In der Bronzezeit trug der Neustadter Hausberg eine Stadt

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Weit hin reichende Sicht und den Schutz seiner steilen Hänge bot der Muppberg den frühen Siedlern, deren Spuren jetzt erstmals gründlicher erforscht wurden. Foto: Rainer Lutz
Weit hin reichende Sicht und den Schutz seiner steilen Hänge bot der Muppberg den frühen Siedlern, deren Spuren jetzt erstmals gründlicher erforscht wurden. Foto: Rainer Lutz

Masterstudent Philipp Schinkel hat den Muppberg erforscht und Hinweise auf frühe Besiedlung entdeckt.

Das Interesse am Muppberg ist groß. Das ist heute so, das war aber offenbar schon vor Jahrtausenden so. Dass es heute so ist, zeigt das Interesse an den Vorträgen des Archäologiestudenten Philipp Schinkel. Sie sind regelmäßig überbucht. Dass es seit Jahrtausenden so war, zeigen die Forschungsergebnisse über die Schinkel dabei informiert.
Als Masterstudent musste sich Philipp Schinkel für seine Abschlussarbeit ein Gebiet aussuchen, das er untersuchen will. "Ich wollte etwas, das noch nicht so erforscht ist, wo ich mich noch richtig austoben kann", sagt er. Außerdem wollte er ein Untersuchungsobjekt in seiner Heimat, dem Coburger Land unter die Lupe nehmen. Denn: "Die Gegend ist in dieser Hinsicht gewissermaßen Peripherie", stellt er fest.


Altfunde ließen hoffen

Der Muppberg erschien ihm da ideal. Altfunde führten bereits zur Ausweisung als Bodendenkmal.
Aber eine wirklich gründliche Untersuchung gab es noch nicht. Die beginnt mit Philipp Schinkel, der dabei von Freunden, der Familie und der Archäologischen Arbeitsgruppe Coburg unterstützt wurde.
Immer wieder gab es auf dem Plateau des Neustadter Hausberges Funde, die darauf hinweisen, dass hier schon zu sehr frühen Zeiten Menschen siedelten. Tonscherben aus ganz verschiedenen Epochen, Bronzebeile, eine Kugelkopfnadel aus Bronze, die wohl einmal dazu diente ein Kleidungsstück zusammenzuhalten und ein einziger Silberquinar aus keltischer Zeit. "Diese Münze ist aber kein direkter Siedlungsanzeiger. Ein mobiles Artefakt kann überall verloren werden", betont Philipp Schinkel.
Seine professionelle Untersuchung vor Ort begann mit einer Luftaufnahme des Berges. Infrarotaufnahmen ermöglichen es, am Computer die Vegetation verschwinden zu lassen und eine recht gute Aufnahme des Bodenreliefs zu erhalten. Schon darauf zeichnen sich leichte Linien ab, die den Verdacht wecken, der Berg könnte einmal eine Befestigung getragen haben. Diesem Verdacht waren Geschichtsfreunde schon 2013 mit einer Grabung nachgegangen. Dabei konnte allerdings kein Beweis für die Existenz einer früheren Wallanlage erbracht werden.
Im Zuge einer geomagnetischen Prospektion wollte der Student nun nachweisen, dass es auf dem Hochplateau mehr gab, als die bisher angenommene vermutlich unbefestigte Siedlung. Bei der angewandten Messmethode werden Abweichungen in der Stärke des Erdmagnetfeldes gemessen. Am Computer kann daraus ein Bild von Strukturen gezeichnet werden, die sich unter der Erde befinden, weil sich etwa aufgereihte Steine anders darstellen als Holz, das in einer Befestigung verbaut war.
Nach allem was Philipp Schinkel zusammengetragen hat stellt sich das Bild der frühen Besiedlung des Neustadter Hausberges deutlich anders dar als bisher vermutet. Offenbar war das Plateau ringsum von einem Befestigungswall umgeben. Dazu kam in einem Bereich ein weiterer Wall etwas tiefer. Aufwand und Größe lassen vermuten, dass zur Blütezeit eine beachtliche Siedlung auf dem Berg vorhanden war.


Über Jahrhunderte bewohnt

Menschliche Aktivitäten sind zwar von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter nachweisbar. Es dürfte aber einen Siedlungsschwerpunkt in der späten Bronzezeit gegeben haben. "Zwischen 1300 und 1100 vor Christus dürfte es eine recht imposante Stadt auf dem Muppberg gegeben haben", resümiert Philipp Schinkel. Sogar Hinweise auf verarbeitendes Handwerk sind nachweisbar.
Dass die Zahl der gefundenen Artefakte bisher gering ist, hängt auch mit der dichten Bewaldung des Plateaus zusammen. Oft wurden Heimatforscher fündig, wenn bei Stürmen Bäume entwurzelt und so Bodenöffnungen geschaffen wurden. Mehr Gewissheit über die ersten "Neustadter" könnten nun gezielte Grabungen ermöglichen.
Doch das ist, wie Philipp Schinkel weiß: "Immer eine Frage des Geldes."