Damit Mechatronikerinnen keine Exotinnen sind: Für seine "wertvolle Berichterstattung" wurde das Coburger Tageblatt ausgezeichnet.
Junge Menschen können bundesweit zwischen 350 Ausbildungsberufen wählen, aber die Hälfte der weiblichen Auszubildenden fokussiert sich auf nur zehn. Und kein einziger davon hat eine gewerblich-technische oder naturwissenschaftliche Ausrichtung. Es handelt sich um die typischerweise Frauen zugeschriebenen Berufe, bei denen Einkommen, Entwicklungsperspektiven und Karrierechancen deutlich ungünstiger sind als in den technischen Berufen, die überwiegend von jungen Männern gewählt werden.
Mit diesen Worten setzte die Regierungsvizepräsidentin von Oberfranken, Petra Platzgummer-Martin, ein deutliches Signal für den Girls' Day, der in diesem Jahr bereits zum 14. Mal in
Coburg stattfindet.
Junge Mechatronikerinnen sind keine Exotinnen mehr
Überholt sich ein solcher Tag nicht? Ist die Neugier der Mädchen auf so genannte Männerberufe nicht längst geweckt, fragte die Schirmherrin zu Beginn der Auftaktveranstaltung provokant. Doch die Realität sei eben eine andere. Auch, wenn junge Mechatronikerinnen keine Exotinnen mehr sind, gewöhne sich die Gesellschaft doch nur langsam daran, auf gut ausgebildete und motivierte Frauen in Bereichen zu treffen, die früher reine Männerdomänen waren.
Einen wichtigen Beitrag, um dafür sensibler und offener zu werden, leiste das Coburger Tageblatt mit seiner "wertvollen Berichterstattung", hieß es gestern im Rahmen einer Auszeichnung. In der Laudatio, die die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Coburg, Susanne Müller, vom Arbeitskreis hielt, wurde die kontinuierliche und umfangreiche Berichterstattung gelobt und erstmals ein Medienpreis vergeben.
Christiane Lehmann nahm die Auszeichnung stellvertretend für die Redaktion entgegen und betonte die enge Verbundenheit der Zeitung mit diesem Thema. "Uns ist es wichtig, den Mädchen - auch denen, die am Girls' Day selbst zu uns in die Redaktion kommen - die Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich ihnen bieten.
Selbstbewusstes Auftreten, gesunde Neugier, Kommunikationsfreude und Durchsetzungsvermögen spielen in den meisten Berufen eine große Rollen. Darüber zu berichten, sei mehr als ein Auftrag.
Und was sagen die Mädchen zum Girls' Day?
Der Aktionstag wird regelmäßig evaluiert. 2015 wurden hierzu über 10 000 Mädchen, etwa 3000 Unternehmen und Institutionen sowie über 500 Schulen befragt. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Organisationen sind Unternehmen und Betriebe. Sie sind besonders häufig in verarbeitenden Gewerben und in Bildung, Wissenschaft und Forschung angesiedelt. Drei Viertel der Organisationen sind Ausbildungsbetriebe.
Die teilnehmenden Mädchen sind zu zwei Dritteln zwischen 13 und 15 Jahre alt, die Hälfte der Mädchen besucht das Gymnasium. Die teilnehmenden Mädchen haben ihren Girls' Day-Platz häufig selber gefunden. Sie sind mit dem Aktionstag äußerst zufrieden (97 Prozent). Beinahe zwei Drittel der Schülerinnen bewerten den Girls' Day als hilfreich für ihre persönliche Berufsorientierung. 62 Prozent der Mädchen bewerten die Berufe, die sie kennengelernt haben, als interessant, 37 Prozent können sich vorstellen, später in diesen Berufen zu arbeiten. Sechs Prozent haben am Girls' Day einen neuen Wunschberuf gefunden.