Das gute Mäusejahr sorgt für viel Nachwuchs bei Schleiereulen. Das freut die Mitglieder der Arbeitsgruppe Eulenschutz, die es seit 30 Jahren gibt.
"Acht Junge in einem Kasten, das ist Spitze", sagt Egon Helder, als er in den Nistkasten blickt, der sich in einem alten Schafstall befindet. Auf dem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie Porzelt in Merkendorf brüten bereits seit 25 Jahren Schleiereulen erfolgreich.
Etwas älter ist die Arbeitsgruppe Eulenschutz (AGE) Coburg im LBV, die seit 30 Jahren besteht. In den vergangenen Tagen waren Egon Helder, Gerold Schlosser von der AGE und Klaus Bauer, Beringer aus dem Landkreis Kronach, im südlichen Landkreis Coburg unterwegs, um die Jungtiere mit Ringen zu kennzeichnen. Insgesamt unterstützen zehn aktive Mitglieder Schlosser bei seiner Arbeit um den Eulenschutz.
Die Vogelschützer freuen sich über die guten Brutergebnisse, die heuer aufgrund der vielen Mäuse zustande gekommen sind. Die kleinen Nager stellen nämlich die Hauptnahrungsquelle der geschützten Vögel dar. Alle drei bis vier Jahre, so der Eulenbeauftragte Helder, komme es vor, dass sich die Nager rasch vermehren. Durch den reichlich gedeckten Tisch nimmt die Zahl der mäusefressenden Tiere wie Eulen und Käuze rapide zu.
Zwei Mal gebrütet
In der Scheune der Familie Porzelt und im Anwesen von Marco Müller in Bodelstadt gab es heuer hervorragende Brutergebnisse. "Dort haben die Schleiereulen sogar eine Zweitbrut abgelegt", berichtete Schlosser. Diese sogenannte Schachtelbrut, erklärt er, komme eben nur in den sogenannten guten Mäusejahren vor. Wenn reichlich Nahrung vorhanden sei, versorgen demnach die Männchen den Nachwuchs, während die Weibchen bereits in eine Nachbarnisthilfe aufsuchen, um neue Eier abzulegen. In Bodelstadt auf dem Anwesen von Familie Müller sind die Eulen zum Brüten sogar in einen Taubenkasten ausgewichen und mussten wegen der Enge umquartiert werden.
Helder freut es besonders, dass sich Bürger wie Marco Müller finden, die Brutkästen an Scheuen anbringen. Das, sagt Helder, sei nicht selbstverständlich. "Die Eulen machen freilich auch Dreck, und das stört viele."
Der LBV warnt ausdrücklich vor der Feldmausbekämpfung mit Giftmitteln, wie es heuer als befristete Notfallzulassung den Landwirten erlaubt wurde. "Eulen können sich freilich indirekt vergiften, wenn sie vergiftete Feldmäuse erbeuten", betonten die Vogelschützer. Die Zahl der Mäuse reguliere sich von alleine.
Die Situation war schon viel schlechter
Wie wichtig der Schutz der Vögel ist, zeigt ein Rückblick. "Um die Eulen war es im Landkreis nicht immer gut bestellt", sagt Schlosser und berichtet aus der Arbeit der AGE: Im Jahr 1985 waren die Vögel fast von der Bildfläche verschwunden, es gab demzufolge nur noch zwei bis drei der geschützten Vögel im Landkreis Coburg. Durch das Anbringen von 100 Nisthilfen für Schleiereulen, die Klaus Habermaas gesponsert hatte, zählte die AGE fünf Jahre später wieder zehn Brutpaare. Die Zahl der Bruten stieg im Jahr 1995 auf 22 und im Spitzenjahr 2001 konnten sogar 55 Brutnachweise erfasst werden mit rund 300 ausgeflogenen Jungvögeln. Aufgrund der strengen Winter ging die Zahl zurück.
Heuer werden dank der Eulenschützer wieder 30 Brutpaare im Landkreis gezählt. Momentan sind 200 Nistkästen im Landkreis verteilt, etwa 100 werden auch von Turmfalken seit Jahrzehnten genutzt.
Begonnen habe die AGE Coburg mit dem Anbringen von Nisthilfen für den Rauhfußkauz im Neuensorger Forst, erzählt Schlosser. Bereits im Mai des darauffolgenden Jahres seien zwei der Nisthilfen erfolgreich bebrütet worden. Momentan hängen laut Schlosser 50 Nisthilfen in den Wäldern des Landkreises, die mit wechselndem Erfolg vom Rauhfußkauz bebrütet werden. Für den Waldkauz, der am häufigsten vertreten ist, sind 20 Nisthilfen im südöstlichen Landkreis angebracht.
Ehrgeizige Ziele
Die Kreisgruppe kümmert sich aber auch um Brutnachweise für den Sperlingskauz und der Waldohreule, die aber nur sporadisch zu erfassen sind. Seit zwei Jahren läuft auch ein Wiederansiedlungsverfahren für den Steinkauz. Schlosser: "Den möchten wir nach jahrzehntelangem Verschwinden wieder hier haben."