Die international renommierte Jazz-Pianistin präsentierte bei Leise am Markt solo Kompositionen aus ihrem neuen Album "Resonance".
Kennt Antoinetta Bafas in ihrem Anspruch Grenzen? So lange Coburg bei ihrem Tun solche Geschenke davonträgt, bleibt das ihre Sache. Die Pianistin, Chorleiterin, Produzentin, Veranstalterin hat vor fünf Jahren mit Leise am Markt ein "Format", wie man jetzt sagt, installiert, in dem sie in dieser kleinen Stadt und in diesem gerade hundert Leute fassenden Raum immer wieder Künstler von Weltformat präsentiert. Wie sie die Stars des internationalen Jazz, aber auch aus "Weltmusik" und Folk, dazu bewegt, von den Sälen der Großstädte aus hier mal vorbeizuschauen, ist nicht ganz erklärlich.
Jedenfalls - weil fünf Jahre solchen Tuns schon eine Zeit sind, gönnt Bafas sich und uns in dieser Saison, unter anderem, drei herausragende Jazz-Solopianisten. Es begann mit Maria Baptist. Es geht erstmal weiter mit Chris Jarrett, den Bafas auch schon zur Coburger Jazznacht hierher verführt hatte. Und dann: Martin Tingvall aus Schweden. Auch das weitere Programm lässt die Herzen höher schlagen.
Für die drei Pianisten hat Bafas gar den E-Flügel, der es meistens tut, manchmal aber auch nicht ganz, wegrücken und stattdessen ihren eigenen Bechstein-Flügel auf die winzige Bühne von Leise am Markt bringen lassen.
Den ließ Maria Baptist bei ihrem nun gar schon dritten Coburger Besuch zu einer Art Traumschiff werden, mit dem die fast ein bisschen hypnotisierten Zuhörer davonsegelten. Was aber alles andere als romantisch gemeint ist.
Denn die in Berlin und New York lebende Pianistin wirkt dabei von Anfang bis Ende fast einschüchternd nüchtern, teilt freundlich mit, was sie bietet und versenkt sich und uns dann umstandslos in ihre Kompositionen. Ihre Musikwelt und sonst nichts. Die Musikwelt der Maria Baptist ist allerdings so immens, dass man aber auch gar nichts sonst mehr braucht, an diesem Abend nicht einmal ihr fulminantes Trio, mit dem sie vor gut einem Jahr hier auch schon beeindruckte. Im Sommer 2015 gastierte sie mit einem Streichquartett beim Coburger "Verein".
Allein dieser Klang
Maria Baptist, so weit erklärt sie es kurz und bündig, meditiert, improvisiert aus der Stille heraus und komponiert. Es entstehen komplexe, riesige - Gemälde kann man nicht sagen, denn wir tauchen eher in dreidimensionale Raumzeit-Gebilde. Das klingt gewaltig und ist es auch und nimmt den Zuhörer trotzdem in großer Selbstverständlichkeit auf. Sie selbst spricht manchmal von Balladen.
In aller die Auffassungsgabe durchaus fordernden Vielschichtigkeit tauchen immer wieder die Hand reichende Melodien, eher kleine Phrasen auf. Auch mit innehaltenden rhythmischen Mustern sammelt Baptist ihre Zuhörer, die sie zuvor zum freien Assoziieren und geistigen Flanieren verführt hatte, wieder ein, bündelt und führt souverän weiter in die von ihr gewünschte Richtung. Manche Jazzmusiker gehen im Livekonzert mit ihren Zuhörern, ob die folgen können oder nicht, improvisierend auf freie Kaperfahrt. Maria Baptist kommt bereits zurück mit reichen Schätzen, die sie nun ausgeklügelt arrangiert und mit leidenschaftlichem, voluminösem, wenn nötig aber auch zartem Anschlag präsentiert. Jedenfalls ist allein schon der Klang, den sie an diesem Flügel erzeugt - den sie später auch als "großartig" lobt - ein Erlebnis.