Schüler, Konfirmanden, Sammler- und Briefmarkenfreunde, die Kirchengemeinde und viele Unterstützer tragen alles zusammen, was mit dem Reformator verbindet.
Die evangelische Kirche feiert ihren Reformator. Eine ganze Luther-Dekade ist ausgerufen und heuer erreicht sie ihren Höhepunkt mit dem Luther-Jahr. Schließlich soll Martin Luther am 31. Oktober des Jahres 1517 seine 95 Thesen eigenhändig an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben. Wer als Kommune oder Kirchengemeinde irgendein "Luther-Faktum" vorzuweisen hat, der holt es jetzt hervor. "Da brauchen wir uns in Neustadt in Sachen Luther ganz sicher nicht zu verstecken", sagt Horst Gundel. Und so begeht denn auch die Kirchengemeinde St. Georg ihr "Luther-Jahr" und viele helfen dabei mit.
Selbst in der Klasse 3ag der Schule an der Heubischer Straße ist gerade alles auf Luther eingestellt. Im Heimat- und Sachunterricht haben sich die Kinder mit ihrer Lehrerin Sabine Kreußel mit dem Reformator beschäftigt und sind sogar auf Spurensuche in der Altstadt gegangen. Weil das Thema im Heimat- und Sachunterricht behandelt wird, erfahren Schüler aller Konfessionen, was es mit Luther auf sich hat und warum sich Neustadt durchaus als Luther-Stadt fühlen darf. Da gibt es mehr, als seine Predigt am Karfreitag 1530 in der Stadtkirche.
Luther in moderner Verkleidung
Horst Gundel, selbst pensionierter Lehrer und geschichtsinteressiert, kommt extra mehrmals in den Unterricht, um mit den Schülern über den Reformator zu reden. So entstand die Idee, die Schüler auch in ein Projekt einzubinden, das mit mehreren Beteiligten für die Stadtkirche in Planung ist.
Ihr Beitrag: selbst gemalte Bilder. "Wir haben uns überlegt, wie Luther sich heute verkleiden würde", erklärt Sabine Kreußel. Und Efilsu weiß auch, warum er sich verkleiden musste: "Er war ja vogelfrei." So machten sich die Kinder also daran, Portraits des großen Reformators so zu überarbeiten, dass ihn die Häscher garantiert nicht erkennen. Bärte in allen Variationen, ausgefallene Kopfbedeckungen und sogar eine Aufmachung als Teufel kamen dabei heraus. Die Bilder von Efilsu, Oskar, Sophie, Helena Luca uns allen andern werden im Rahmen des Gesamtprojekts um Luther in Neustadt auch in der Stadtkirche zu sehen sein. Und noch viel mehr.
Sehr alte Abendmalsgeräte
"Wir werden auch Abendmalsgeräte zeigen, die noch aus der Reformationszeit stammen", sagt Klaus Engelhardt, der zusammen mit Horst Gundel, das Projekt in der Kirche organisiert. Einer der Kelche gehört wohl zu den ältesten im Coburger Land. Er stammt mit großer Sicherheit noch aus vorreformatorischer Zeit und trägt die vermutlich später aufgebrachte Gravur "Pax intrantibus salus exeuntibus" (Friede den Eintretenden, Heil den Hinausgehenden). Das Stück wird für die Ausstellung aus dem Tresor der Kirche geholt.
In dem kleinen Museum, das Gundel und Engelhardt gemeinsam in der Kirche eingerichtet haben, ist ein Brief zu sehen, der von Luther in Neustadt geschrieben wurde.
Pfarrerin Bettina-Maria Minth hat sich mit den Konfirmanden das Luther-Fenster in der Kirche zum Thema gewählt. Dabei werden auch Bilder vom Ausflug der Konfirmanden nach Wittenberg zu sehen sein. Die Jugendlichen nehmen dabei die Symbole des Schafs (der Herr ist mein Hirte) und der Burg (der Herr ist mein feste Burg) auf.
Das ursprüngliche Luther-Fenster mit einer Abbildung des Reformators, das 1894 von einem Neustadter Privatier gestiftet worden war, existiert nicht mehr. Der Luftdruck einer Fliegerbombe, die beim Angriff auf Neustadt noch im April 1945 nahe der Kirche einschlug, zerstörte sämtliche Fenster auf der Südseite des Gebäudes. Darunter war neben dem Luther-Fenster auch ein kunstvolles Evangelisten-Fenster, das bereits 1946 ersetzt werden konnte. Auch ohne Fliegerangriff sah die Kirche Sankt Georg zu Zeiten Luthers ganz anders aus als heute. Einen Eindruck davon gab ein Modell, das einmal von Erich Leistner gebaut wurde. Es ist verschwunden. "Es gibt aber Fotos davon, die ich noch rechtzeitig für die Ausstellung bekomme", verspricht Horst Gundel.
Tauschtage zum Thema Luther
Ebenfalls mit im Boot für das Neustadter Luther-Jahr sind die Sammler- und Briefmarkenfreunde. "Die Grenzlandtauschtage im März beziehen sich auch auf Luther", kündigt Vorsitzender Burkhard Grempel an. Es wird eine Menge Exponate rund um Luther geben wie beispielsweise Notgeldscheine, auf denen der Reformator abgebildet ist. Auch um einen Sonderstempel für Briefmarkenfreunde zum Thema hat sich der Verein bemüht.