Medical School von Regiomed nimmt Fahrt auf

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Medizinstudium in Deutschland: Hier zählt vor allem die Abiturnote, und die Universitäten sind voll. Anders ist es im kroatischen Split, dessen Universität jetzt mit dem Klinikverbund Regiomed zusammenarbeitet. Regiomed darf 25 von 50 Studierenden für den englischen Medizin-Studiengang auswählen und übernimmt auch die klinische Ausbildung vom vierten bis zum sechsten Studienjahr. Foto: Jan Woitas/dpa
Medizinstudium in Deutschland: Hier zählt vor allem die Abiturnote, und die Universitäten sind voll. Anders ist es im kroatischen Split, dessen Universität jetzt mit dem Klinikverbund Regiomed zusammenarbeitet. Regiomed darf 25 von 50 Studierenden für den englischen Medizin-Studiengang auswählen und übernimmt auch die klinische Ausbildung vom vierten bis zum sechsten Studienjahr. Foto: Jan Woitas/dpa

Der Klinikverbund Regiomed will sicherstellen, dass es in seinen Häusern und für die Region auch künftig genug Ärzte gibt.

Bernhard Greger kann einen gewissen Stolz nicht verhehlen: Gerade mal ein Jahr habe es gedauert von den ersten Überlegungen zur Gründung der Medical School von Regiomed, und nun laufe gerade das Bewerbungsverfahren für diejenigen, die ab Oktober Medizin studieren wollen, fasst er zusammen. Greger, Chirurg, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Klinikums Lichtenfels und Privatdozent, wird einer der Ärzte sein, die in der Medical School unterrichten - wenn die ersten Studierenden in die Kliniken in Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen und Sonneberg kommen. Das aber wird noch drei Jahre dauern, denn das medizinische Grundlagenstudium absolvieren die künftigen Ärzte im kroatischen Split.

Mit der staatlichen Universität dort hat Regiomed eine Vereinbarung abgeschlossen, dass der Klinikverbund 25 Studierende für das Medizinstudium in englischer Sprache auswählen darf.
Diesen Studiengang gibt es in Split schon seit dem Wintersemester 2011/12, und es war bisher schon möglich, sich von Deutschland aus dafür zu bewerben. Die deutschen Zulassungskriterien fürs Medizinstudium gelten in Split nicht, vor allem nicht der Numerus Clausus. Doch die Hürden seien gleichwohl hoch, betont Professor Brachmann, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Klinikum Coburg: Gefordert sind "gute bis sehr gute Noten" in naturwissenschaftlichen Fächern, "gute bis sehr gute Englischkenntnisse". Wer studieren will, muss außerdem in einem Motivationsschreiben seine Gründe darlegen. Es geht, so ist es auf der Homepage der Medical School nachzulesen, hauptsächlich um die Eignung für den Arztberuf.

31 Bewerbungen für die 25 Studienplätze liegen bereits vor. Brachmann und die Projektkoordinatorin Kathrin Thaler gehen davon aus, dass es bis zum Freitag, wenn die Bewerbungsfrist endet, noch mehr werden. Es habe etliche telefonische Nachfragen gegeben, berichtete Thaler am Montag beim Pressegespräch.

Die Studierenden werden ab dem vierten Jahr die Hälfte ihrer Ausbildung, nämlich den klinischen Teil, in den Regiomed-Kliniken absolvieren. Die damit verbundene Hoffnung ist, dass die Mediziner dann auch hier bleiben, sei es als niedergelassene Ärzte oder in einem Anstellungsverhältnis bei Regiomed. Da sei man inzwischen für alles offen, betonte Joachim Bovelet, der Hauptgeschäftsführer des Regiomed-Verbundes, in dem die kommunalen Krankenhäuser der Landkreise Coburg, Hildburghausen, Lichtenfels und Sonneberg zusammengeschlossen sind. Denn die kommunalen Kliniken sehen sich in der Pflicht, die ärztliche Versorgung in der Region sicherzustellen - und die hängt nicht allein von den Kliniken ab. Da geht es auch um die niedergelassenen Ärzte, von denen ein großer Teil in den nächsten Jahren aus Altersgründen aufhören wird.

Teilweise können freiwerdende Stellen jetzt schon nicht mehr besetzt werden. Regiomed will den jungen Ärzten deshalb vielfältige Anreize bieten, angefangen bei der Ausbildung, die nicht kostenlos ist: 9000 Euro kostet ein Studienjahr an der Universität Split. 54 000 Euro kommen da in sechs Jahren zusammen. Regiomed bietet Stipendien an oder die Möglichkeit, die Gebühren zu erstatten, wenn Mediziner nach der Facharztausbildung in einem Regiomed-Haus bleiben. "Wir bieten Mithilfe bei allem, was man braucht, um seinen Lebensmittelpunkt hier zu finden", sagte Bovelet, ob es nun um den Hausbau gehe, den Kindergartenplatz oder einen Job für den Lebenspartner.

Doch akut wird das alles erst in einigen Jahren, wenn die ersten Absolventen der Medical School vor dem Abschluss stehen. Vorher muss Regiomed sicherstellen, dass es seinen Teil der Ausbildung erfüllen kann. Da geht es um Unterrichtsräume in den Krankenhäusern, um Unterkünfte und um qualifiziertes Lehrpersonal. Bei der künftigen Besetzung von Arztstellen werde die Lehrfähigkeit ein wichtiges Kriterium sein, kündigte Bovelet an. Das werde auch die Versorgungsqualität in den Regiomed-Häusern verbessern. Was die Räumlichkeiten für die Lehre angeht, "gibt es schon Ideen", wie die Lichtenfelser Klinikdirektorin Eva Jungkunst sagte. Dort wird derzeit ein neues Klinikum gebaut. Die Fertigstellung ist für Ende 2017 vorgesehen, der Umzug fürs Frühjahr 2018.
Für die Ausbildung sollen alle Standorte genutzt werden, der unterschiedlichen Schwerpunkte wegen. "Wir werden aber so planen, dass die Studierenden nicht ständig hin- und herfahren müssen", versicherte Brachmann. Für Bereiche wie Augenheilkunde oder Dermatologie brauche Regiomed ohnehin noch Partner, sagte Bovelet.

Professor Brachmann sieht für Regiomed noch weitere Vorteile aus der Zusammenarbeit mit der Universität Split: Dadurch könnten zum Beispiel EU-Mittel für Forschungsprojekte beantragt werden. Erfahrung in der Ausbildung mit und für Universitäten haben die Regiomed-Häuser schon. Das Klinikum Coburg war 39 Jahre lang Lehrklinikum der Universität Würzburg, bis diese Zusammenarbeit von Würzburger Seite wegen der Kooperation mit Split gekündigt wurde. Sonneberg ist noch Lehrkrankenhaus der Uni Jena: Angehende Ärzte absolvieren dort ihr praktisches Jahr. Bernhard Greger veranstaltet zusammen mit der Universität Marburg jährlich Kurse im Fach Chirurgie.

Abgesehen davon hat Regiomed mit seiner Kooperation mit der staatlichen Universität in Split auch in der Krankenhauslandschaft Aufsehen erregt, wie Geschäftsführer Joachim Bovelet berichtete. Eine Klinik im Schwarzwald habe Interesse geäußert, sich anzuschließen.