"Keine Angst vor der Digitalisierung!"

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Dünne Kabel, große Bedeutung: Unternehmen, die international wettbewerbsfähig sein wollen, benötigen schnelle Datenleitungen. Mittelfristig können das wohl nur Glasfaserkabel packen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Dünne Kabel, große Bedeutung: Unternehmen, die international wettbewerbsfähig sein wollen, benötigen schnelle Datenleitungen. Mittelfristig können das wohl nur Glasfaserkabel packen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Thomas Kaeser Foto: Kaeser
Thomas Kaeser Foto: Kaeser
 

Für die Wirtschaft sind leistungsfähige Breitband- und Mobilfunknetze von existenzieller Bedeutung. Thomas Kaeser appelliert aber nicht nur an die Politik.

Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt noch mehr verändern als man sich das heute vorstellen kann - davon ist Thomas Kaeser fest überzeugt. Wer allerdings mit Sorgen auf diese bevorstehenden Veränderungen reagiere, habe fast schon verloren. In seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der Bezirksgruppe Oberfranken in der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) forderte der Coburger Unternehmer deshalb bei einem Pressegespräch am Montag nicht nur weitere Anstrengungen seitens der Politik, sondern auch ein Umdenken bei manchen Firmen. "Die Chancen der Digitalisierung sind größer als die Risiken", sagte Kaeser, "aber wenn Unternehmer vor lauter Angst vor den Risiken die Chancen vergessen, dann ist das der Super-Gau."


100 Megabit bis zum Jahr 2020

In Richtung Politik verteilte Thomas Kaeser zunächst durchaus ein Lob. Der Breitbandausbau komme in Bayern - im bundesweiten Vergleich - gut voran. Knapp 80 Prozent der Haushalte hätten bereits Leitungsanschlüsse mit einer Leistungsfähigkeit von mindestens 30 Megabit pro Sekunde; und knapp 68 Prozent könnten Bandbreiten von 50 Megabit pro Sekunde nutzen. Doch der internationale Vergleich zeige, dass dies mittelfristig nicht ausreiche. Thomas Kaeser fordert deshalb bis zum Jahr 2020 flächendeckende Kommunikationsverbindungen mit 100 Megabit pro Sekunde. "Das brauchen unsere Unternehmen, um international wettbewerbsfähig zu sein." Thomas Kaeser riet dringend dazu, nur noch auf Glasfaser zu setzen. Das sei zwar zunächst teurer als Kupfer, würde sich aber mittelfristig rechnen. Zumal ab 2020 ohnehin in Gigabit-Dimensionen gedacht werden müsse, und das wiederum nur von der Glasfaser zu schaffen sei. Langfristiges Ziel müsse die Umrüstung zum glasfaserbasierten Gigabitnetz sein.

Doch nicht nur die Breitbandversorgung muss nach Ansicht von Thomas Kaeser immer besser werden. Auch beim Mobilfunknetz sei es dringend notwendig, immer noch vorhandene Funklöcher - speziell auch entlang von Landstraßen und auf ICE-Strecken - zu schließen. "Mobiles Arbeiten wird immer bedeutender", gab Thomas Kaeser zu bedenken. "Deshalb brauchen wir leistungsfähige Netze." Er sehe hier zwar in erster Linie die Netzbetreiber in der Pflicht. Doch zur Unterstützung und Absicherung hielte er auch ein weiteres öffentliches Engagement für "sinnvoll". Zwar sehe die bayerische Mobilfunk-Initiative den Bau neuer und die Sanierung bereits bestehender Mobilfunkmasten vor.


Zusätzliche Mobilfunkmasten

Doch ergänzend bezeichnete der Coburger Unternehmer noch ein "großes Mastenprogramm" für "wünschenswert". Denn: "Wir brauchen deutlich mehr Mobilfunkmasten."

Die LTE-Abdeckung in Oberfranken sei "im Großen und Ganzen nicht schlecht", wie Thomas Kaeser erklärte. Ausbaubedarf gebe es aber noch im Osten der Landkreise Kronach, Bayreuth und Hof. In den vier kreisfreien Städten Bayreuth, Bamberg, Coburg und Hof sehe es hingegen "ganz gut" aus.

Eine vbw-Umfrage hat laut Kaeser ergeben, dass die Unternehmer "hochgradig aufgeschlossen" seien, was den Einsatz digitaler Zukunftstechnologien betrifft. Das gelte auch für sehr kleine Unternehmen. Trotzdem sei die Digitalisierung eine "Mammutaufgabe" mit allerhand Herausforderungen. Kaeser prophezeite: "Durch die Digitalisierung werden einige niedrigqualifizierte Arbeitsplätze verloren gehen. Aber es werden deutlich mehr höher qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen." In diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass dieser Wandel auch im Bildungssektor Niederschlag findet. "Das ist eine staatliche und gesellschaftliche Herausforderung!"

Thomas Kaeser schloss seine Ausführungen mit dem Fazit, dass eine leistungsfähige Breitband-Infrastruktur "die Grundvoraussetzung für das Bayern 4.0" sei, das "unsere Zukunft, unseren Wohlstand und unsere Arbeitsplätze" sichere.

Gerhard Förtsch, Geschäftsführer des Kommunikationsunternehmens Tele-Sys in Breitengüßbach, konnte das nur bestätigen. "Wir müssen Gas geben! Immer mehr Themen verlagern sich ins Netz." Und wenn es keine leistungsfähige Netze gebe, sei das "existenzgefährdend".