Bei Regina Batyi und Markus Guck vom Coburger Verkehrsbetrieb lernen die Erstklässler, wie sie sich an der Haltestelle und im Bus richtig verhalten - und dass sich der Busfahrer freut, wenn er morgens freundlich gegrüßt wird.
Der Bus kommt und fetzt das rot-weiße Hütchen von dem weißen Orientierungsstreifen. Wenn da jetzt ein Kind gestanden hätte! Aber die Schüler der 1a aus der Pestalozzischule haben schon gelernt, dass sie an der Bushaltestelle Abstand halten müssen zur Gehsteigkante. "Mindestens einen Meter", hat Markus Guck ihnen eingeschärft und gezeigt, warum: Wenn der Bus an die Haltestelle heranfährt, dann ragt er mit der rechten vorderen Ecke über den Gehsteig. Deshalb sind an vielen Haltestellen weiße Streifen mit Rillen am Boden zu sehen. Hinter diesen Streifen sollen die Busfahrgäste warten, damit ihnen nichts passieren kann.
Für viele Erstklässler beginnt nun die Zeit, in der sie täglich alleine mit dem Bus zur Schule fahren müssen. Damit sie lernen, wie sie sich am und im Bus richtig verhalten, bietet der Verkehrsbetrieb der SÜC eine eigenen Schulstunde an: "Guten Morgen, Busfahrer!" heißt sie und beginnt tatsächlich mit einem "Hallo" oder "Guten Morgen" für den Mann oder die Frau am Steuer.
Zum einen freuen die sich, wenn sie freundlich begrüßt werden - zum anderen steigt jemand, der grüßt, ganz anders ein. "Nicht drängeln, nicht schubsen", lautet die Regel, die Markus Guck den Kindern mitgibt. Dann: Im Bus nicht essen, nicht trinken, damit's keine Flecken auf Kleidern oder Polstern gibt. Kaugummikauen ist erlaubt, vorausgesetzt, er bleibt im Mund.
Aber es geht nicht nur um Benimmregeln im Bus, sondern - viel wichtiger - um die Unfallvermeidung. Dazu können die Kinder beitragen, indem sie sich richtig verhalten beim Ein- und Aussteigen. Auch da gilt: Erst mal hinter die weiße Linie an der Bushaltestelle. Dann den Bus abfahren lassen, denn er muss seinen Fahrplan einhalten. Erst, wenn er weg ist, können die Kinder sicher die Straße überqueren, so, wie sie es gelernt haben: Links schauen, rechts schauen, wieder links - wenn nichts kommt, dann gehen. "Wenn ein Auto anhält, um euch rüberzulassen, dann schaut auf die Reifen!", mahnt Markus Guck. "Erst wenn die sich nicht mehr drehen, dürft ihr loslaufen!"
Warum es so wichtig ist, den Bus erst wegzulassen, sehen die Kinder selbst. Beziehungsweise, sie sehen, dass sie nichts sehen, weil ihnen der Bus den Blick auf die Straße versperrt. Zwar kommt dummerweise gerade kein Auto an der Haltestelle Lauersgraben vorbei, als Markus Guck das alles erklärt, aber die Kinder glauben es ihm auch so. Zuvor haben sie schon gesehen, wie viel Kraft so ein Bus hat: Markus Guck ist über einen gefüllten Wasserkanister gefahren und hat ihn damit zwerquetscht. So ein Bus wiegt immerhin so viel wie zwölf Elefanten, nämlich zwölf Tonnen. Nicht auszudenken, wenn einen dieses Gewicht überrollt, nur, weil man selbst nicht aufgepasst hat.
Ein Bus ist auch ganz schön groß. Allein schon die Reifen sind fast so hoch wie die Kinder, wie sie in der Werkstatt sehen können. Dort dürfen sie auch unter einem Bus hindurchlaufen, der gerade auf der Hubanlage steht. Da malt sich Respekt in die Gesichter. "Hoffentlich hält das", wispert ein Mädchen. Aber Markus Guck läuft ja auch untendrunter durch, der muss es ja wissen. So richtig spannend aber wird es, als der Bus voller Kinder in die Waschanlage fährt. Jeder Bus wird jeden Tag einmal mit Regenwasser gewaschen. Vorher muss Markus Guck aber die Spiegel abmontieren, damit da nichts kaputtgeht.
Mit dem sauberen und noch nassen Bus fährt die 1a dann hoch zum Lauersgraben, wo die Kinder auch noch einmal üben, wie sie richtig über die Straße gehen. Zwei wären doch glatt ohne zu gucken rübergerannt! Aber Regina Batyi, die ebenfalls beim Verkehrsbetrieb arbeitet, hat aufgepasst. Also nochmal: "Erst links, dann rechts, dann wieder links schauen!"
Lehrerin Katja Krüger verfolgt zufrieden das Geschehen. Für sie ist das nicht die erste Busfahrstunde - die SÜC macht dieses Angebot jährlich allen Schulklassen. "Das ist fantastisch, denn man muss sich um nichts kümmern!", erzählt Katja Krüger. Den Lehrern werden die Termine mitgeteilt, dann übernehmen Markus Guck und Regina Batyi den Unterricht. Sie beantworten auch Fragen: Elisa zum Beispiel will wissen, ob auch Tiere mitfahren dürfen. "Hunde ja, alle anderen wie Katzen oder Vögel nur im Käfig", antwortet Markus Guck.
Noch bis einschließlich Donnerstag sind die rollenden Klassenzimmer der SÜC unterwegs. In Coburg machen inzwischen alle Grundschulen mit, erzählt Regina Batyi. Welche Kinder schon das Busfahren geübt haben, können die Fahrer dann daran erkennen, ob die Kinder beim Einsteigen "Guten Morgen" sagen.