Der ehemalige Vizekanzler und ASB-Präsident stellte bei der Ehrungsfeier von Mitgliedern in Coburg seine Vorstellung von einer humanen Gesellschaft vor.
Franz Müntefering, Vizekanzler a.D. und Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Deutschland, zeigte sich am Mittwochabend begeistert. "Es ist auffällig, mit welcher Dichte der ASB hier vertreten ist", sagte der prominente Gast in den Räumen von "Leise am Markt". Müntefering war zu Besuch, um den Coburger ASB zu besichtigten, die Arbeit kennenzulernen und vor allem, um langjährige Mitglieder zu ehren. In seine Rede griff er auch die aktuelle Flüchtlingspolitik auf.
Eine soziale und solidarische Gesellschaft erachtet Müntefering als wichtig. "Ob eine Gesellschaft auch eine humane Gesellschaft ist, dies entscheidet sich am Zusammenleben der Menschen", betonte er. Der ASB habe vor 200 Jahren mit der Armenfürsorge begonnen und dadurch den ersten Schritt in den Sozialstaat getan. Zur einer erfolgreichen Arbeit im Verband tragen laut Müntefering die unterschiedlichsten Talente bei, also professionelle Mitarbeiter ebenso wie die ehrenamtlichen Helfer. "Helfen kann man können, aber den Umgang mit Notfällen, Trauer oder Demenz muss man lernen und üben."
Aufgabenspektrum des ASB hat sich erweitert
Mit der Palliativmedizin und den Hospizen hätten sich auch die Aufgaben in den vergangenen Jahren verändert. Die Aufgaben der Arbeiter-Samariter sieht Müntefering nicht nur bei den Katastrophen oder Krankheiten angesiedelt, sondern gerade jetzt im Augenblick, wo viele hilfsbedürftige Menschen zu uns kommen. "Es ist wichtig, dass man Menschen hilft, die dringend auf unsere Hilfe angewiesen sind", betonte er.
Immer wieder würden Stimmen laut, man könne doch nicht die ganze Welt aufnehmen. Müntefering: "In der Tat können wir das nicht, aber wir müssen aufpassen, dass das nicht dazu führt, das man den einzelnen Menschen nicht hilft." Vielleicht, meinte er, habe man sich in den 1990er-Jahren zu sicher gefühlt, möglicherweise in Illusionen gelebt, die sich nun als falsch erwiesen, aber Menschen könnten immer einen Beitrag dafür leisten, dass die Welt ein bisschen besser werde. "Wir müssen denen, die da sind, helfen, so gut wir können", appellierte er. Den ASB sieht er bei diesen Aufgaben als unentbehrlich an. "Ohne den ASB wären wir ein ziemlich armseliges Land." Die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Neustadt, Elke Protzmann (CSU), lobte die unermüdliche Arbeit und die passgenauen sozialen Dienstleistungen von Coburg Stadt und Land.
Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) blickte auf die Anfänge: In einem kleinen Nebenzimmer habe sich der Verband einst gegründet und seitdem explosionsartig entwickelt. Tessmer: "Die Geehrten haben dafür gesorgt."
Starkes Unternehmen
Der Vorsitzende des ASB-Regionalverbandes Coburg, Hans-Joachim Lieb, berichtete aus der Arbeit des ASB. Die Mitgliederzahl im Regionalverband Coburg Stadt beträgt demnach 8500, im Kreisverband Coburg Land sind es 2500, die Mobilisierungsquote Stadt und Landkreis liegt bei 8,5 Prozent (bundesweit 1,4 Prozent). Beim Umsatz liegen die Coburger an erster Stelle in Bayern mit elf bis zwölf Millionen Euro in der Stadt und bei vier Millionen Euro im Landkreis, im Regionalverband Coburg Stadt sind 450 Mitarbeiter, davon 17 Auszubildende beschäftigt, im Landkreis sind 140 ASB-Mitarbeiter tätig.
Dies sind einige Bespiele, die Lieb nannte. "Wir sind ein gemeinnütziger Verein und sind inzwischen unter den 20 größten Firmen in der Stadt nach der Mitarbeiterzahl", sagte Lieb. Allerdings sei man auf Mitgliederbeiträge angewiesen, um neue Investitionen zu tätigen.
Ehrungen beim Arbeiter-Samariter-Bund
ASB-Regionalverband Coburg 40 Jahre: Angelika Nembach; 25 Jahre: Günther Bätz, Bärbel Richter, Regina Beugnis, Rosemarie Schell, Christine Fritz, Sonja und Kurt Bernreuther, Renate Hähnel, Ernst Steiner und Otto Stolba.
Eine Auszeichnung für ihre Verdienste erhielten Oberbürgermeister Norbert Tessmer und IHK-Präsident Friedrich Herdan.
ASB-Kreisverband Neustadt 40 Jahre: Ursula Hutterer; 25 Jahre: Petra Brandt, Klaus-Jürgen Fischer, Andreas Fleischmann, Elga Friedrich, Rudolph Grams, Barbara und Siegfried Greiner, Burkhard Grempel, Elfriede Hoffmann, Manfred Müller, Elke Protzmann, Diana Thiem, Hilde Völker, Zelinski.
Landrat Michael Busch (SPD) erhielt eine Ehrung für sein Engagement für den ASB. Busch habe sich für eine Förderung der der Hausgemeinschaft Anna von Henneberg in Sonnefeld eingesetzt, hieß es bei der Verleihung.