Flüchtlingsstrom aus dem Kosovo erreicht Coburg

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Der Landkreis muss sich darauf vorbereiten, zahlreiche Flüchtlinge aus dem Kosovo aufzunehmen. Foto: CT-Archiv/dpa
Der Landkreis muss sich darauf vorbereiten, zahlreiche Flüchtlinge aus dem Kosovo aufzunehmen. Foto: CT-Archiv/dpa

Er sollte nie eintreten. Jetzt ist er notwendig, der Notfallplan für die Unterbringung von Flüchtlingen im Coburger Land. Die Turnhalle des Arnold-Gymnasiums in Neustadt soll Quartier für Hunderte werden, die aus dem Kosovo kommen.

Kurz vor Weihnachten 2014 waren die Landkreise gefordert einen sogenannten "Winternotfallplan" zur Unterbringung von Asylbewerbern aufzustellen. Was damals niemand ernsthaft geglaubt hatte, wird nun Wirklichkeit. Die Regierung von Oberfranken kündigte an, dass der Landkreis Coburg ab der 18. Kalenderwoche fest damit rechnen muss, diesen Plan zu realisieren, wie das Landratsamt jetzt mitteilt. Das bedeutet, binnen kurzer Zeit müssen bis zu 220 Asylbewerber aufgenommen, untergebracht und versorgt werden.
Hintergrund ist die Entwicklung, die besonders in Bayern auffällig ist, dass zahlreich neu ankommende Asylbewerber aus dem Kosovo stammen und kurze Wege nutzen. 2014 registrierte Bayern knapp 9000 Kosovaren. allein in den ersten Wochen des laufenden Jahres sind mehr als 10 000 Flüchtlinge aus diesem Gebiet eingereist. Die Aufnahmestellen für Flüchtlinge sind völlig überfüllt. Deshalb wurde der Winternotfallplan in Kraft gesetzt.
Neben den Landkreisen Forchheim, Kulmbach und der Stadt Bayreuth steht der Landkreis Coburg ganz vorne in der Reihe der betroffenen Kommunen.
"Unser Einsatzstab ist auf diesen Notfall vorbereitet und hat sofort die Arbeit aufgenommen", betont Landrat Michael Busch (SPD) die Einsatzbereitschaft seiner Behörde, "wenngleich die Informationslage sehr dünn ist. Außer der Ankündigung des Termins und der Tatsache dass ab Mittwoch kommender Woche busweise mit Ankömmlingen zu rechnen ist, wissen wir nichts."
In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg und den bekannten Hilfsorganisationen, allen voran dem BRK, konzentrieren sich alle verfügbaren Kräfte, eine funktionsfähige Notfalleinrichtung mit der notwendigen Sozialinfrastruktur im Hintergrund aufzubauen. "Da gilt es neben der Registrierung, Betten nebst Zubehör zu stellen, sich um die Verpflegung und die Abfallentsorgung zu kümmern und Wasch- und Duschgelegenheiten zu schaffen", weiß Manfred Lorenz seines Zeichens Kreisbrandrat und Mitarbeiter der Landkreisverwaltung.

Schulturnhalle als Unterkunft

Für die sozialen Standards ist Jürgen Forscht der Ansprechpartner. Seine sozialpädagogische Erfahrung hat ihn seit Beginn der Asylantenbetreuung zu einem unentbehrlichen Faktor in diesem Sektor werden lassen.
"Eine bittere Pille muss ich schlucken, denn für die Unterbringung muss ich nach momentanem Stand die Turnhallen des Arnoldgymnasiums in Neustadt heranziehen", sagt Landrat Busch. In der Mensa der Schule soll für die Flüchtlinge gekocht werden. Eine weitere Möglichkeit zur Unterbringung, außerhalb des Schulcampus werde derzeit geprüft.
Der Präsident des Bayerischen Landkreistages, Landrat Christian Bernreither, formulierte einen deutlichen Appell in Richten Bundes- und Landesregierung, den Zustrom der Asylbewerber aus dem Westbalkan schnell zu regeln. "Dieser Haltung schließe ich mich uneingeschränkt an", betont auch der Coburger Landrat, "der Notfallplan ist auf eine Dauer von fünf Wochen ausgerichtet, nicht länger. Ich erwarte dass die Ratlosigkeit der Bayerischen Staatsregierung bis dahin beendet ist und Maßnahmen, wie die Erklärung des Kosovo als sicheres Herkunftsland, eine Verkürzung der Verfahrensdauer der Asylverfahren untersucht und gelöst werden, auch die Bekämpfung der kriminellen Schleuser muss professioneller werden." red