Neustadt trauert um "Puppendoktor" Peter Packert

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Da fühlte er sich wohl: Peter Packert inmitten seiner großen Puppensammlung.
Da fühlte er sich wohl: Peter Packert inmitten seiner großen Puppensammlung.

Er war ein Neustadter Original und international Bekannter Vertreter der heimischen Puppenszene. Jetzt ist Peter Packert mit 77 Jahren gestorben.

Neustadt bei Coburg als "Bayerische Puppenstadt" hat wieder ein Original aus der großen Zeit der Spielzeugindustrie weniger. Wie erst jetzt bekannt geworden ist, verstarb bereits am 15. Juli Peter Packert. Er wurde durch seinen Beruf als "Puppendoktor" weit über die Grenzen des Coburger Landes hinaus bekannt.
Martin Stingl (SPD), Dritter Bürgermeister und in der Stadt zuständig für kulturelle Angelegenheiten, bedauerte den Tod Packerts: "Er war eine Institution für unsere Stadt Neustadt." Packert sei ein verlässlicher Ansprechpartner für all diejenigen gewesen, die mit Schäden und Defekten an ihren Puppen zu kämpfen hatten. Ihn habe es immer wieder überrascht, mit welch großem Fachwissen auch über alte Handwerkspraktiken der Puppendoktor ans Werk gegangen sei, erinnerte sich Martin Stingl.


Riesiger Puppenfundus

Peter Packert begann im Jahr 1976, alte Puppentraditionen aufleben zu lassen. Durch Zufall konnte er damals einen alten Neustadter Betrieb aufkaufen, in dem Puppenkörper hergestellt worden waren, mit Eisenmatritzen aus dem Jahr 1910. Er war so überzeugt von seiner Puppenmission, dass er seinen Job bei einem großen Fotostudio an den Nagel hängte und den risikoreichen Sprung in die Selbstständigkeit wagte.
In der Folgezeit startete er in einem engen Keller erste Versuche, Puppenkörper nach Art der Waltershäuser Doppelgelenk-Gliederkörper zu fertigen. Zusammen mit Ehefrau Liese experimentierte er einige Monate mit Farben, Leim und Pappe, bis die ersten brauchbaren Körper entstanden. Viele Neustadter Bekannte, die noch die alten, überlieferten Rezepturen kannten, standen ihm mit Rat und Tat zur Seite.
In den 80er Jahren ergab sich dann die Möglichkeit, eine in Insolvenz geratene Spielwarenfabrik und deren Gebäudekomplex zu erwerben und so die eigenen Produkte selbst zu vermarkten. Dort wurden die Pressen und Matritzen untergebracht, im Erdgeschoss entstand ein Ladengeschäft für antike Puppen, Spielzeug und Zubehör. Auf über 200 Quadratmeter befindet sich im ersten Stockwerk das Ersatzteillager für Restaurationen alter Puppen. Der "Doktor" hatte das Glück, in dieser Zeit von vielen alten Betrieben die Bestände zu übernehmen. Und so wuchs ein riesiger Fundus mit Tausenden von alten Puppenköpfen aus den verschiedensten Materialien, aber auch mit großen Mengen an Beinen, Körpern, Händen, Armen und Perücken. Wenn etwas für die fachgerechte Reparatur fehlte, konnten diese Teile in alten Formen originalgetreu hergestellt werden. Puppenkliniken aus aller Welt bestellten ihren jeweiligen Bedarf bei der "Zentrale" in Neustadt.


International bekannt

Mit dem ersten internationalen Puppenfestival in der bayerischen Puppenstadt erweiterte sich der Kundenkreis. Und Peter Packert nutzte die Gunst der Stunde: Der große Garten hinter dem Fabrikgebäude wurde in einen Biergarten umfunktioniert. Viele internationale Kontakte kamen so zustande.
Sohn Thomas, verheiratet und Vater von zwei Jungen, arbeitete seit vielen Jahren im väterlichen Betrieb als er das Ruder übernahm. Er weiß um die Tricks der Puppen- und Teddybär- Herstellung sowie Restaurierung bestens Bescheid. Nun ist es das Erbe des Puppendoktors Peter Packert, das er weiter trägt.


Die Trauerfeier für Peter Packert

Termin: Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am kommenden Freitag um 11.30 Uhr in der Auferstehungskirche in Neustadt statt.