Produkte aus dem Coburger Land sollen verstärkt in Hotellerie und Gastronomie vermarktet werden.
Lebensmittelskandale, Mogelpackungen und Verbrauchertäuschungen: Viele Konsumenten sind von der Großindustrie enttäuscht und wenden sich stattdessen regionalen Anbietern zu. Auch im Coburger Land werden regionale Produkte immer beliebter. Um diesem Trend zu folgen und im Coburger Land hergestellte Waren noch stärker promoten zu können, wurde das Netzwerk "Genussregion Coburg Land" gegründet. Seit 2010 stellen sich die Netzwerkpartner bei gemeinsamen Veranstaltungen vor und locken so viele Besucher und Kunden an.
Nun möchte das Netzwerk noch einen Schritt weiter gehen: Künftig sollen nicht nur Produzenten, sondern auch Partner in Hotellerie und Gastronomie zusammenarbeiten.
Beispiele in anderen Regionen
"In vielen anderen Regionen funktioniert dieses Konzept bereits", sagt Tobias Gruber, der das Projekt für das Netzwerk betreut. Gerade in der Fränkischen Schweiz sei die Nachfrage nach regionalen Produkten in Gaststätten und Restaurants besonders hoch. "Dort gibt es kulinarische Aktionswochen, die sehr gut angenommen werden", erzählt er. In Thüringen gehe man mit der "Thüringer Tischkultur" sogar noch einen Schritt weiter: "Nicht nur Speisen und Getränke werden da in das Konzept mit einbezogen, sondern auch die Hersteller der Porzellanwaren, auf denen das Essen dann serviert wird." Auch in Coburg gebe es das Potenzial für so einen ganzheitlichen Ansatz. "In unserer Region gibt es eine geschichtliche Kulturlandschaft mit zahlreichen Spezialitäten", erklärt er. Doch nicht nur Bratwurst, Rutscher und Schmätzchen seien Erfolgsfaktoren, sondern auch die Vielzahl an authentischen Produzenten.
"Mittlerweile hat unser Netzwerk 70 Partner, die in den unterschiedlichsten Feldern tätig sind - und ich lerne immer noch mehr Bereiche kennen", sagt Tobias Gruber. Es brauche aber auch ein Netzwerk, das die Produkte gemeinsam vermarktet - das sei die Genussregion Coburg Land. "Dafür muss jeder Partner aber auch ein Qualitätsversprechen abgeben", betont er. Er habe auch schon viele Ideen, wie die regionalen Produkte ihren Weg in die Gastronomie und Hotellerie finden könnten. Ein Weg sei natürlich, neben dem normalen Angebot auch heimische Speisen und Getränke auf die Karte zu setzen. "Darüber hinaus kann ich mir auch vorstellen, dass den Gästen heimische Produkte über Lunchpakete oder einem kulinarischen Gruß aus der Küche dargeboten werden", sagt er. Um zu testen, ob das funktioniert, könne man zunächst Spezialitätenwochen einführen, in denen es sich nur um eine Spezialität aus dem Coburger Land drehe. "So könnte es Bratwurstwochen, Bierwochen oder Wildwochen geben", erklärt er.
Zuerst alles klären
Rainer Möbus, der in Bad Rodach eine Schaudestillerie hat, sagt, er sehe auch, dass das Interesse gewachsen ist. "Gastronomen müssen sich aber dennoch zuerst fragen, ob sie die regionalen Produkte mit auf ihre Karte nehmen dürfen", sagt er. Denn viele Gaststätten und Hotels seien, wenn es beispielsweise um Getränke geht, vertraglich an einen Lieferanten gebunden. "Gibt der grünes Licht, muss man sich nur noch überlegen, ob man das möchte", erklärt er.
Stefan Hinterleitner, Geschäftsführer der Coburg Stadt und Land aktiv GmbH, ist sich bewusst, dass dieses Problem derzeit noch bestehe. "Im Moment versuchen wir, die Türen für dieses Vorhaben zu öffnen, und verhandeln mit verschiedenen Lieferanten", sagt er. Dabei betont er, dass die Getränke dieser Lieferanten nicht ganz von den Getränkekarten verschwinden. "Es soll nur den Raum geben, auch regionale Produkte anzubieten", erklärt er. Besonders wichtig sei ihm, dass die Gastronomen selbst ihre Wünsche äußern können. Nur so könne das Vorhaben funktionieren. "Denkbar wäre eine zentrale Anlaufstelle in der neuen Markthalle in Coburg, wo es einen Bereich nur für regionale Waren gibt", sagt Hinterleitner. Damit seien auch die Gastronomen einverstanden. "Für frische, verderbliche Produkte wird das so wahrscheinlich nicht umsetzbar sein, aber dafür finden wir auch eine Lösung", sagt er.
Nun wolle man das Projekt allerdings erst einmal mit ein paar Gastronomen starten. "Wenn es funktioniert, dann verbreitet sich das Konzept von alleine und es steigen vielleicht noch mehr Betriebe mit ein", erklärt er.