Als Nepalkennerin konnte Autorin Heidi Fischer aus Coburg die Hintergründe ihres Romans "Der verlorene Mann" in der Stadtbücherei gut erklären.
Einen luxuriösen Urlaub kann man in Nepal wohl nicht verbringen. Es zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Erde, in ländlichen Gebieten sind bis zu 80 Prozent der Bevölkerung Analphabeten und statt Sonne und Strand bekommt man dort das Bergmassiv des Himalaya. Und doch lohnt sich ein Aufenthalt in Nepal. "Wer dorthin reist, ist meist auf Sinnsuche", sagt Autorin Heidi Fischer.
Am Mittwochabend stellte sie ihr neues Buch "Der verlorene Mann" in der Stadtbücherei Neustadt vor. Ihr Werk spielt in Nepal und hat genau diese Sinnsuche als zentrales Motiv.
Zwar haben sich Elisabeth und Norbert Wagner schon vor vier Jahren getrennt, jedoch sind sie bis heute auf dem Papier noch verheiratet. Deshalb bekommt Elisabeth und nicht Norberts neue Lebensgefährtin Sara einen Anruf aus Nepal, als Norbert nach einem Trekkingausflug in Nepal wie vom Erdboden verschluckt ist. Weil die gemeinsame Tochter Lena sie dazu überredet, reist Elisabeth selbst nach Nepal und geht in das buddhistische Kloster, in dem sich Norbert noch vor der Trekkingtour aufgehalten hat. Eigentlich reist Elisabeth überhaupt nicht gerne, deswegen stößt sie in dem Kloster sehr schnell an ihre Grenzen. Sie bekommt dort aber auch die alten Tagebücher ihres Exmannes, in denen sie ihn von einer neuen, sehr nachdenklichen Seite kennenlernt. Zeitgleich begibt sich auch Sara in Nepal auf die Suche nach Norbert. Sie macht die Trekkingtour, bei der ihr Lebensgefährte verschwunden ist. Sechs Tage ist sie unterwegs, bis sie den Ort erreicht, an dem er zuletzt gesehen worden ist. Dort bekommt Sara einen Brief, der den weiteren Verlauf der Suche maßgeblich beeinflusst.
Bergsteigen geht gut in Nepal
Heidi Fischer ist selbst drei Mal in Nepal gewesen. "Mein Mann geht gerne bergsteigen, dafür ist die Landschaft dort ideal", erklärt sie. Auf ihrer letzten Reise im Jahr 2014 sei dann die Idee zu ihrem neuen Buch entstanden. "Während mein Mann auf einer Trekkingtour war, habe ich in buddhistischen Klöstern gelebt", erzählt sie. Dort habe sie auch einige Buchfragmente geschrieben, die sie zu Hause dann noch ergänzt und zusammengefügt habe. "Eigentlich war mein Werk schon Anfang 2015 fertig, doch dann kam das große Erdbeben in Nepal und ich wollte es noch mit einbauen, bevor ich das Buch veröffentlichte", erklärt sie.
Besonders beeindruckt wurde sie von Menschen, die sie auf ihrer Reise getroffen habe. "Viele Leute sind dort bettelarm, aber sie sind trotzdem gut gelaunt, gastfreundlich und hilfsbereit", sagt sie. So etwas Wunderbares habe sie in keinem Land zuvor erlebt. "Ich kann mir vorstellen, dass diese Freundlichkeit auch mit ihrem Glauben zusammenhängt", sagt sie. Gerne erinnere sie sich auch an die Begegnungen mit den Kindern aus Nepal. "Wenn man sie auf den Trekkingtouren trifft, kommen sie sofort auf einen zu", erzählt sie. Dabei seien sie keineswegs fotoscheu. "Die Kinder lieben es, wenn man sie fotografiert - vor allen Dingen, wenn der Fotoapparat ein Display hat, auf dem sie das Bild sofort sehen können", erklärt sie. Eine Reise nach Nepal könne sie nur empfehlen. Wer allerdings zusammen mit seinem Ehepartner in eines dieser Klöster möchte, muss vorher eine Sache berücksichtigen: "Auch Ehepaare werden in voneinander getrennten Schlafzimmern untergebracht."