Komfortzimmer, Vesteblick für 433 Millionen Euro

3 Min
So soll Coburgs neues Krankenhaus mit Hubschrauber-Landeplatz aussehen.
So soll Coburgs neues Krankenhaus mit Hubschrauber-Landeplatz aussehen.
Entwurf: Architekturbüro ASH
Der Lageplan der einzelnen Gebäude mit Zahlen (siehe Text).
Der Lageplan der einzelnen Gebäude mit Zahlen (siehe Text).
Entwurf: ASH Architekten

630 stationäre Betten, digitalisiert, nachhaltig, 2029 fertig: Der Bau auf dem früheren BGS-Gelände wird weitreichende Folgen haben.

Regiomed-Geschäftsführung, Stadt und Landkreis haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Noch im Dezember soll der Förderantrag für den Klinik-Neubau gestellt werden, damit der Bau Ende 2024 beginnen und möglichst schon 2029 fertiggestellt werden kann. Doch es ist noch einiges mehr zu planen und zu entscheiden.

Das neue Klinikum

Digital, nachhaltig, effizient: Mit diesen Schlagworten beschreiben Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke und Architekt Peter Kuhl (A-SH, Ludwigshafen) das geplante Gebäude (1).

Auf fünf Etagen (eine unterirdisch, vier überirdisch) enthält das Klinikum insgesamt 2600 Räume, darunter 7 Operationssäle, und 630 stationäre Betten, darunter 32 auf Intensivstation, 50 auf Überwachungsstation, 38 für Wöchnerinnen und 30 in einer Pandemie- bzw. Isolierstation. Vorgesehen ist außerdem eine "Komforteinheit" mit 35 Betten für Patienten, die bereit sind, für ein Einzelzimmer mit Vesteblick und etwas besserer Ausstattung zuzuzahlen.

Auf dem Dach des Gebäudes ist eine Hubschrauber-Landeplattform (2) vorgesehen. Einen großen Bereich nimmt die Technik ein. Allein das Krankenhaus wird geschätzt 444 Millionen Euro kosten.

Das Gelände

Entstehen soll das neue Klinikum auf dem Gelände der früheren Bundesgrenzschutz-Kaserne auf der Lauterer Höhe. Das Gelände gehört noch dem Bund. Aber die Verhandlungen sind inzwischen so weit gediehen, dass es schon einen Notartermin für den Verkauf gibt. Verhandelt werde noch über den Preis, sagt der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD).

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und der Krankenhauszweckverband Coburg haben jeweils Gutachten in Auftrag gegeben. Vorgesehen ist, dass der Krankenhauszweckverband den Teil des Geländes kauft, der auf Coburger Flur liegt. Für den Klinikneubau wird dann der Bereich östlich der Von-Gruner-Straße benötigt. Was mit dem restlichen Areal passiert, ist noch unklar.

Fest zu stehen scheint aber, dass alles abgerissen wird - auch das Gebäude, in dem jetzt noch Bands proben. Für deren künftige Unterbringung werde eine Lösung gesucht, sagt Sauerteig.

Das Außenrum und die Kosten

Zu den geplanten Neubauten gehören neben dem Klinikum ein Parkhaus mit 600 Stellplätzen (1), eine Kindertagesstätte (2), Gebäude für die Berufsfachschulen für Pflegekräfte (Akademie, 3), ein Gebäude für die psychiatrischen Tageskliniken (4), eine Rettungswache (5) und ein weiteres Bürogebäude (6), das vermietet werden kann.

Zu den (geschätzt) 444 Millionen Euro fürs Klinikum kommen also rund 25 bis 30 Millionen für ambulante Versorgung und Facharztpraxen, 9 bis 11 Millionen für die Akademie und 8 bis 9 Millionen Euro fürs Parkhaus, unterm Strich also nicht ganz eine halbe Milliarde Euro.

Ziel ist, dass der Freistaat die förderfähigen Kosten für das Klinikum übernimmt, rund 313 Millionen Euro. Dann müsste der Klinikum-Zweckverband allein fürs neue Krankenhaus rund 130 bis 140 Millionen selbst aufbringen. Wie die übrigen Gebäude finanziert werden, ist derzeit noch offen: Das könnte über Mieterträge geschehen oder durch Betreiber von Einrichtungen.

Geld für Neu-und Altbau

Den Eigenanteil am Krankenhausneubau teilen sich die Klinikum Coburg GmbH und der Krankenhaus-Zweckverband von Stadt und Landkreis. Der Zweckverband wird 60 bis 70 Millionen Euro finanzieren müssen, verteilt über 30 Jahre. Das Geld müssen Stadt und Landkreis als Verbandsmitglieder bereitstellen. Solche Kosten werden nach einem Schlüssel umgelegt, der Einwohnerzahl und Steuerkraft berücksichtigt. 2019 lag der Anteil der Stadt bei 41,55 Prozent.

Mitfinanzieren müssen Stadt und Landkreis aber nicht nur beim Neubau, sondern auch bei Instandhaltungsmaßnahmen am vorhandenen Klinikum (geschätzt 15 Millionen Euro). Denn das vorhandene Klinikum muss ja trotzdem noch etwa zehn Jahre funktionieren, selbst, wenn es gelingt, den Neubau im BGS-Gelände bis 2029 fertigzustellen.

Was dann aus den Gebäuden und dem Gelände an der Ketschendorfer Straße wird, ist noch nicht entschieden.

Bauleitplan und Verkehr

Der Zugang aufs Klinikumsgelände erfolgt von der Von-Gruner-Straße (1) her, egal, ob für Rettungsfahrzeuge, Besucher oder Lieferanten. Ziel ist es, die seit Jahren geplante "BGS-Trasse" (2) endlich zu bauen, also die Verbindung vom Landratsamt (Wilhelm-Ruß-Straße) bis zur Neustadter Straße inklusive Bahnunterführung (3).

Zumindest das Teilstück vom Landratsamt bis zum Klinikgelände dürfte fertig sein, bis das neue Klinikum steht, sagt Willi Kuballa, Rechtsamtsleiter der Stadt und Sprecher einer verwaltungsinternen Planungsgruppe. Was die Verlängerung der Wilhelm-Ruß-Straße bis zur Neustadter Straße angeht, sei die Fertigstellung bis 2029 ein "sehr ehrgeiziges Ziel", sagt er. Denn diese Verlängerung kann die Stadt nicht allein planen, sondern braucht die Bahn, den Bund und den Freistaat als Partner, wenn es um die Finanzierung der Unterführung geht.

Neustadter Krankenhaus gibt Betten ab

Der Freistaat redet beim Krankenhausneubau entscheidend mit: Er musste nicht nur formell feststellen, dass ein Neubau wirtschaftlicher ist als eine Sanierung, er muss auch den Bettenbedarf anerkennen. Das neue Klinikum soll 630 Betten für die akut-stationäre Behandlung von Patienten enthalten - das sind 70 mehr als das heutige Coburger Klinikum hat. Sobald das neue Klinikum in Betrieb geht, wird das Neustadter aus der akutstationären Versorgung ausscheiden, sagt Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke. Für eine Nachnutzung gebe es aber viele Möglichkeiten: Geriatrie, Pflege, ...

Damit der Freistaat den Neubau in Coburg wie vorgesehen bezuschusst, muss das Projekt ins bayerische Krankenhausbauprogramm aufgenommen werden, und zwar möglichst schon für nächstes Jahr. Deshalb müssen alle erforderlichen Unterlagen bis 17. Dezember eingereicht werden.