Die Gruppe "Lesipold" des Lions Clubs Coburg Veste hatte zahlreiche Vorleser gefunden, die für Kindergartenkinder an verschiedenen Orten etwas vorlasen.
28 Prozent aller Eltern lesen ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren keine Bücher vor. Das geht aus einer erst kürzlich veröffentlichten Studie der Stiftung Lesen hervor. Dabei lieben es rund 91 Prozent der befragten Kinder, wenn man ihnen aus einem Buch vorliest - und etwa ein Drittel aller Kinder würde sich sogar wünschen, dass ihnen noch mehr vorgelesen wird. Am 17. November ging dieser Wunsch in Erfüllung: Am bundesweiten Vorlesetag, der vor 14 Jahren von der Stiftung Lesen, der "Zeit" und der Bahn-Stiftung initiiert wurde, nehmen sich in diesem Jahr 160.000 ehrenamtliche Vorleser in ganz Deutschland Zeit, um aus den verschiedensten Büchern vorzulesen. Auch in Coburg und Rödental konnten Kinder am Vorlesetag spannenden Geschichten lauschen: Die Gruppe "Lesipold" des Lions Clubs Coburg Veste hatte zahlreiche Vorleser gefunden, die für Kindergartenkinder der Region an den verschiedensten Orten die Geschichten in den Büchern lebendig werden ließen.
Im Coburger Rathaus las der Kinderbuchautor Thomas Mac Pfeifer den Kindern des Regenbogen-Kindergartens aus seinen Büchern vor. Zuerst erzählte er ihnen eine Geschichte aus "Ein Stern, der in dein Fenster schaut", seinem neuesten Buch. In diesem Buch sind die Geschichten nicht nur auf Deutsch, sondern auch in anderen Sprachen wie Arabisch oder Aramäisch abgedruckt. Das hat einen besonderen Grund. "Sie sollen Flüchtlingskindern in ihrer neuen Heimat Mut machen", erklärte Thomas Mac Pfeifer. Bei einer seiner Lesungen habe er erfahren, dass seine Geschichte genau das schaffe. "Ich habe die Geschichte auf Arabisch vorlesen lassen. Danach kam eine syrische Mutter auf mich zu und erzählte mir, dass ihre Kinder genau wie die Kinder abends immer in den Himmel schauen und nach dem einen, blinkenden Stern Ausschau halten", erzählte er. Die Idee für die Geschichte habe er in der Mitte der Nacht gehabt. "Manchmal wache ich so gegen drei Uhr morgens auf. Dann macht es ‚ping‘ - und die Geschichte ist da", sagte er. Um sich für die Geschichten in die Lebenswelt der Kinder hinein zu fühlen, orientiere er sich an Erich Kästner: "Er sagte: ‚Nur, wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.‘ Deshalb versuche auch ich, mir meine Kinderseele zu bewahren." Das Vorlesen habe für ihn einen hohen Wert. "Das Vorlesen schafft ein ganz besonderes Gefühl der Vertrautheit", sagte er.
Zwei Sätze, elf Worte, drei Jubelrufe
Weil die Kinder ihm so gebannt zuhörten, gab es für sie auch noch eine Zugabe. Thomas Mac Pfeifer las ihnen auch die Geschichte "Ein bunter Hund geht durch die Stadt" vor. Nach jeder Seite durften die Kinder dabei natürlich auch die farbenfrohen Bilder ansehen. Zum Schluss erwartete die Kinder noch eine - im wahrsten Sinne des Wortes - kleine Überraschung: Für die kürzeste Weihnachtsgeschichte, die nur aus zwei Sätzen mit elf Worten und drei Jubelrufen besteht, schlossen sie die Augen und lauschten ein letztes Mal gespannt.
"Bei der Auswahl der Vorleser ging es uns besonders darum, Leute aus dem öffentlichen Leben in der Region zu finden, die Spaß daran haben, Kindern eine Freude zu machen", erklärt Gudrun Zaddach, die sich in der Gruppe "Lesipold" des Lions Clubs Coburg Veste engagiert. Zum sechsten Mal habe der Lions Club Coburg Veste den Vorlesetag in Coburg durchführen können. Seitdem sei die Veranstaltung enorm gewachsen: "Im Jahr 2011 haben etwa 220 Kinder den Geschichten gelauscht, in diesem Jahr waren es mehr als 500 Kinder." Und die Begeisterung nach der Veranstaltung sei groß gewesen - sowohl bei Kindern als auch bei den Vorlesern. "Wir haben gespürt, dass bei vielen der Wunsch da ist, im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein", erklärt sie. Denn im nächsten Jahr sollen noch mehr Kinder am Vorlesetag teilnehmen können: "Wir sind schon eifrig auf der Suche nach noch mehr Vorlesern und Räumlichkeiten, damit das klappt."
Hier wurde am Vorlesetag vorgelesen:
Reithalle: Schauspieldirektor Matthias Straub aus "Die Weihnachtsgeschichte"
Kino Utopolis: Detlef König aus "Der Spielzeugmacher" und
Florian Bertges aus "Jule und Ben"
Café Sorgenfrei: Reinhold Ehl aus "Ein Stern, der in dein Fenster schaut"
Rathaus: Kinderbuchautor Thomas Mac Pfeifer aus "Ein Stern, der in dein Fenster schaut"
Landgericht: Petra Engel aus "Kleine Polizeigeschichten zum Vorlesen"
St. Nikolaus
Grabungsmuseum: Julia Bach aus "Piraten-Luis und der verschwundene Leuchtturm"
Naturkundemuseum: Carsten Ritzau und Sonja Erdel (LC Coburg Veste) aus "Engel, Hase, Bommelmütze"
Puppenmuseum: Volker Backert
Morizkirche: Pfarrerin Silke Kirchberber und Peter Stenglein an der Orgel
Stadtbücherei: Andrea Burgsmüller aus
Moschee: Dieter Ritz (LC Coburg Veste) aus "Dem großen Vorlesebuch für Kindergartenkinder"
Waldorf Kindergarten: Studenten des Pivaten Beruflichen Schulzentrums Coburg
KiTa Bergwichtel: Gudrun Zaddach
KiTa Campuszwerge: Studenten des Privaten Beruflichen Schulzentrums Coburg.
Rödental:
Rödenbad: Michael Eckardt
Feuerwehrhaus: Bürgermeister Marco Steiner
Bücherei Rödental: Nadine Brückner
Standesamt: Christine Weiß
Rosenau Apotheke: Joerg Bergande
Kloster Mönchröden: Pfarrer Wolfgang Stefan
Domäne Rödental: Robert Pechauf