"Ich mache meine Arbeit"

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Birgit Weber mit ihren Kollegen Oberbürgermeister Norbert Tessmer (links) und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak (rechts) beim Neujahrsempfang der Stadt Coburg. Foto: Simone Bastian
Birgit Weber mit ihren Kollegen Oberbürgermeister Norbert Tessmer (links) und Drittem Bürgermeister Thomas Nowak (rechts) beim Neujahrsempfang der Stadt Coburg. Foto: Simone Bastian

Sie war als Ärztin im Schichtbetrieb, behauptet sich in der männlich dominierten CSU in Coburg, ist Bürgermeister: Welche Erfahrungen hat Birgit Weber gemacht?

Welche Erfahrungen hat Birgit Weber mit der Benachteiligung von Frauen gemacht? Nicht viele, wie sie selbst sagt. Denn: "Als Bürgermeister bist du immer auch Respektperson." Das schützt freilich nicht immer. "Für ein Model bekommt sie zu viel Geld", musste sich Birgit Weber aus den Reihen der CSB anhören. "Damit muss man leben", sagt sie lakonisch. Was die CSU angeht, seien Frauen "in der Politik inzwischen begehrt". Birgit Weber wurde in den Bezirksvorstand gewählt. "Das wären sicherlich viele Männer gern geworden."

Innerhalb der Partei hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es Frauen braucht. Aber beim Wähler? Jeder dritte CSU-Kandidat bei der Stadtratswahl 2014 sei weiblich gewesen, sagt Birgit Weber. In den Stadtrat kam aber nur sie. "Ich glaube aber nicht, dass es da um Männer geht. Bekanntheitsgrad und ein Titel können da auch helfen." Immerhin hat sie ihren Doktor. So etwas oder das Amt als Bürgermeister schützen durchaus auch davor, als Frau benachteiligt zu werden, meint sie.

Andere Erfahrungen hat sie natürlich auch gemacht. "Vor 25 Jahren hab ich mit meinem kleinen Sohn im Kinderwagen die Banken abgeklappert, weil wir unser Haus finanzieren wollten", erzählt sie. In einem Geldinstitut sei sie vom Bankberater tatsächlich gefragt worden, ",wann hätte denn Ihr Mann mal Zeit, mitzukommen?‘ Da habe ich ihn gefragt, ob dann seine Frau auch mitkommt. Diesen Sarkasmus hat er aber nicht verstanden." Und Birgit Weber verließ ohne weiteres Wort die Bank.

In einem männerlosen Haushalt aufgewachsen, habe sie sie schon als Kind gelernt, sich durchzusetzen, sagt Weber. Ihre Mutter sei selbstständige Geschäftsfrau gewesen. "Ich bin nicht mit dem typischen Rollenbild großgeworden", sagt die 55-Jährige.

Als Referentin in der Coburger Stadtverwaltung muss sie auch führen. Sie beschreibt sich als teamorientiert, als jemand, der durch Anerkennung führt. "Ich bin nicht die diktatorische Chefin." Aber sie könne, wenn es drauf ankommt, auch laut werden und Maßnahmen ergreifen. "Ich bin nicht nur die Nette. Umso erschrockener sind die Betroffenen." Auch in ihrem Beruf als Ärztin habe sie keine Ungleichbehandlung erlebt, sagt sie. Aber: "Wenn man berufstätig ist und Kinder hat, braucht man Unterstützung. Das gilt auch für Männer." Heute achte sie darauf, dass sie einen Teil ihres Urlaubs in den Schulferien nimmt, weil ihre jüngste Tochter noch zur Schule geht.

Überhaupt, die Balance von Job und Lebensqualität: Darauf achten Frauen mehr als Männer, vermutet sie. "Da frag ich mich manchmal, ob die den Aufstieg um jeden Preis wollen." Die Frage, ob sie als Frau bessere oder schlechtere Chancen habe, stelle sie sich eher nicht, sagt Birgit Weber. "Ich mache meine Arbeit und gut. Ich wollte auch nie ein Mann sein." Also ist sie Frau Bürgermeisterin? "Das werde ich immer wieder gefragt. Frau Bürgermeister ist korrekt. Die Frau Bürgermeisterin ist die Ehefrau vom Bürgermeister."