Kaum beachtet und vergessen - der Hinkelstein am Thüringer Kreuz

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Das Grünflächenamt kümmert sich wenigstens um eine blühende Einfassung des Hinkelsteins am Thüringer Kreuz. Aber er ist schmutzig und es fehlt ein Buchstabe der inschrift. Foto: Helke Renner
Das Grünflächenamt kümmert sich wenigstens um eine blühende Einfassung des Hinkelsteins am Thüringer Kreuz. Aber er ist schmutzig und es fehlt ein Buchstabe der inschrift. Foto: Helke Renner
 

Er war einst ein Zeichen der Verbundenheit mit den Thüringer Nachbarn. Heute bietet der Hinkelstein am Thüringer Kreuz einen traurigen Anblick.

Der Jubel war groß, als im November vor 25 Jahren in Berlin die Mauer fiel. Ein Jahr später war Deutschland wiedervereinigt, der 3. Oktober wurde zum Tag der Einheit erklärt. Was über Jahrzehnte getrennt voneinander existiert hatte, musste wieder zusammengefügt werden. In Coburg, so scheint es, war der Kontakt zum benachbarten Thüringen nie so richtig abgerissen. Dass 1919 über 88 Prozent der Wähler gegen den Zusammenschluss des Freistaates Coburg mit dem Land Thüringen stimmten, tat der Verbundenheit offenbar keinen Abbruch. Der Thüringerwald-Verein, das Thüringer Viertel und das Thüringer Kreuz könnten als Zeugnisse dafür herhalten.
Am Thüringer Kreuz steht seit rund 50 Jahren, seit den 60er Jahren, ein Hinkelstein, der, wie Tagblatt-Leser Karl Fischer vermutet, noch nie gereinigt wurde. Verewigt wurden auf dem Stein die thüringischen Nachbarkommunen Eisfeld, Schalkau, Sonneberg und Heldburg.
Tatsächlich ist der Anblick traurig. Zwar kümmert sich das Grünflächenamt um eine blühende Einfassung, aber der Stein an sich ist verschmutzt, beschmiert und es fehlt das D bei Heldburg.
Dabei könnte er ein freundliches Willkommen für die Thüringer sein. Zu diesem Zweck wurde er wohl auch gesetzt. An die genaue Jahreszahl erinnert sich Ulrich Neumerkel nicht mehr.

Schalkauer ließ den Stein setzen

Nur so viel: Der frühere Geschäftsführer des Straßenbauunternehmens Christian Knoch, Klaus Bergmann, hat den Gedenkstein setzen lassen. "Er stammte aus Schalkau, und es lag ihm viel daran, mit dem Stein an seine Heimat zu erinnern, als die Kreuzung umgebaut wurde", erzählt Ulrich Neumerkel. Er selbst sei damals noch zu jung gewesen, als dass er sich an alle Details erinnern könnte. Aber er weiß noch, dass der Granitstein von der Firma Thiele aus Fürstenstein im bayerischen Wald kam. "Er ist ein echter Findling und wurde noch einen Meter tief in die Erde gelassen."
Die Buchstaben habe der Steinmetz Egon Ruggaber auf den Stein aufgebracht. "Übrigens, der weiße Kreis mit dem Kreuz auf der Rückseite des Granitsteins ist nicht etwa aufgemalt, sondern Natur", ergänzt Ulrich Neumerkel. Er selbst hat 42 Jahre lang die Firma Knoch geleitet und sich auch schon des öfteren über den Zustand des Steins geärgert.
Erstaunlich aber, dass außer ihm kaum jemand in Coburg etwas über den Hinkelstein weiß. Es finden sich weder im Stadtarchiv noch im Internet Informationen dazu. Er scheint geradezu in Vergessenheit geraten zu sein, obwohl täglich Hunderte an ihm vorbeifahren. Wahrgenommen wird er kaum.
Dabei könnte er gerade am Tag der Einheit ein Zeichen sein - sauber und mit intakter Schrift. "Wir klären das auf dem kleinen Dienstweg", hatte Stadtpressesprecher Michael Selzer noch vorige Woche dazu gesagt.