Die Kleinkindbetreuung stellt viele Familien vor große Schwierigkeiten - aber nicht die Türckes. Was sie von anderen fränkischen Familien unterscheidet.
Familie Türcke hat für Söhnchen Jan gleich eine Kita gefunden, mit der sie sehr zufrieden ist. "Jan ist mit einem Jahr hier in Dörfles in die Krippe gekommen, das war kein Problem", sagt Sandra Türcke. Die Betreuungssituation ist im Raum Coburg so gut wie fast nirgendwo in Franken. Stadt und Landkreis werden dem Statistischen Bundesamt zufolge mit einer Betreuungsquote von 43,2 und 40,8 Prozent nur von Erlangen übertroffen, wo 43,3 Prozent der Unter-Drei-Jährigen eine Einrichtung besuchen.
Türckes zahlen auch wenig, denn im Landkreis Coburg sind Krippenplätze günstig: 35 Stunden kosten die Familie derzeit nur 163 Euro. "Im September steigen die Beiträge ein wenig." Dann ist der dreijährige Jan schon ein Kindergartenkind. Der Kindergarten gehört heute zu einer normalen Biografie: Über 90 Prozent der Über-Drei-Jährigen besuchen eine Kita. Bei den Jüngeren wünschen sich das die Eltern nicht immer; oft geht es aber nicht anders, und insgesamt ist die Nachfrage größer als das Angebot - mit deutlichen regionalen Unterschieden.
Warum hier stärker ausgebaut wurde als andernorts
Nicht einmal zwei Kilometer Luftlinie vom Haus der Türckes entfernt sitzt Margit Müller an ihrem Schreibtisch im Landratsamt Coburg. Sie ist für die Kindergärten zuständig und hat eine einfache Erklärung für die große Spannbreite bei den Kita-Beiträgen zwischen Dörfles-Esbach und Erlangen: "Je ländlicher wir uns bewegen, desto niedriger sind alle Lebenshaltungskosten." Dass die Betreuungsquote im Raum Coburg so hoch ist, erklärt sie mit einer Aufbruchsstimmung in den vergangenen Jahren. Die Stadt Coburg hatte über eine Befragung aller Eltern von Unter-Drei-Jährigen ermittelt, dass der Bedarf höher ist als die vorhandenen Plätze. Der Krippenausbau wurde daraufhin kontinuierlich vorangetrieben. In der Stadt, aber auch im Landkreis.
"Alle Kommunen wollen für Familien attraktiv sein", sagt Müller. Sie weiß aber auch von Eltern im Coburger Land, die sagen: "Wir ziehen dorthin, wo wir einen Krippenplatz bekommen." Elternsein erfordert Flexibilität und Planung. Und ein bisschen Glück.
Unflexible Arbeitsstellen erfordern flexible Kita-Öffnungszeiten
Türckes haben Jan einige Monate vor seiner Geburt in der Krippe angemeldet. "Er fühlt sich sehr wohl. Ich bin in einer guten Situation", sagt Sandra Türcke. Die 43-Jährige arbeitet als Projektmanagerin bei einer Messebaufirma, meist vier Tage pro Woche Teilzeit im Homeoffice, während Jan und seine neunjährige Schwester Hannah Krippe und Schule besuchen.
Manchmal arbeitet Sandra Türcke auch abends. Sie hat einen familienfreundlichen, flexiblen Arbeitgeber. Doch so einfach ist es nicht überall. Außer dem Engpass bei den Krippenplätzen sind deshalb die Öffnungszeiten das häufigste Problem: Nicht einmal jede zehnte Krippe hat vor 7.30 Uhr geöffnet, und in ganz Deutschland gibt es nur 40, die um 18 Uhr noch nicht zu haben. Schwierig ist das vor allem, wenn ein weiter Arbeitsweg ansteht. Homeoffice, flexible Arbeitszeit und ein guter, naher, günstiger Kita-Platz: Sandra Türcke weiß, dass sie Glück hat.
Jahresthema Familie
Die Serie Familien in Franken - ihre Interessen, Vorlieben und Probleme stehen 2016 redaktionell im Vordergrund. Am Beispiel dreier Familien berichten wir über aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft und über Themen, mit denen die Familien im Alltag konfrontiert werden.
Die Familien Die Raabs aus Burgebrach, die Türckes aus Dörfles-Esbach bei Coburg und die Jürgens aus Bamberg stehen stellvertretend für fränkische Familien Rede und Antwort.