So zieht die aus Japan stammende Pianistin Kyoko Frank die Zuhörer beim Rückertkreis mit kraftvoller Virtuosität und zarter Poesie in Bann.
Wer als Interpret Beethovens "Waldstein-Sonate" als Eröffnungsstück auf das Programm eines Soloabends setzt, braucht ein beachtliches Vertrauen in die eigene Virtuosität. Kyoko Frank besitzt dieses Vertrauen. Mehr noch.
Die seit 2011 in Coburg lebende japanische Pianistin kombiniert bei ihrem Soloabend auf Einladung des Rodacher Rückertkreises Beethovens Sonate zudem mit einigen virtuosen Klanggemälden aus der Feder von Franz Liszt.
Große Klangfülle Ihre Vortragsfolge ist nicht nur ehrgeizig konzipiert, sondern verrät auch interessante inhaltliche Bezüge. So zum Beispiel die Verbindung zwischen dem in Ungarn geborenen Virtuosen und Komponisten Franz Liszt und den "15 Ungarischen Bauernliedern" von Béla Bartók.
Kyoko Frank, die vor knapp einem Jahr als kurzfristig eingesprungene Klavierbegleiterin des türkischen Barockensembles "Karsanat" erstmals erfolgreich an gleicher Stelle gastierte, ist eine Pianistin mit einem Faible für kraftvolle Akzente, für vehement in die Tasten gehämmerte Basslinien. Im nicht allzu großen Festsaal des ehemaligen Jagdschlosses von Bad Rodach reizt sie mit schier ermüdungsfreier technischer Virtuosität die Klangfülle des Steinway-Flügels immer wieder fast bis zum Äußersten aus.
Ihre gestalterische Dramaturgie setzt oft auf extrem zugespitzte dynamische Kontraste. Dadurch gerät ihre Beethoven-Deutung in weiten Teilen betont kraftvoll, bietet aber auch umso wirkungsvoller Raum für lyrische Ruhepunkte. Stilistisch einfühlsam und mit durchgehendem Spannungsbogen gelingen Kyoko Frank dann drei bekannte Werke von Franz Liszt.
Klingende Wasserspiele Aus dem dritten Band der Sammlung "Années de pèleringe" (Pilgerjahre) stammt das brillant flirrende Tongemälde "Die Wasserspiele der Villa d'Este" (Les jeux d'eaux à la Villa d'Este). Hier beweist Kyoko Frank ihr Gespür für Klangfarben ebenso wie bei "Der Heilige Franziskus von Paula auf den Wogen schreitend". Zart, aber nicht ungebührlich sentimental gerät ihr dann der "Liebestraum".
Rhythmischer Elan Temperamentvoll und mit rhythmischem Elan interpretiert die Pianistin nach der Pause die Sammlung der "15 ungarischen Bauernlieder" von Bartók.
Der Abschluss des offiziellen Programms ist dann Frédéric Chopin vorbehalten: "Andante spianato et grande polonaise brillante". Stilsicher interpretiert Kyoko Frank dieses Werk zwischen lyrischer Zartheit und kraftvollem Pathos.
Chopin und Liszt als Zugabe Das Publikum der Rücker tkreis-Serenade dankt der Pianistin mit beträchtlich ausdauerndem Beifall und wird schließlich noch mit zwei Zugaben belohnt - einem Chopin-Walzer und dem Bravourstück "La Campanella" von Franz Liszt.
Leben und Werdegang einer jungen Pianistin Kyoko Frank erhielt als Vierjährige ersten Klavierunterricht von ihrer Mutter. Von 2000 bis 2006 besuchte sie die "Toho Gakuen School of Music", Tokio in der Klasse von Professor Hidemitsu Hayashi.
Seit 2006 studierte sie an der "Universität für Musik und darstellende Kunst Wien" in der Klasse von Professor Peter Efler (Diplom mit Auszeichnung 2011). Sie erhielt Stipendien und Einladungen zu Festivals und ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. Konzerte absolvierte sie in Japan, Ungarn, Österreich, Italien, Slowakei und Polen sowie in Deutschland. Seit 2011 wohnt sie in Coburg. Sie konzertiert und unterrichtet im Kreis Coburg.