Ab 2013 können Verbraucher sich ihren Kaminkehrer selbst aussuchen. Doch das hat nicht nur Vorteile.
Im kommenden Jahr fällt das Monopol für Schornsteinfeger. Was sich für die Arbeit und die Kunden alles ändert, weiß der für das Coburger Land zuständige Bezirksschornsteinfegermeister Marc Schreiber.
"Ab 2013 gibt es einige freie Arbeiten, etwa die Überprüfung der Heizungsanlagen und die Reinigung des Kamines", sagt Schreiber. Das bedeutet, dass die Kunden ab 2013 ihren Kaminkehrer für diese Aufgaben frei wählen können. Für Bauabnahmen und die sogenannte Feuerstättenschau ändert sich allerdings nichts. Hier bleibt weiterhin der aktuelle Schornsteinfeger des Bezirks zuständig. Eine Wahl ist nicht möglich.
"Bis zum Jahresende bekommen alle meine Kunden einen Feuerstättenbescheid. Darin steht, welche Arbeiten in welchem Zeitraum erledigt werden müssen", sagt Schreiber.
Das sei vor allem dann wichtig, wenn die Kunden wechseln wollen - denn ein potenzieller Nachfolger muss wissen, woran er ist. Die größte Verpflichtung für die Kunden ist, die im Feuerstättenbescheid festgesetzten Fristen einzuhalten.
Ordnungsamt wird eingeschaltet Ein Beispiel: Wenn der Kamin im Zeitraum von Januar bis Februar gereinigt werden muss, dann ist der 28. Februar der letztmögliche Termin. Wird dieser nicht eingehalten und um zwei Wochen überschritten, muss der zuständige Bezirksschornsteinfeger das dem Ordnungsamt melden. Dort erstellen die Mitarbeiter einen sogenannten Zweitbescheid, in dem der Bezirksschornsteinfeger mit der Arbeit beauftragt wird.
Für die Kunden könnte das teuer werden: "Ich bin mir sicher, dass das Ordnungsamt dafür eine Bearbeitungs- oder Verwaltungsgebühr erhebt", sagt Schreiber.
Auch die Wahl der Unternehmen ist beschränkt. Die Betriebe, die die Arbeiten übernehmen, müssen in der Handwerksrolle für Schornsteinfeger bei der Handwerkskammer angemeldet sein. Nachdem die Aufgaben erledigt sind, schickt der neue Schornsteinfeger ein Formblatt an den Bezirksschornsteinfeger, der ab 2013 bevollmächtigter Schornsteinfeger heißen wird. Letzterer überprüft dann, ob die geforderten Fristen eingehalten worden sind.
Bürokratie im Anmarsch "Da kommt ein Bürokratie-Ungetüm auf uns zu", sagt Schreiber. "Es gibt Häuser, da müssen wir bis zu sieben Mal im Jahr rein.
Wenn es jemand anderes erledigt, bekommt der Zuständige jedes Mal ein Formblatt zugeschickt." Und es geht noch verwirrender: Stellt ein anderer Betrieb einen Mängel fest, dann muss er diesen dem bevollmächtigten Schornsteinfegermeister melden. Dieser ist dann dafür zuständig, dass der Mängel behoben wird. Also schreibt er dem Hauseigentümer einen Bescheid, in dem er ihn auffordert, den angezeigten Mängel zu beheben. Daraufhin ist wieder der Hauseigentümer in der Pflicht, den Mängel in der angegebenen Frist beseitigen zu lassen.
Ein Wechsel bringe den Kunden also einen Mehraufwand und mehr Verantwortung. Bleibt die Frage, ob die Verbraucher am Ende günstiger wegkommen als bislang. "Für die freien Arbeiten können die Betriebe die Preise selbst festlegen, für die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben gilt weiterhin die Gebührenordnung", erklärt Schreiber.
Einen harten Wettbewerb befürchtet er indes nicht. Schreiber schätzt, dass nur fünf bis zehn Prozent der Kunden wechseln werden.
Kaum junge Kaminkehrer Das Handwerk habe Nachwuchsprobleme, dass heißt, es stehen nicht 100 Schornsteinfeger in den Startlöchern, um auf den Markt zu drängen. "Wir haben so viel zu tun, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es viele Schornsteinfeger gibt, die noch zusätzliche Aufträge annehmen können."
Marc Schreiber vermutet, dass sich auch preislich nicht viel ändern wird - es gebe ohnehin nicht viel Spielraum. Und wer sich einen Kaminkehrer aus einem anderen Landkreis kommen lässt, der muss mit höheren Anfahrtskosten rechnen.
Allein wer absolut unzufrieden mit seinem Kaminkehrer ist, oder gar persönliche Probleme mit ihm hat, könnte sich für einen Wechsel entscheiden. Doch selbst das scheint zwecklos, denn spätestens zur gesetzlich vorgeschriebenen Feuerstättenschau kommt der zuständige bevollmächtigte Schornsteinfegermeister wieder vorbei.