Lebensmittel kaufen bis in den späten Abend? Da ist in Bayern das Ladenschlussgesetz vor. Doch in Coburg gibt es nun eine Lösung.
Neugierde ist vorhanden, zumindest bei der Facebook-Gemeinde: Die Nachricht, dass in Coburg nun ein Bistro-Geschäft Lebensmittel im Steinweg 10 anbieten will, sorgte in der Gruppe "Coburger Stadtgespräche" übers Wochenende für viele Kommentare.
Die Öffnungszeiten des "Seven7days" lauten täglich von 9 bis 22 Uhr, an Wochenenden bis früh um 5 Uhr. Abends ab 20 Uhr und sonntags bleibt vom Seven7days nur das Bistro geöffnet, das Kaffee und Getränke ausschenkt und kleine Speisen anbietet. Dann wird nur noch verkauft, was das Gaststättengesetz als Zubehörwaren bezeichnet. Bei Ünsac sind das Süßigkeiten und Tabakwaren. Möglich wären auch Zeitschriften oder Ansichtskarten, aber die gibt es im Seven7days nicht.
Liefern bis 22 Uhr
Lebensmittel darf Andreas Ünsac nach 20 Uhr nicht mehr verkaufen.
Dann kommt die Kette vor die Treppe, die in das Halbgeschoss hinter dem Bistro führt. Wer dann noch etwas braucht, muss es sich nach Hause liefern lassen - ab einem Bestellwert von acht Euro und für eine Lieferpauschale von 2,95 beziehungsweise 4,95 Euro je nach Entfernung wird bis 22 Uhr bis in zehn Kilometer Umkreis ausgeliefert.
Anders lässt sich das in Bayern nicht machen, denn das Ladenschlussgesetz erlaubt den Verkauf von Waren des täglichen Bedarfs nur bis 20 Uhr und nur an Werktagen. Die Ladenschlusszeiten werden von den Bundesländern geregelt. Der Marktkauf in Sonneberg (Thüringen) zum Beispiel öffnet Donnerstag und Freitag bis 21 Uhr.
Ein "Späti", wie es sie in Berlin gibt, ist das Seven7days also nicht. Diese kleinen Läden waren Andreas Ünsacs Vorbild.
"Späti" steht für Spätverkaufsstellen; es gab sie zu DDR-Zeiten in Ostberlin für Schichtarbeiter und hatten täglich geöffnet. Inzwischen dürfen in der Hauptstadt Lebensmittelgeschäfte an Werktagen rund um die Uhr öffnen, allerdings nicht mehr am Sonntag.
Dass in der Innenstadt Lebensmittelläden fehlen, ist eine viel geäußerte Klage in Coburg. Die großen Supermarktketten winken meist ab - sie bevorzugen große Verkaufsflächen mit entsprechend großen Parkplätzen. Andreas Ünsac will gegenhalten: Bei ihm gibt es türkische Lebensmittel, ein Basissortiment mit Mehl, Essig, Zucker, Eier und Nudeln vom Hessenhof als regionale Produkte sowie zuckerarme Lebensmittel und Fitnessnahrung.
Einige der halbhohen Regale sind noch leer. Da hofft Ünsac auf Anregungen von Kunden - er will das verkaufen, wofür Nachfrage besteht.
"Ich hätte genug Ideen, um diese Regale voll zu machen", sagt er. "Aber ich wünsche mir, dass die Leute mitwirken, dass wir zusammen im Steinweg das Sortiment aufbauen."
Mehrere Säulen
Der Bistro-Bereich, wo auch die Leberkässemmel zum Mitnehmen verkauft wird, die Spielautomaten, der Paketshop - das alles gehört zum Gesamtkonzept, damit der Laden wirtschaftlich auf mehreren Füßen steht. Ünsac ist sehr entschlossen, da sauber zu trennen. "Vor meiner Haustür wird kein Alkohol getrunken, darauf achte ich", betont Ünsac. Deshalb werde er an den Wochenenden auch Türsteher einsetzen, die das überwachen sollen.
Das Gaststättengesetz erlaubt den Außer-Haus-Verkauf von Getränken und Speisen, die auch in der Gaststätte ausgegeben werden und die zum "alsbaldigen Verzehr" bestimmt sind.
Das gilt auch für Getränke in Flaschen, Tabak- und Süßwaren. "Zweifellos ist die Formulierung ,zum alsbaldigen Verzehr‘ dehnbar; so hat die Rechtsprechung unter anderem den Verkauf eines Kastens Mineralwasser oder Flaschenbier für zulässig erklärt", heißt es auf der Homepage der Handelskammer Hamburg zu diesem Thema.
Der 37-Jährige hat sich mit seinem Laden einen lang gehegten Traum erfüllt, wie er sagt. Rund vier Monate dauerten die Planungen und der Umbau. "Ein dickes Lob an meinen Vater, meine Geschwister, meine Mutter, sonst wäre das nicht in dieser kurzen Zeit gegangen", sagt er.
Für Coburg und ganz Oberfranken ist diese Art Zwitter von Laden und Gaststätte etwas Neues, bestätigt Fabian Leutheußer, Leiter der Gewerbeabteilung im Coburger Ordnungsamt. Lediglich in München gab es einmal ein ähnliches Geschäft im Glockenbachviertel.
Das musste aber Ende August 2016 wieder schließen, als der Mietvertrag auslief.
Jörg Hormann, Coburgs Citymanager, hält Ünsacs Konzept für gut und ausbaufähig: "Der Laden muss sich ja erst noch entwickeln." Der Lebensmittelladen, der tagsüber und bis in den Abend kleine Speisen bereithält, "die es so im Steinweg noch nicht gibt", fülle auf alle Fälle eine Ladenfläche, die lange leer stand. "Es ist ein Geschäft, das den Steinweg bereichert."