In Lautertal feinen Aromen auf der Spur

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Denise Meyer prüft die Qualität eines Lautertaler Edelbrandes. Foto: Rainer Lutz
Denise Meyer prüft die Qualität eines Lautertaler Edelbrandes. Foto: Rainer Lutz
Abschlussfoto mit Ministerin. Denise Meyer ist die Vierte von rechts. Foto: Genussakademie
Abschlussfoto mit Ministerin. Denise Meyer ist die Vierte von rechts. Foto: Genussakademie
 
Denise Meyer Foto: Rainer Lutz
Denise Meyer Foto: Rainer Lutz
 
Anstoßen auf die bestandene Prüfung (von links): Denise Meyer, Volker Meyer und Sebastian Straubel. Foto: Rainer Lutz
Anstoßen auf die bestandene Prüfung (von links): Denise Meyer, Volker Meyer und Sebastian Straubel. Foto: Rainer Lutz
 

Denise Meyer ist Bayerns jüngste Edelbrandsommelière. Ihr Wissen bringt sie jetzt in die Lautertaler Edelbrennerei ihres Vater Volker Meyer ein.

Denise Meyer hält das kleine Probierglas gegen das Licht. Ein prüfender Blick, dann nimmt sie eine Nase voll der Aromen, die aus dem Glas aufsteigen. "Ich bin tatsächlich sensibler geworden, nehme Aromen anders wahr", sagt die junge Frau und schaut zufrieden. Der Obstbrand aus eigener Fertigung hat ihre Prüfung bestanden - so wie sie die Prüfung an der Genussakademie Bayern, nach der sie zur jüngsten Edelbrandsommelière Bayerns wurde.

Die Urkunde überreichte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber persönlich. Ehe sie das begehrte Papier in Händen halten durfte, hatte Denise Meyer einiges zu tun. Grundkenntnisse über Rohstoffe und Produktionstechnik von Destillaten und beruflicher Bezug waren schon mal die Voraussetzung für die Teilnahme. Fünf Unterrichtsblöcke zu drei Tagen an der Genussakademie Bayern galt es zu absolvieren. Sie musste eine Seminararbeit schreiben und zwei mündliche sowie eine schriftliche Prüfung ablegen. Dafür darf sie sich nun Edelbrandsommelière nennen.

Aber wozu? "Wir machen hier in der Lautertaler Edelbrennerei einige ganz verschiedene Sachen, mit dem was ich gelernt habe, kann ich Kunden viel besser beraten", sagt die junge Frau selbstbewusst, die eigentlich Informatik-Kauffrau ist und sich den Edelbränden "nur" im Nebenberuf widmet. Außerdem schärfte das Seminar ihre Sinne auch für andere Genüsse, wie sie betont. Ganz anders gehe sie jetzt mit Aromen von Beeren und Früchten um - nicht nur, wenn es darum geht, ob sie sich eignen, um daraus Hochprozentiges herzustellen.

Das allerdings ist das Handwerk ihres Vaters Volker. "Das Brennrecht ist an meine Person gebunden", erklärt er. Damit ist er es auch, der auf Einhaltung aller Vorschriften achten muss. Wenn es um Alkohol geht, versteht Vater Staat keinen Spaß. Schließlich geht es um Alkoholsteuer.

Viele Vorschriften

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Auf den Milliliter genau wurde die Brenneinrichtung vom Zollamt ausgemessen. Hätte der Kessel auch nur minimal das erlaubte Fassungsvermögen überschritten, wäre die Anlage nicht abgenommen worden. Auch weiterhin muss der Zoll ständig die Anlage einsehen und kontrollieren können. Es geht schließlich um die Alkoholsteuer, mag die Brennerei auch noch so klein sein.

Erst zum Jahresbeginn 2018 war das Gesetz geändert worden, das alte Brennmonopol gekippt und durch das neue Alkoholsteuergesetz abgelöst worden, das EU-konform ist. "Wenn du genug Obstbäume hast, kannst du ein Brennrecht beantragen", erklärt Volker Meyer. 120 Bäume sollen es allerdings sein - nicht eben wenig. "Es zählen aber auch langfristig gepachtete Flächen", sagt Volker Meyer.

Mit zollbehördlichem Okay darf also in Lautertal gemaischt, vergoren und destilliert werden - streng limitiert versteht sich. Was dabei herauskommt, prüft Denise Meyer mit anderen Sinnen als vor ihrer Ausbildung. Passt die Farbe? Was sagt mir der Geruch? Und vor allem: Wie schmeckt das, was der Vater da erzeugt hat. Interessant am Rande: "Beeren wie Schlehen oder Vogelbeeren darf ich einfach sammeln. Das Obst ist reglementiert", erklärt Volker Meyer, worauf geachtet werden muss - bis hin zu den Vorschriften für Gestaltung und Beschriftung des Etiketts für die Flaschen.

"Das lernt man alles im Seminar", bestätigt Denise Meyer. Daneben geht es aber darum, Kunden zu beraten. Dafür werden den Teilnehmern Grundkenntnisse in den Bereichen Marketing und Präsentation vermittelt.

Lautertals Bürgermeister Sebastian Straubel (CSU) ist stolz darauf, Bayerns jüngste Edelbrandsommelière in der Gemeinde zu haben - und natürlich weiß er eine Edelbrennerei zu schätzen, die gut in das Konzept der Genussregion passt. Als solche sieht sich der Landkreis Coburg, dessen Landrat Straubel bei der Wahl im Januar werden möchte.

Wer sich in Sachen Genussregion weiterbilden möchte, ist auch in anderen Fachbereichen an der Genussakademie gut aufgehoben. Neben der Ausbildung zum Edelbrandsommelier (15 Tage, 1800 Euro) gibt es auch Sommelier-Seminare für Käse (15 Tage, 1800 Euro), Gewürze (14 Tage, 1800 Euro), Bier (zwei Wochen, 2950 Euro), Mineralwasser (neun Tage, 2145 Euro) und Wein (420 Stunden, 6200 Euro plus 400 Euro Material und 680 Euro Prüfungsgebühr). Kosten für Fahrt und Unterkunft tragen die Teilnehmer zusätzlich.

Wer übrigens Edelbrände aus Lautertal probieren möchte, findet die Edelbrennerei von Volker Meyer in der Straße Stetsambach 12.