Zahlreiche Artikel des Journalisten Claas Relotius waren manipuliert - möglicherweise auch der, für den er 2012 in Coburg ausgezeichnet wurde.
Aufregung in der Medienbranche: Der 33 Jahre alte Journalist Claas Relotius hat viele seiner Reportagen manipuliert. Betroffen davon sind so renommierte Blätter wie die "Zeit" oder "Der Spiegel", die Texte von Relotius abgedruckt haben. Was alles noch schlimmer macht: Claas Relotius hat für seine Arbeit auch reihenweise Preise eingeheimst - 2012 zum Beispiel den "Coburger Medienpreis", der vom Medienclub Coburg vergeben wird. Vorsitzender Thomas Apfel ist mächtig sauer und "sehr verärgert".
infranken.de: Bekommt Class Relotius den "Coburger Medienpreis", den er 2012 erhalten hat, aberkannt?
Thomas Apfel: Claas Relotius hat den Preis damals für einen Artikel über Demenzkranke erhalten, der in der "Zeit" erschienen ist. Und ja: Sollte sich herausstellen, dass auch dieser Artikel von seinen Manipulationen betroffen ist, dann werden wir ihm den Preis aberkennen.
Wie sehr ärgern Sie sich über den Schaden, den Herr Relotius mit seinen Tricksereien für den gesamten Journalismus angerichtet hat?
Ich bin sehr verärgert. Denn Claas Relotius hat gegen einen Ehrenkodex verstoßen. Da brauchen wir uns nicht wundern, wenn Begriffe wie "Lügenpresse" die Runde machen. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass der Großteil der Journalisten sauber und korrekt arbeitet.
Mancherorts wird bereits darüber nachgedacht, die Verleihung von Medienpreisen erst einmal auszusetzen. Der "Coburger Medienpreis" würde turnusmäßig zum nächsten Mal im Jahr 2020 vergeben werden. Könnten Sie sich vorstellen, dass auch der Medienclub Coburg eine Pause einlegt?
Nein. Denn, wie gesagt, die Mehrheit der Journalisten arbeitet meiner Meinung nach völlig sauber. Und sauberer und guter Journalismus muss gewürdigt werden. Gleichzeitig muss man aber leider feststellen, dass es in unserer Branche Betrüger gibt - und das ist bitter.
"Vertraute Kulisse" heißt das Relotius-Nümmerken von 2011 auf ZEIT online ... – nachzulesen hier:
https://www.zeit.de/zeit-...
Es geht um ein vielfach preisgekröntes niederländisches Demenzkranken-Modellwohnprojekt, namens "Hogeweyk", bei dem der Star-Reporter – ein kleines Anzeichen ... – allerdings beharrlich das "k" am Schluß wegläßt; wenn das ZEIT-Lektorat nicht mal die Schreibweise eines fremdsprachlichen Orts der Handlung überprüft ... – da möcht' man schon ein wenig an Böll denken.