Immer mehr Verliebte hängen gerne "Liebesschlösser" an eine Brücke - in Coburg haben das in den vergangenen Monaten bereits viele an der Frankenbrücke getan. Jetzt gibt es eine kleine idyllische Alternative.
Die Liebe treibt manchmal seltsame Blüten. Eine solche "Blüte" der Neuzeit sind zweifelsohne die sogenannten "Liebesschlösser": Verliebte ketten sie an eine Brücke und werfen dann den dazugehörigen Schlüssel in den Fluss, der idealerweise unter der Brücke hindurchfließt. Vor knapp zwei Jahren kam dieser Trend nach Coburg - und die Wahl der "Liebesschlösser-Pioniere" fiel ausgerechnet auf die Frankenbrücke. "Nicht besonders idyllisch", lästerte damals das Tageblatt angesichts der Lage zwischen Schlachthof, Stadtautobahn und Zugstrecke. Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet jetzt, da vom (geschlossenen) Schlachthof-Gelände nie wieder üble Gerüche über die Brücke wehen können, eine Alternative für Verliebte gibt? Es handelt sich um die neue Brücke über die Lauter, die den Bereich Gartenstraße/Schleifweg mit dem ehemaligen Sagasser-Parkplatz in der Callenberger Straße
verbindet. Erster Eindruck: Deutlich idyllischer als die Frankenbrücke, weil auch keine Autos über die Brücke fahren. Die Bauherren haben allerdings sowohl für die Brücke als auch die Stützmauern außenherum reichlich Beton verwendet, so dass auch hier nicht von der puren Romantik die Rede sein kann. Mehr als 20 verliebten Paaren war das allerdings egal, denn etwa so viele Schlösser hängen bereits am Brückengeländer.
Hintergrund Die genaue Herkunft des Brauches ist unklar. Ausgangspunkt in Europa ist aber sehr wahrscheinlich Italien. Es wird vermutet, dass Absolventen der Sanitätsakademie in Florenz die Urheber sind: Mit dem Ende ihrer Ausbildungszeit befestigten sie die nicht mehr benötigten Vorhängeschlösser ihrer Spinde an der Brückenlaterne auf der Milvischen Brücke, die in Rom über den Tiber führt.
Dies wurde dann wohl auch von den Verliebten Roms als Symbol für die ewige Liebe übernommen. Der Brauch wurde durch den Roman "Drei Meter über dem Himmel" beziehungsweise durch die Fortsetzung "Ich steh auf Dich" bekannt gemacht. In dieser Geschichte schwören sich die beiden Protagonisten "Ewige Liebe", befestigen das Schloss an der Brücke und werfen den Schlüssel in den Tiber. Die Schlösser enthalten meist eine Beschriftung oder Gravur der Vornamen oder Initialen der Verliebten; teilweise mit Datum.
Der Brauch hat sich inzwischen in vielen anderen Ländern verbreitet. In Deutschland sind seit 2008 die ersten Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke angeschlossen; sie gilt zugleich als der derzeit bekannteste deutsche Ort für diesen Brauch.
Nach Köln wurde auch an vielen weiteren Brücken anderer deutscher Großstädte dieser Brauch von Verliebten und Jungvermählten eingeführt.
In Venedig und Berlin ist das Anbringen von Schlössern an Brücken verboten. Argumentiert wird mit dem Stören des optischen Eindrucks, aber auch mit möglichen Rostschäden durch den elektrolytischen Einfluss des edleren Messings der Schlösser gegenüber dem Eisen der Brücken. Solche Rostschäden wurden in Lübeck an der Obertravebrücke festgestellt. Andererseits wird in Köln und Lübeck der fördernde Einfluss auf den Tourismus gelobt.