Toulouse und Bordeaux sind jeweils rund 140 Kilometer entfernt. Natürlich sehe man auch in Villeneuve-sur-Lot Polizei auf der Straße, aber nicht viel mehr als sonst auch, sagt Benoit Lefevre. Zur "Fanzone" am Chateau Stelsia kämen auch vor allem Leute aus der Region, da bestehe sicher kein erhöhtes Risiko, ist er überzeugt.
Anders in den großen Städten. In Toulouse und Bordeaux ist die Präsenz der Sicherheitsorgane deutlich spürbar. Dort müsse die Polizei ja auch, anders als in der Kleinstadt am Lot, mit Gruppen ausländischer Fans rechnen, die nicht nur auf das Erlebnis des Fußballspiels aus sind.
Mit jeder Runde, in der die Equipe Tricolore weiter kommt, steigt die Spannung der Fans für das nächste Spiel, werden die Plätze in der "Fanzone" begehrter und die Chöre lauter, die rufen: "On y va!" (Los geht's), "Bouffez-les!" (Macht sie nieder, oder wörtlich, fresst sie!). Alle hoffen, sich in den Armen zu liegen und zu rufen "extra, ce but!" (Super Tor!) oder "quel match génial!" (was für ein tolles Spiel!).
Sollte es schief gehen, kann der Ruf laut werden "vendu, l'arbitre!" (der Schiedsrichter ist gekauft). Aber das erwartet natürlich kein echter Fan. Jeder, der sich die Nationalfarben blau, weiß und rot ins Gesicht schminkt, die Tricolore schwenkt und die Marseillaise anstimmt, ist erst einmal überzeugt, am Ende zu rufen: "on est les champions!" (wir sind die Champions) dieser Euro.