Sechs junge Musikstudenten von verschiedenen deutschen Hochschulen beeindruckten ihr Publikum beim Gastspiel im Rathaussaal Neustadt. Stilistisch bunt das Programm - von Johann Sebastian Bach bis Erich Wolfgang Korngold.
"Eine Einrichtung von unschätzbarem Wert für Oberfranken" - so bezeichnete Ulf Klausenitzer in seiner Begrüßung die Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau in Lichtenberg.
Henri Marteau, der als Geigenvirtuose von internationalem Rang bereits horrende Summen verdiente, ließ das stilvolle Gebäude in den Jahren 1911 bis 1913 erbauen und unterrichtete hier bis zu seinem Tod 1934 viele junge Musiker.
Nach dem Tod seiner Witwe 1977 wurde mit Hilfe der Oberfrankenstiftung eine Musikbegegnungsstätte gegründet, mit dem Ziel Marteaus Intentionen weiterzuführen. Seit einigen Jahren finden nun regelmäßige Gastkonzerte dieser Einrichtung auch im Neustadter Rathaussaal statt, dessen akustische Qualitäten nicht nur von der Veranstaltungsreihe "Haus Marteau auf Reisen" sehr geschätzt werden.
Bach auf der Barockgeige An diesem Abend stellten sechs junge Künstler von verschiedenen deutschen Hochschulen, die einen Meisterkurs bei Ulf Klausenitzer absolvierten, ihr Können unter Beweis.
Mit dem auswendig interpretierten Preludio aus der 3. Partita E-Dur für Violine solo von Johann Sebastian Bach, die lange als unspielbar galt, stellte Boyana Maynalovska ihr Instrument nach barocker Bauart vor, dessen weicher, fast silbriger Ton naturgemäß kleineren Räumlichkeiten den Vorzug gibt.
In Erstaunen versetzte der neunjährige Jungstudent Raphael-Yujin Horn sein Publikum. Das markante Präludium und Allegro für Violine und Klavier von Fritz Kreisler spielte er mühelos und tonschön auswendig und mit beachtlichem gestalterischem Ehrgeiz, selbst Doppelgriffe schienen kein Problem - kleine Konzentrationsschwächen wurden souverän überspielt.
Makellose Spitzentöne Eine ausgereifte Interpretation des Allegro assai aus der 8. Sonate 8 G-Dur von Ludwig van Beethoven gelang Annalena Kohde. Sie wusste mit expressivem Spiel und feiner Nuancierung Technik und Klang auf hervorragende Weise zu vereinen.
Danach kamen die Zuhörer in den Genuss eines eher selten zu hörenden Werkes. Moritz König wusste die moderne Tonsprache von Erich Wolfgang Korngold lyrisch singend und in großen Bögen, bei makellosen Spitzentönen zu präsentieren.
Brillantes Tschaikowsky-Finale Seine auswendige Interpretation des Moderato nobile aus dem Konzert in D-Dur zeigte nicht nur hohes, technisches Niveau, sondern auch Herzblut.
Miria Sailer stellte mit Johann Sebastian Bachs Grave und Fuga aus der 2.
Sonate a-Moll der eingangs gehörten Barockversion ihr modernes Instrument von brillanter Klangfarbe gegenüber. Sie überzeugte mit transparentem, leichtfüßigem Spiel, wobei sie der Fuga eine tänzerisch anmutende Interpretation verlieh.
Kaum Wünsche offen ließ Christopher Kott, der mit dem virtuosen Finale Allegro Vivacissimo aus Peter Tschaikowskis Violinkonzert D-Dur mit intensiven Klangfarben changierte von lyrischer Schlichtheit bis hin zu furiosem Aufbegehren. Einen großen Anteil am Gelingen der Konzertstunde hatte auch die Pianistin Manami Sano, die nicht nur äußerst souverän, sondern auch stets achtsam und einfühlsam am Flügel mitgestaltete.
Mit herzlichem und langanhaltendem Applaus wurden die jungen Künstler mit ihrem Lehrer verabschiedet.