Das zeigen, was nicht jeder hat und was es nur in Coburg gibt: Was ausländische Reisejournalisten in der Vestestadt zu sehen bekommen.
Was ist deutsch? Jerker Spits hätte vermutlich eine Antwort darauf: Der Journalist aus Oudenbosch (Niederlande) hat gerade ein Buch veröffentlicht: "Staalhelmen en curryworst" (Stahlhelme und Currywurst), eine Kulturgeschichte in 15 Phänomenen. "Da geht es um Dinge wie den Wald, das Märchenbuch, die Lutherbibel", sagt er. Vermutlich auch um Currywurst und Autobahn.
Lutherbibel ist in diesem Moment das Stichwort für Beatrice Höllein, die die Gruppe ausländischer Reisejournalisten durch die Veste führt. Das Gandersheimer Evangeliar, wegen seines Alters und seiner Qualität eins der kostbarsten Stücke in den Kunstsammlungen auf der Veste, entstand zwar lange vor Luthers Bibelübersetzung. Aber der Reformator ist durchaus gegenwärtig in diesem Raum voller Sakralkunst - sein mannshohes Porträt hängt an der Wand gegenüber. Nun aber erst einmal zum Evangeliar.
Beatrice Höllein erläutert auf Englisch die Schnitzarbeiten und ihre die Bedeutung, die sieben Damen und Herren beugen sich interessiert über die Vitrine. Eika Akasaki hebt die Kamera, Jerker Spits das Handy. Klick. Wieder ein Stück dokumentiert, so wie vorher Details im Jagdintarsien-Zimmer oder Rüstungsteile in der Großen Hofstube.
Nürnberg, Coburg, Leipzig
Lutherbibeln haben die Journalisten aus Dänemark, Niederlanden und Japan am Tag zuvor gesehen, direkt nach der Ankunft in Coburg. Die Landesbibilothek stand auf dem Plan, die in ihren Beständen auch aufwändig illustrierte Bibeln aus Luthers Zeiten hat.
Für Jerker Spits ein Höhepunkt dieser Reise: "Dass solche Schätze hier sind, ist etwas ganz Besonderes." Überhaupt sei Coburg eine sehr schöne Stadt.
Es ist eine von fünfen, die die Journalisten bei dieser Tour der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) zu sehen bekommen: Nürnberg, Coburg, Leipzig, Grimma, Torgau stehen auf dem Programm. Ihnen gemeinsam ist, dass Luther dort direkt und indirekt Spuren hinterlassen hat. "Wir wollen die Stätten zeigen, die international nicht so bekannt sind", sagt Miklos Czeiszing, der für die DZT die Gruppe begleitet. Also bewusst nicht Wittenberg und die Wartburg. Was Coburg, Grimma und Torgau mit dem Reformator zu tun haben, dürfte weniger bekannt sein. Aber interessant, wie Jerker Spits versichert: "Die Niederländer interessieren sich doch für Luther. Außerdem ist Deutschland seit einigen Jahren für uns das Reiseziel Nummer eins.
Einen Besuch auf der Veste kann ich jedem empfehlen!"
Auch Sören Dalsgaard zeigt sich angetan von der Burg. Dass sie so gut erhalten sei und eine so große Sammlung birgt, sei beeindruckend. Dass die Veste in Teilen keine 100 Jahre alt ist, hat Beatrice Höllein bis dahin noch nicht erwähnt. Die Gruppe begutachtet gerade den großen Wandteppich "Der Elefant" gegenüber dem Lutherzimmer. Beatrice Höllein schwärmt von der ausgezeichneten Darstellung von Tieren und Pflanzen, einer ihrer Zuhörer wiegt den Kopf. Ob die Farben des Teppichs nicht doch sehr ausgebleicht seien, fragt er. Der Tiger und die Früchte seien schon ziemlich blass.
Herzogliche Statistik
Im Lutherzimmer stellen sich solche Fragen nicht. Da beeindruckt der Hedwigsbecher, der einmal Luther selbst gehört haben und den er der Stadt geschenkt haben soll.
In der Jagdwaffensammlung ein Stockwerk tiefer und ein Gebäude weiter wird die Gruppe etwas lebhafter. Es gibt hier nicht nur Waffen zu sehen, sondern auch die Waage fürs frisch erlegte Wild, Schutzpanzer für Hunde für die Saujagd und das Jagdtagebuch von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha. "He was a great Bunny-Hunter", sagt Beatrice Höllein über den Herzog: 45 000 Hasen soll er laut seinen Aufzeichnungen zur Strecke gebracht haben. Auch den zweibeinigen "Bunnies" sei er nicht abgeneigt gewesen, erzählt Beatrice Höllein mit einem Augenzwinkern.