Den 70 Jahre bestehenden "Sängerkranz Eintracht" plagen Sorgen. Dennoch bereiten sich alle engagiert aufs Adventskonzert am 16. Dezember vor.
Das Jahr 1947 ging in vielerlei Bedeutung in die Geschichte ein: US-Präsident Harry S. Truman verkündete die so genannte Truman-Doktrin, in London heiratete die spätere Königin Elizabeth II den damaligen Oberleutnant Philip Mountbatten und bei der Pariser Friedenskonferenz wurden die Friedensverträge unterzeichnet. In diesem Jahr änderte sich auch das Alltagsleben in den Besatzungszonen: Von nun an war es erlaubt, mehrere Vereine in einer Stadt zu gründen. Auch in Neustadt fanden sich deshalb viele Vereine neu zusammen - so auch der "Sängerkranz Eintracht". Seit nunmehr 70 Jahren treffen sich die Musikbegeisterten des Vereins, um gemeinsam im Chor zu singen.
Doch nicht nur die Gründung des Vereins ist eng mit der deutschen Geschichte verknüpft, auch der weitere Werdegang des Vereins wurde durch historische Entwicklungen geprägt: So trat der Chor 1956 in Leipzig bei einem Konzert zur Annäherung von Ost- und Westdeutschland auf, nach Wegfall der Zonengrenzen konnten die Mitglieder fortan mit dem Stadtchor Sonneberg zusammenarbeiten und auch bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Thüringisch-Fränkischen Begegnungsstätte im Jahr 1999 wirkte der Chor mit.
Auftritte am Landestheater
"Das waren die Glanzzeiten des Vereins", erinnert sich Irmhilde Wachter. Sie ist seit 50 Jahren Mitglied und seit 2014 Vorsitzende des Sängerkranzes. Der Chor habe damals noch eine Stärke von 110 Leuten gehabt. "Das hatte einen besonders ergreifenden Klang", erzählt sie. Angefangen habe es vor allen Dingen mit sakralen und kirchlichen Liedern. "Wir haben besonders viele Oratorien und Messen gesungen", erklärt die Vorsitzende. Das habe vor allen Dingen daran gelegen, dass der damalige Chorleiter Helmut Henze ein besonders großer Fan von geistlicher Musik gewesen sei. Doch auch auf noch eine Art und Weise hat Helmut Henze den Chor geprägt: "Er selbst war 1. Kapellmeister des Coburger Landestheaters - also konnte der Chor als Chorverstärkung bei Opernaufführungen am Landestheater auftreten."
Aber nicht nur die Menschen haben den Chor geprägt, der Chor habe auch seine Mitglieder geformt: "Ich glaube, dank der Musik haben sie sich zu den Menschen entwickelt, die sie heute sind - und darauf können wir stolz sein." In die Zukunft des Vereins blicke sie allerdings eher mit Sorge: "Wir haben nur noch zwei Tenöre und einen Bass, das Durchschnittsalter im Damenbereich ist relativ hoch." Beim Adventskonzert zum 70-jährigen Bestehen des Vereins bekommen sie deshalb Unterstützung vom Chor des Niederfüllbacher Singvereins. Aktuell wird dafür schon eifrig geprobt: Zusammen mit Chorleiterin Carolin Heckel wird noch an den Feinheiten gearbeitet, damit alles klappt, wenn der Verein am Samstag, 16. Dezember, um 18 Uhr in die St. Georg-Kirche einlädt.
Wer nimmt die Notensammlung an sich?
Der Verein hat sich neben dem Adventskonzert noch etwas anderes vorgenommen: Die Notensammlung des Vereins soll einen neuen Besitzer finden. "Unsere Mitglieder sind mit vielen der Lieder nach all den Auftritten eng verbunden - auf einigen der Noten steht sogar noch mein Mädchenname", erzählt Irmhilde Wachter. Ziel sei es, durch die Aktion die Freude, die der Verein in all den Jahren mit den Liedern hatte, weiterzugeben: "Wir würden uns wünschen, dass unsere Noten an diejenigen gehen, die die Musik genauso sehr mögen und schätzen wie wir."