Gerhard Amend fordert mehr Rückhalt für das Landestheater Coburg

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In den Ruhestand als Vorsitzender Richter am Landgericht, der im Herbst beginnt, zieht Gerhard Amend gleich mit neuer Aufgabe: als Vorsitzender des Theaterkreises Coburg. Foto: Carolin Herrmann
In den Ruhestand als Vorsitzender Richter am Landgericht, der im Herbst beginnt, zieht Gerhard Amend gleich mit neuer Aufgabe: als Vorsitzender des Theaterkreises Coburg. Foto: Carolin Herrmann
 

Gerhard Amend will als neuer Vorsitzender des Theaterkreises die Bedeutung des Landestheaters stärker ins Bewusstsein bringen. In seinen verschiedenen Ämtern und Funktionen könnte er ein wichtiger Vermittler werden.

Die Stadt ist nach wie vor gesegnet - mit engagierten Menschen, die ein reiches kulturelles Angebot hervorbringen, aufrechterhalten, sichern. Der Theaterkreis mit seinen etwa 300 Mitgliedern gehört dazu, er unterstützt die Institution, die das Zentrum des Coburger Kulturlebens darstellt. Nachdem sich Josef Schaschek nach 16 Jahren an der Spitze dieses Fördervereines altersbedingt zurückgezogen hat, gelang es, einen profilierten Coburger Politiker zu verpflichten, der - allein strategisch betrachtet - als Glücksfall erscheint.

Querdenker und Polterer - aber auch klar Analysierender
Nicht dass Gerhard Amend alle mögen, den störrischen Querdenker, den Polterer, den durchaus auch Empfindlichen, den klar Analysierenden, der aber genug Politiker ist, um sich einzufügen, zurückzuhalten, geschickt zu verhalten. Was ihm dann auch wieder vorgeworfen wird. Doch der CSB-Stadtrat, der 2007 unter Protest die CSU-Fraktion verließ, agiert seit Jahrzehnten auf der maßgeblichen kommunalpolitischen Ebene Coburgs.

Gleichzeitig gehört für den Vorsitzenden Richter am Landgericht Kultur zum persönlichen (Über-)Leben und vor allem auch zum elementaren Faktor für das Gedeihen dieser Stadt. Im Gegensatz zur ausgeprägten "Kultur-ham-mer-doch"-Fraktion ist ihm zudem bewusst, dass das lokale Kulturgefüge unablässig gepflegt und fortentwickelt werden muss. Rein repräsentativ im Kreise gedreht, nützt es nämlich nicht viel.

Theater wird viel zu wenig gewürdigt
So einer ist das schon, der Gerhard Amend, aktiv in diversen Kulturvereinen, bei der Historischen Gesellschaft, beim Förderverein der Volkshochschule... Und: Er ist Mitglied im Theaterausschuss, jenem politischen Aufsichtsgremium, in dem Staats- und Stadtvertreter über die grundsätzliche Weiterentwicklung des Landestheaters wachen sollen. "Ich stehe zu diesem Theater. Man muss in der Region begreifen, dass es ein großes Geschenk ist, ein Theater von dieser Qualität hier zu haben. Man kann dort aus dem Alltag heraustreten, Kraft schöpfen. Es wird immer wichtiger, solche Horte des Kontemplativen zu haben, auch wenn das jetzt hochgestochen klingt." Das werde von der Bevölkerung viel zu wenig gewürdigt", unterstreicht Gerhard Amend im Gespräch mit dem Tageblatt.

"Ganz davon abgesehen, dass es die Stadt derzeit im Jahr 6,6 Millionen Euro kostet." Gerade jetzt, vor dem Kraftakt der Generalsanierung, die entscheidend ist für die Zukunft des Landestheaters, "müssen wir deutlich machen, dass wir alle dahinter stehen. So wie die Leute zum HSC gehen und dort ihr Geld ausgeben, sollten sie auch ganz selbstverständlich ins Theater gehen."

Was vor allem auch wichtig ist als Signal nach München, zum zweiten großen Geldgeber, der sich in den letzten Jahren nicht gerade überschlagen hat im Bemühen, die Sanierung voranzutreiben. Für den laufenden Unterhalt kommen in diesem Jahr 5,5 Millionen von der Staatsregierung.

Patenschaften initiieren
Mit dem Theaterkreis möchte Gerhard Amend vor allem diese ideelle Unterstützung verstärken. Zwar versucht man auch, mit Sachspenden zu helfen, der Anschaffung von Musikinstrumenten etwa. "Wir wollen gerade das Geld für einen Kontrabass zusammenbringen, der kostet mindestens 20 000 Euro", berichtet Amend. Doch bei den geringen Mitgliedsbeiträgen - 15 Euro Minimum im Jahr, jeder stuft sich selbst ein - bleiben diese Aktivitäten überschaubar.

Gewählt für die nächsten drei Jahre, will Amend vor allem versuchen, die Mitgliederzahl zu erhöhen, wozu er auch das interne Leben intensivieren will, mit kleinen Veranstaltungen in Unterstützung durch das Ensemble des Landestheaters vielleicht, mit gemeinschaftlichen Besuchen von Generalproben ... "Ich muss da mal mit dem Intendanten sprechen. Jedenfalls soll es sich auch persönlich lohnen, Mitglied im Theaterkreis zu sein."
Dann schwebt ihm eine Art Paten-Modell für aufwändige Produktionen vor, wofür Amend die regionale Wirtschaft noch stärker gewinnen möchte. "Schließlich ist das Theater ja auch ein sehr wichtiger Standortfaktor dafür, dass es den Unternehmen gelingt, hochqualifizierte Fachkräfte in die Region zu ziehen."

Was Amend nicht als seine und die Rolle des Theaterkreises sieht, ist gezielt Einfluss auf die inhaltliche und künstlerische Ausrichtung des Landestheaters zu nehmen. "Dass wir uns mal eine Inszenierung wünschen, das wird wohl erlaubt sein. Aber ansonsten ist das ein viel zu differenziertes Geschäft, als dass man sich da von außen einmischen dürfte."

Filmmusik in der HUK-Arena?
Apropo Wunsch: Einen ganz konkreten hat Gerhard Amend schon: "Wenn man mit dem Philharmonischen Orchester in der HUK-Arena einen großen Filmmusik-Abend veranstalten könnte, das wäre was."

Am 30. November dieses Jahres geht Gerhard Amend beruflich in den Ruhestand. Noch steckt er als Vorsitzender der Ersten großen Strafkammer tief drin hier. 58 Verfahren sind in diesem Jahr zu bewältigen, Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, große Betrugssachen - das alles landet bei ihm. Man müsste meinen, er habe da tagtäglich genug "Theater" zu bewältigen. Amend lacht: "Eine Gerichtsverhandlung hat schon was von einem Schauspiel, aber ach, so, wie das im Fernsehen gezeigt wird, geht das nie zu, dass da plötzlich der geheimnisvolle Zeuge aus dem Dunkel kommt und alles umdreht. Die Fälle in der Realität sind doch meist von Kripo und Staatsanwaltschaft gut ausermittelt."

Jedenfalls war Amend, wie er sagt, "17 Jahre lang ein richtig Getriebener, eigentlich wollte ich jetzt mal Freiheit gewinnen." Andererseits ist diese Konstellation - siehe oben - einfach zu sinnvoll. Da verweigert er sich doch nicht. Da macht er das doch.