Die Haugs sind immer mit von der Partie, wenn bei der Feuerwehr in Ahorn was los ist. Während Richard früher noch an der Handdruckspritze stand, muss Frank als Kommandant heute mehr am Schreibtisch sitzen, als ihm lieb ist.
Bei der Feuerwehr aktiv zu sein, das hat bei den Haugs Tradition. "Hier stehen fast 50 Jahre Kommandanten-Geschichte", sagt Frank Haug und klopft seinem Vater Richard auf die Schulter. Der war einst einer der Gründerväter der Ahorner Feuerwehr, ihm folgte Frank als Kommandant und mit Michael hat schon die nächste Generation mit Verantwortung bei der Feuerwehr übernommen. Wenn sich die drei unterhalten, wird aber auch deutlich: Der Feuerwehrdienst hat sich in den vergangenen 50 Jahren gewaltig verändert.
Halt - bei einer grundlegenden Sache des Feuerwehrdienstes, da hat sich nichts verändert, betont Frank Haug schnell: "Die Idee, Menschen zu helfen, lebt immer noch.
Und sie ist ein wahnsinnig schönes Gefühl." Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Feuerwehr ist die Kameradschaft - aber da gehen die Meinungen schon ein bisschen auseinander.
Richard Haug gerät ins Schwärmen, wenn er an die 50er- und 60er-Jahre zurückdenkt. "Keine Ausrüstung, aber Freiwillige und Kameradschaft" hatte damals die Feuerwehr, erinnert sich der ehemalige Kommandant. Ob der Zusammenhalt heute noch so toll ist? Haug senior ist sich da nicht so sicher. "Es waren andere Zeiten", sagt Frank Haug darauf - und er wird diesen Satz im Laufe des Drei-Mann-Gespräches noch öfter sagen. Michael, der jüngste der Haugs, sieht die Kameradschaft anno 2015 jedenfalls nicht negativ. Man müsse sich im Einsatz vertrauen können - dazu gehöre es auch, nach getaner Arbeit ein bisschen zusammenzusitzen und miteinander zu reden.
Das geschehe auch heute noch.
Der Wahnsinn der Bürokratie Alleine schon angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist Frank Haug sowieso nicht begeistert davon, Feuerwehr heute mit Feuerwehr gestern zu vergleichen. "In keinster Weise", sagt der amtierende Kommandant, sei dies nämlich möglich. Ein Beispiel: die berufliche Belastung. Wenn früher ein Feuerwehrmann aus der Arbeit weg zu einem Einsatz musste, dann ging das problemlos. Heute ist das schwierig, sagt Haug und meint das nicht als Kritik an den Arbeitgebern: "Wenn in einem modernen Betrieb ein Mann ausfällt, dann steht halt die ganze Maschine." Und wer könne sich das schon erlauben?
Gemeinschaftliches Kopfschütteln erntet der bürokratische Aufwand, der heute auf eine Führungskraft einer Feuerwehr wartet. "Wahnsinn" ist dieser für Richard Haug, Sohn Frank nennt beispielhaft die Einsatzberichte.
Vor 20 Jahren gab es diese gar nicht, heute folgt jedem Einsatz mehrstündige Büroarbeit, um verschiedenste übergeordnete Dienststellen mit schriftlichen Informationen zu versorgen. "Das wird einem manchmal echt zu viel", klagt Frank Haug.
Während Richard Haug und seine Mannen einst gemeinsam an einer Handdruckspritze standen, so ist auch der Feuerwehrdienst zu einer hochtechnischen Angelegenheit geworden. Für Enkel Michael, der mit zwölf Jahren - es ging vom Alter her nicht früher, weil es die erfolgreichen "Feuerflitzer" in Ahorn erst seit 2008 gibt - der Jugendfeuerwehr beigetreten ist, stellt der technische Fortschritt wohl gar keine große Herausforderung dar.
Sein Vater aber weiß, dass die Ansprüche an einen ehrenamtlichen Feuerwehrmann manche an ihre Grenze bringen: "Es gibt durchaus ältere Kameraden, die sich zurückziehen, weil die Feuerwehr immer moderner wird."
Das Ehrenamt im Wandel Dennoch: Frank Haug, der in einem Jahr seinen Kommandanten-Job an Timo Schulz weitergeben wird, ist optimistisch, was die kleinen Feuerwehren draußen auf dem Land angeht. Freilich, das Ehrenamt brauche auch da neue Ideen, bessere Vernetzung, Zugang zu sozialen Medien - aber seinen Mitmenschen zu helfen, habe immer seinen Reiz. Dazu kommt, hier spricht aus Frank Haug der Vereinsvorsitzende, die große gesellschaftliche Bedeutung der Feuerwehr. Gerade draußen auf dem Land, wie der Kommandant aus vielen Gesprächen weiß: "Wenn es die Feuerwehr nicht mehr geben würde, wären manche Dörfer arm dran."