Coburg trotz(t) Corona in kultureller Hinsicht: Der Auftritt des Kabarettisten Nils Heinrich im Kunstverein war der Beweis.
Veranstalter Oliver Schneider zeigte sich zufrieden: Auch unter Covid-19-Bedingungen seien Kulturveranstaltungen möglich, "mit Abstandsregeln und ordentlicher Lufthygiene". Der "Coburger Kulturherbst 2020" löst die Veranstaltungsreihe im kleinen Freilufttheater am Kunstverein ab. Der Kunstverein bleibt Gastgeber und stellt seinen Saal zur Verfügung. Am Vorabend des Jubiläums "30 Jahre deutsche Einheit" gab der in Berlin lebende und in Sachsen-Anhalt geborene Kabarettist Nils Heinrich mit seinem Programm "Deutschland einig Katerland" den Auftakt.
Nils Heinrich arbeitet sich in seinen Texten volksnah, mit viel Witz Richtung Westen. Immer dem Begrüßungsgeld hinterher. So fährt man schon mal mit dem Trabbi auf der A9 Richtung München, da gab es nämlich 10 Mark mehr. Tagespolitik spielt fast keine Rolle. Der "Deutsche Michel", ob "Wessi" oder "Ossi" steht im Mittelpunkt. Wo liegt, von der Fassade her gesehen der Unterschied, zwischen Kassel und Magdeburg? Nils Heinrich hat nicht nur Zahnfüllungen aus zwei Gesellschaftssystemen im Mund, sondern auch systemübergreifende Lebenserfahrung und 30 Jahre Deutsche Einheit in der Biografie.
Eröffnet wurde der Abend vom Landtagsabgeordneten und früheren Landrat Michael C. Busch (SPD). Er merkte an, dass bei aller Ostalgie, die grundsätzlich nichts Schlechtes ist, viele Menschen nicht (mehr) wissen oder verdrängen, dass die DDR über all die Jahrzehnte von einem Unrechtsregime geführt wurde, das seine Macht auf Bespitzelung, Denunziantentum und Einsperren aufgebaut und erhalten hat. Von der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 bis in den Juni 1990 verließen über 3,8 Millionen Menschen den Staat, davon viele illegal und unter großer Gefahr. Das alles und noch viel mehr an Grausamkeiten des Regimes gegen das eigene Volk, sollte nie in Vergessenheit geraten, mahnte Busch. Das gelte aber natürlich auch für die friedliche Revolution der Bürger 1989, die mit der Deutschen Einheit am 03. Oktober 1990 ihren Abschluss und für alle Deutschen einen neuen Anfang gefunden habe. Deshalb kam er zu dem Schluss: "Ja, die Deutsche Einheit ist wahrlich ein Grund zum Feiern."