Gesetz ermöglicht neue Naturreservate rund um Neustadt

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Von da nach da: 20 Meter breit und 250 Meter lang soll der Hecken- und Magerrasen-Streifen werden, den Hartmut Puff nach Grundstückskäufen unterhalb des Fechheimer Berges vorgesehen hat. Dort soll ein Lebensraum für die Schlingnatter und andere wärmeliebende Arten entstehen. Foto: Berthold Köhler
Von da nach da: 20 Meter breit und 250 Meter lang soll der Hecken- und Magerrasen-Streifen werden, den Hartmut Puff nach Grundstückskäufen unterhalb des Fechheimer Berges vorgesehen hat. Dort soll ein Lebensraum für die Schlingnatter und andere wärmeliebende Arten entstehen. Foto: Berthold Köhler

Weil die 380-kV-Leitung das Landschaftsbild negativ beeinflusst, muss der Netzbetreiber Tennet einen Ausgleich zahlen. Das Geld steht der Unteren Naturschutzbehörde ab sofort für Projekte zur Verfügung.

So einen warmen Geldregen gibt es für eine Untere Naturschutzbehörde nicht oft. Rund eine Million Euro steht Hartmut Puff und seinen Kollegen im Landratsamt in den nächsten Jahren zur Verfügung, um damit Naturschutzmaßnahmen zu finanzieren. Das Geld stammt vom Stromnetz-Betreiber Tennet, der damit nicht ausgleichbare Eingriffe durch die 380-kV-Leitung in das Landschaftsbild entschädigt. Nicht ganz freiwillig, klar - denn das Ersatzgeld ist eine gesetzliche Vorgabe und wird in seiner Höhe von der Regierung festgesetzt.

Planen, pflanzen, schützen

Hartmut Puff stört der gesetzliche Hintergrund naturgemäß wenig: "Ich freue mich, dass wir aktiv wirken können." Denn im Normfall, da tritt die Untere Naturschutzbehörde eher auf, wenn sie Einschränkungen aussprechen muss, Verbote erlässt oder gar Strafen ausspricht. Freilich: Alles im Sinne der Natur. Mit dem Tennet-Geld ist das anders: Mit diesem darf Puff aktiv planen, pflanzen, schützen.

Unterhalb des Gipfels am Fechheimer Berg hat Puff einen 20 Meter breiten Streifen eines Ackers im Auge. Dort plant er einen weiteren Biotop-Baustein, der die geschützten Gebiete am Plestner Berg und am Fechheimer Berg miteinander verbinden soll. Über eine neue Schlehen-Hecke, Steinhaufen, Wurzelstöcke und Magerrasen würde sich insbesondere die seltene Schlingnatter freuen, die im südlichen Neustadter Stadtgebiet zuhause ist. Aber nicht nur sie. "Zahlreiche andere wärmeliebende Arten folgen schnell", ist Hartmut Puff überzeugt.

Nasser Acker wäre ideal als künftige Feuchtwiese

Während der Acker unterhalb des Berg-Gipfels sonnenbeschienen und trocken ist, liegt nur ein paar Steinwürfe hangabwärts ein nasser Acker. Der Raps, der derzeit darauf wächst, tut sich sichtlich schwer. Wohl auch deshalb tat sich der Eigentümer der Fläche eher leicht, sich vom Acker zu trennen. "Für die Landwirtschaft ist er wirklich zu feucht", weiß Puff und stellt seine Pläne für die künftige Nutzung des flachen Talgrundes vor: Feuchtwiese, nasse Mulden, Grabenaufweitung, maximal ein/zwei Mal im Jahr mähen. "Das kann was werden", sagt der Mitarbeiter im Landratsamt und nickt schon einmal zufrieden. Ende nächsten Jahres könnte aus dem Acker eine schönes Feuchtbiotop geworden sein.

Ideen und geeignete weitere Projekte liegen genug in den Schubladen der Unteren Naturschutzbehörde - allein es fehlt das Land dafür. "Wir suchen immer nach Verkaufsinteressenten", berichtet Hartmut Puff, der hofft, dass sich weitere Grundstückseigentümer finden, die mit der Unteren Naturschutzbehörde ins Geschäft kommen wollen. Die finanziellen Mittel dafür sind da: Die Regierung hat vorgegeben, dass ein Drittel des Ersatzgeldes für den Ankauf geeigneter Flächen verwendet werden soll. Der Rest soll dann zu gleichen Teilen für die Durchführung der Maßnahme sowie die anschließende Pflege der Naturschutzflächen verwendet werden.

Es kommt schon wieder Geld

Theoretisch hat die Untere Naturschutzbehörde nur zwei Jahre Zeit, die Tennet-Million in Naturschutz-Projekte zu investieren - danach könnte der Naturschutzfonds auf das verbliebe Geld zurückgreifen. Aber Hartmut Puff, das hat man ihm schon signalisiert, braucht jetzt nicht in große Hektik verfallen: "Wir haben die Zusicherung, dass es auch ein bisschen länger dauern darf."

Sollte nur unweit des Fechheimer Berges am Kraiberg auf Gebiet der Gemeinde Sonnefeld der bereits baurechtlich genehmigte Windpark verwirklicht werden, steht der Unteren Naturschutzbehörde am Coburger Landratsamt die nächste üppige Überweisung ins Haus: Über 400 000 Euro müsste der Investor bezahlen, weil er mit seinen fünf geplanten Windrädern das als hochwertig eingestufte Landschaftsbild rund um den Plestner und Fechheimer Berg entscheidend beeinflussen würde.