Wie beweist man Zivilcourage? Und was kann man tun, um kritische Situationen zu entschärfen? Studierende der Hochschule haben sich gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Treffpunkt Bertelsdorfer Höhe darüber Gedanken gemacht.
Es gibt viele Arten von Gewalt und ebenso viele Möglichkeiten, Zivilcourage zu beweisen. Die Studenten der Hochschule Coburg, Fachschaft soziale Arbeit und internationale soziale Arbeit, gestalteten mit neun Jugendlichen aus dem Treffpunkt Bertelsdorfer Höhe eine Ausstellung zum Thema "Zivilcourage". "Mal schnell die Welt retten" lautete das Thema der Ausstellung, die am vergangenen Sonntag im Stadtpunkt "Fugenlos" in der Herrngasse 7 stattfand.
Die Studierenden, Sabrina Arnold, Stefanie Gareis, Katharina Herbst, Maria Janzen, Christina Köbele und Anna Xenia Stephan, zeigten sich von den 14- bis 17-jährigen Mitgestaltern der Ausstellung absolut begeistert. Diese hätten sich mit viel Eifer und Kreativität in die Gestaltung der Poster eingebracht.
Die fünf Projekttreffen auf der Bertelsdorfer Höhe waren mit der Gestaltung der Plakate, Sachinformationen in Form von Filmen und theoretischer Wissensvermittlung sowie dem Austausch über
die eigenen Erfahrungen ziemlich ausgebucht.
Alle Freiheiten Dozent Torsten Dohnalek, von der Hochschule Coburg betonte, dass die Studierenden und die jungen Leute aus dem Treffpunkt bei der Gestaltung alle Freiheiten hatten. Dohnalek selbst griff höchstens als Motivator und Tippgeber ein.
Alexander Kiritschenko sieht Zivilcourage und "sich für Menschen einzusetzen" in zwischenmenschlichen Beziehungen als äußerst wichtig an. Lisa Woodruff teilt seine Meinung: "Es ist wichtig, dass man nicht nur zusieht, sondern auch etwas tut. Dass man losgeht und etwas anpackt." Selina Wölfert sieht, ebenso wie ihre Mitstreiter, die Notwendigkeit, sich im Zweifelsfalle einzumischen als äußerst wichtig an.
"Allein kann man oft weniger erreichen, als wenn man sich zu zweit oder zu dritt einmischt."
Natürlich ist den Studierenden und den jungen Leuten vom Treffpunkt klar, dass es keine echte Hilfe ist, wenn man Gewalt mit Gewalt bekämpft. Es gebe andere Möglichkeiten, sind sich Herbst, Arnold und Janzen einig. Gemeinsam mit den anderen stellten sie einen Notfallplan auf, der durchaus praxistauglich ist. Ruhe zu bewahren und nach Möglichkeit sehr schnell einzugreifen, seien wesentliche Faktoren. Um kritische Situationen zu entschärfen, reiche es manchmal schon, wenn man Täter und Opfer anspreche und sich nach den Gründen erkundige.
Dass Zivilcourage eigentlich immer etwas kostet, ist den meisten klar. In erster Linie muss man sich selbst überwinden. "Wenn man selbst von Gewalt betroffen ist, möchte man auch, dass einem zur Seite gestanden wird", wissen die Studierenden.
Selina erinnert sich, wie es in einer Klasse einmal handfest zur Sache ging: "Zwei Schüler sind aufeinander los. Eine Schülerin ging dazwischen. Die hat zwar noch eine Faust abgekriegt, aber sie konnte für Ruhe sorgen."
Die Ausstellung wurde am Sonntagnachmittag im "fugenlos" gezeigt. Die jungen Leute von der Bertelsdorfer Höhe und die Studierenden mussten dabei erfahren, dass es gar nicht so einfach ist, Passanten zur Ausstellung einzuladen. Die meisten Spaziergänger seien auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt gewesen, einige ältere und auch einige jüngere Leute hätten sogar regelrecht unwirsch auf die Einladung reagiert.
Das passende Rezept Für solche Zeitgenossen gibt es in der Ausstellung ein Rezept für Zivilcourage: Ein Kilo Mut, zwei Teelöffel Toleranz und fünf Liter Liebe. Heraus kommt die Fähigkeit, sich einzumischen.
An der sogenannten "Wall of heroes", der Heldenmauer, wurde von Menschen berichtetet, die ihre Zivilcourage mehr als nur Überwindung kostete. Als jüngstes, trauriges Beispiel wurde hier die getötete Studentin Tugçe erwähnt; oder auch eine junge Frau, die in einem Fotogeschäft arbeitete, dort pornografische Fotos von Kindern entdeckte und die Polizei benachrichtigte. Kurz darauf verlor die Frau ihren Arbeitsplatz.
Zivilcourage muss nicht immer negative Erlebnisse für denjenigen nach sich ziehen, der sie ausübt. Immer wieder sind Menschen froh, dass sich ihre Mitmenschen für sie in kritischen Situationen einsetzen. Die Studentin Maria Jantzen fasste nach der Veranstaltung zusammen: "Wir haben die Ausstellung erfolgreich abgeschlossen. Wir sind sehr froh über zahlreiche interessierte Besucher. Es hat Spaß gemacht und wir hoffen die Besucher für Zivilcourage sensibilisiert zu haben."