Der baubedingte Umzug des Flohmarktes auf den Schützenplatz in Neustadt bei Coburg stößt auf unterschiedliche Reaktionen.
Erstmals hat der Neustadter Flohmarkt am Wochenende auf dem Schützenplatz stattgefunden. Der Marktplatz als gewohnter Standort wird derzeit saniert. Was einem Teil der Besucher gut gefiel, hätten andere wiederum lieber, wie sie es kennen: bummeln und feilschen im Herzen der Stadt.
"Ich war vor Jahren schon mal auf dem Marktplatz mit meinen Sachen. Eigentlich ist der Schützenplatz auch ein idealer Platz, wo das Publikum sich geruhsam umschauen kann", meinte Christine Höpfner. Klar: So mitten in der Stadt sei es auch schön gewesen - es habe alles seine Vor- und Nachteile. "Egal, wo ich bin: Mein Flohmarktstand ist meine Erholung", erzählte sie begeistert. Beim Flohmarkt sei man mal fort von Zuhause, müsse nix kochen und saubermachen. "Hier habe ich meine Ruhe und kann durchatmen", sagte Höpfner. Mit dem Verkauf ihres bunten Warensortiments schaffte sie sich daheim Platz: Bekleidung, Souvenirs aus ihren Urlauben, Geschenke - alles, was jahrelang gehütet wurde und zum Wegwerfen zu schade war.
Beim Besuch der Flohmarktausflüge in der Region dekoriert Christine Höpfner ihren kleinen Stand liebevoll. Am Samstag freute sie sich, wenn sich andere über ihre Sachen freuen konnten: "Man kann sich ja so schlecht von etwas trennen, weil man für jeden Euro hart arbeiten muss". Ihre Kleidungsstücke, die sie nicht verkauft, verschenkt Höpfner dann an die Kleiderkammer. "Das beruhigt mein Gewissen, und ich habe noch etwas Gutes getan", erzählte sie zufrieden.
Panja hatte ihren Stand ebenfalls prächtig bestückt - mit allem, was sich daheim stapelte. "Das hier muss weg. Das passt nicht zu meinem Stil", meinte die Wildenheiderin und hielt einen Kupferstich von der Stadtkirche Sankt Georg mit den Jahreszahlen "1951 - 1976" in den Händen. Da gute Stück stammte von den Schwiegereltern. Panja rätselte: "Ob das ein Erinnerungsgeschenk zur silbernen Konfirmation meiner Schwiegermutter gewesen sein mag, die 1938 geboren wurde?" Ihre Schwiegereltern leben inzwischen nicht mehr, aber vielleicht war es ja so. Und das viele Kristall! Früher war so was wertvoll: Vasen, Dessertteller und auch Sammeltassen. Zum Wegwerfen war das für Panja einfach zu schade. Das könnten vielleicht andere noch brauchen. "Ich dachte: Irgendein Neustadter kauft mir diesen Kupferstich ab, aber bisher tut sich da nix", sagte Panja lachend.
Heute geht das Geschäft
Für Tobias fängt die Schule morgen wieder an. Er ist Schüler an der Neustadter Moosschule. Auch der junge Mann hatte in seinem Kinderzimmer mächtig aufgeräumt und einen reichbestückten Händlerstand mit all seinen Spielsachen aufgebaut. "Ich war zwar schon mal beim Flohmarkt dabei, aber habe noch nichts verkauft. Aber heute mache ich das", sagte Tobias. Und schon interessierten sich zwei Jungen für seine "ausrangierten" Spielschätze. Ein bisschen feilschen und schon machte Tobias Umsatz. Jedenfalls klingelte endlich mal die Kasse. "Die Kundschaft müsste ein bisschen angeheizt werden", rief die Standnachbarin rüber und legte auch gleich lautstark los: "Ich habe tolle Bücher: 50 Cent das Stück, jeder kriegt eins, wer möchte". Das Marktschreien müsste noch was geübt werden.
Das sagt der Veranstalter
Auch ein über 80-jähriger Senior aus Coburg hatte sich auf den Weg gemacht und seinen Stand aufgeschlagen. "Ich bin jetzt in einem Alter, wo alles weg muss. Da sollte man sich selbst drum kümmern", meinte der Coburger, der seinen Kindern bereits einiges vermacht hatte. "Aber die gehen ja auch schon auf die Sechzig zu."
Marktveranstalter Kai Freyer ließ seinen Blick über den Flohmarkt schweifen und meinte: "Hm, noch läuft es hier ziemlich schleppend. Als ob sich die Neustadter hier nicht richtig her trauen." Die alteingesessenen Flohmärktler seien einfach noch eingespielt auf den Marktplatz. Vielleicht fehlt ihnen die Bank, die Sparkasse, da ist kein Café, kein Metzger, kein Bäcker und kein grüner Markt mit Gemüse und Blumen. "Das alles spielt hier eine Rolle", weiß Freyer um die Vorlieben seiner Neustadter. Wegen der Umbauphase des Marktplatzes müssten sich aber alle eine gewisse Zeit darauf einstellen. Der nächste Trödelmarkt ist am kommenden Samstag in Sonnebergs Innenstadt.