Wie zwei Klassiker der Moderne und die junge koreanische "Teufelsgeigerin" Hyeyoon Park das Publikum beim sechsten Sinfoniekonzert der Spielzeit im Landestheater Coburg begeisterten.
Das sechste und letzte Sinfoniekonzert dieser Saison bot eine Klangreise von London nach Leningrad mit Werken zweier Klassiker der Moderne, die - nach Worten des Dirigenten - sich gegenseitig sehr schätzten und jeder für sich einen eigenen, unverwechselbaren Kompositionsstil ausbildeten.
Benjamin Britten, der vor 100 Jahren geboren wurde, und Dimitri Schostakowitsch standen also mit gewichtigen Werken auf dem Programm, das vom Philharmonischen Orchester unter der souveränen Leitung von Roland Kluttig mit gewohnter Qualität dargeboten wurde.
Spektakulärer Auftakt Den spektakulären Auftakt bot die erst 20-jährige koreanische Geigerin Hyeyoon Park mit dem anspruchsvollen, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs komponierten Violinkonzert d-Moll op.
15 von Benjamin Britten, das sie souverän auswendig mit umwerfend temperamentvollem Zugriff und scheinbar müheloser technischer Meisterschaft interpretierte. Es ist schwer zu entscheiden, was man mehr bewundern sollte, ihre überlegene Finger- und Bogentechnik oder ihre variable Tongebung, die von beseeltem Ausdruck bis zu energischem, raumfüllenden Forte reichte.
Frenetischer Beifall In allen Sätzen (einschließlich der ausgedehnten Kadenz im zweiten Satz) wird sowohl lyrische Expressivität wie hohe Virtuosität gefordert, welche die Künstlerin, die gewiss am Beginn einer Weltkarriere steht, mit sichtbarer innerlicher Hingabe und höchster Konzentration zu geben imstande war.
Natürlich hatte auch das Orchester seinen gebührenden Anteil an der beeindruckenden Wiedergabe des Werks und glänzte mit differenzierter Farbigkeit samt den von Roland Kluttig organisch angelegten Steigerungen. Nach dem nicht enden wollenden Beifall hatte sich die unermüdliche Solistin noch eine extrem schwere Zugabe in Form einer Sonate des belgischen Violinvirtuosen Eugène Ysaye ausgesucht, in der sie sich vollends als wahre "Teufelsgeigerin" auswies und mit frenetischem Beifall bedacht wurde.
Tiefer Ernst und Abschiedsstimmung 1971 - vier Jahre vor seinem Tod - schrieb Dimitri Schostakowitsch seine 15. und letzte Sinfonie, den Schlussstein eines gewaltigen Gebäudes. Sowohl sein Hang zu Ironie und Parodie (wie das wiederholt auftauchende Rossini-Zitat im spielfreudigen 1.
Satz) als auch tiefer Ernst und Abschiedsstimmung wie im zweiten und vierten Satz kommen zum Ausdruck.
Packende Wiedergabe Das Publikum erlebte eine ausgefeilte, packende Wiedergabe dieses "Schwanengesangs" durch das Philharmonische Orchester (mit zahllosen, durchwegs makellosen Instrumentalsoli) und seinen sorgsam wie überlegen gestaltenden Dirigenten. Auch hier verdienter, anhaltender Beifall.
Aus dem Leben einer jungen Geigenvirtuosin Hyeyoon Park Die junge koreanische Geigerin Hyeyoon Park gilt als eines der vielversprechendsten Violintalente ihrer Generation: Im Alter von vier Jahren erhielt sie den ersten Geigenunterricht, zwei Jahre später wurde sie als Jungstudentin an der "Korean National University of Arts" aufgenommen.
Ihre Ausbildung setzte sie bei Piotr Milewski in Cincinatti/ USA und bei Antje Weithaas in Berlin fort. Zurzeit studiert sie an der Kronberg Academy bei Christian Tetzlaff. Hyeyoon Park ist als international gefragte Solistin in der ganzen Welt unterwegs.
Wettbewerbserfolg Beim 58. Internationalen Musikwettbewerb der ARD wurde sie 2009 mit dem 1. Preis ausgezeichnet und ging als bisher jüngste Preisträgerin in die Geschichte des Wettbewerbs ein. Hyeyoon Park spielt auf einer Violine von Lorenzo Storioni, Cremona 1781, aus dem Besitz der "Deutschen Stiftung Musikleben".