Einander kennenlernen auf die Ahorner Art

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Lachen, Tanzen, Fröhlichsein: Der kulturelle Abend ist für Jugendliche der Wohngemeinschaften des Coburger Lands eine willkommene Abwechslung. Foto: Daniela Pondelicek
Lachen, Tanzen, Fröhlichsein: Der kulturelle Abend ist für Jugendliche der Wohngemeinschaften des Coburger Lands eine willkommene Abwechslung. Foto: Daniela Pondelicek
Einer steht in der Mitte, die anderen feuern klatschend an: Die Jugendlichen zeigen, wie in ihrer Heimat getanzt wird. Foto: Daniela Pondelicek
Einer steht in der Mitte, die anderen feuern klatschend an: Die Jugendlichen zeigen, wie in ihrer Heimat getanzt wird. Foto: Daniela Pondelicek
 
Heshmat (links) und die anderen Jugendlichen haben sichtlich Spaß beim kulturellen Abend. Foto: Daniela Pondelicek
Heshmat (links) und die anderen Jugendlichen haben sichtlich Spaß beim kulturellen Abend. Foto: Daniela Pondelicek
 
Riaz (links) hat sein tänzerisches Können bewiesen - nun ist der Nächste an der Reihe. Foto: Daniela Pondelicek
Riaz (links) hat sein tänzerisches Können bewiesen  -  nun ist der Nächste an der Reihe. Foto: Daniela Pondelicek
 
Said Fawad Ataie gibt auf der Tanzfläche alles. Foto: Daniela Pondelicek
Said Fawad Ataie gibt auf der Tanzfläche alles. Foto: Daniela Pondelicek
 
Heshmat zeigt sein tänzerisches Können. Foto: Daniela Pondelicek
Heshmat zeigt sein tänzerisches Können. Foto: Daniela Pondelicek
 
Ali und Heshmat sind beim Tanzen in ihrem Element. Foto: Daniela Pondelicek
Ali und Heshmat sind beim Tanzen in ihrem Element. Foto: Daniela Pondelicek
 
Ein bisschen muss sich Delshad (rechts) noch an sein Aussehen mit Stirnband gewöhnen - er und der 17-jährige Heinrich sind dennoch von der Aktion begeistert. Foto: Daniela Pondelicek
Ein bisschen muss sich Delshad (rechts) noch an sein Aussehen mit Stirnband gewöhnen  -  er und der 17-jährige Heinrich sind dennoch von der Aktion begeistert. Foto: Daniela Pondelicek
 
Einer steht in der Mitte, die anderen feuern klatschend an: Die Jugendlichen zeigen, wie in ihrer Heimat getanzt wird. Foto: Daniela Pondelicek
Einer steht in der Mitte, die anderen feuern klatschend an: Die Jugendlichen zeigen, wie in ihrer Heimat getanzt wird. Foto: Daniela Pondelicek
 
Auch mit Bart aus Rasierschaum und improvisiertem Turban macht Said Fawad Ataie beim Tanzen eine gute Figur. Foto: Daniela Pondelicek
Auch mit Bart aus Rasierschaum und improvisiertem Turban macht Said Fawad Ataie beim Tanzen eine gute Figur. Foto: Daniela Pondelicek
 
Heshmat und Riaz haben beim kulturellen Abend richtig viel Spaß. Foto: Daniela Pondelicek
Heshmat und Riaz haben beim kulturellen Abend richtig viel Spaß. Foto: Daniela Pondelicek
 
Auch die Organisatorin Mariola Kemnitzer lässt sich von der Freude der Jugendlichen auf der Tanzfläche anstecken. Foto: Daniela Pondelicek
Auch die Organisatorin Mariola Kemnitzer lässt sich von der Freude der Jugendlichen auf der Tanzfläche anstecken. Foto: Daniela Pondelicek
 

Junge Flüchtlinge brachten zum kulturellen Abend im "Schlupfwinkel" ihren Topf mit Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland mit. Dann wurde ordentlich getanzt.

Auf diesen Tag fieberten die Jugendlichen in den Wohngruppen aus Ahorn, Gemünda, Rödental und Tambach schon sehnsüchtig hin: Am Freitag fand im "Schlupfwinkel", dem Jugendhaus in Ahorn, ein weiterer kultureller Abend statt. Jede Wohngruppe brachte ihren eigenen Topf voll Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland mit, die Jugendlichen unterhielten sich beim gemeinsamen Essen mit ehemaligen Mitbewohnern und den Stammgästen des Treffs und ließen es danach auf der Tanzfläche ordentlich krachen. Und später am Abend sollte es dann noch eine Überraschung für sie geben: Sie bekamen Stirnbänder und Mützen geschenkt, die im Projekt "Students for Refugees" an der Hochschule Coburg gehäkelt worden sind.

Thomas Langhanki, Fachdozent an der Hochschule Coburg, hat die Gaben für die jungen Flüchtlinge vorbeigebracht. Er hat die Entstehung des Häkelprojekts hautnah miterlebt. "Es war die Idee von Studierenden am Designcampus, die das Projekt schlussendlich auch eigenverantwortlich organisiert haben", erzählt er. Im Laufe der Planungen haben die Studierenden die Wolle und Häkelnadeln besorgt, eine Bastelanleitung und Werbeplakate grafisch erstellt und gedruckt sowie Getränke und eine kleine Stärkung für die Mit-Häkler bereitgestellt. "Das Budget dafür haben ein Kollege und ich aus eigener Tasche gestellt", erklärt er. Er sei schließlich von der Idee von Anfang an überzeugt gewesen. "Sie bietet für alle beteiligten einen Mehrwert: Die Studierenden hatten einen geselligen Abend miteinander und die Flüchtlinge müssen in der kalten Jahreszeit nicht frieren", sagt er. Und so konnten sich mehr als 80 Studierende aus allen Semestern und Fachrichtungen in einem der größten Seminarräume des Designcampus einfinden, um gemeinsam zu häkeln und sich dabei zu unterhalten.


Häkelstube Hochschule

"Man kann sagen, dass die Hochschule Coburg für einen Abend zur größten Häkelstube Coburgs wurde", erklärt Thomas Langhanki stolz. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Insgesamt 71 Stirnbänder und zwölf Mützen haben die Studierenden an einem Abend gemeinsam gehäkelt. "Danach haben sie noch ein Label und eine Verpackung für die Häkelwaren entworfen", erklärt er.

"Die Geschenke finde ich richtig schön", sagt Said Fawad Ataie. Er ist einer der jungen Flüchtlinge, die am kulturellen Abend teilnehmen. Für ihn seien die Stirnbänder und Mützen nur eines der vielen Highlights. Er fühle sich beim kulturellen Abend rundum wohl: "Das Essen ist lecker, ich liebe das Tanzen und ich kann meine Freunde wiedersehen - einfach alles gefällt mir hier." Und beim Tanzen ist er sich für keinen Spaß zu schade: Mit einem weißen Bart aus Rasierschaum und einer Choreografie mit einem langen Stock zaubert er den anderen Jugendlichen ein Lächeln ins Gesicht. Der 18-jährige Delshad probiert eines der Stirnbänder gleich an. "Ich finde, ich sehe damit lustig aus", sagt er nach einem prüfenden Blick in den Spiegel. Auch er sei sehr dankbar dafür, dass es den kulturellen Abend gibt: "Es ist schön, gemeinsam zu essen und Freunde zu treffen." Die beiden 19-Jährigen Riaz und Heshmat schwingen derweil weiter das Tanzbein. Eine Gruppe Jugendlicher kniet dabei im Kreis und klatscht, während einer in der Mitte sein tänzerisches Können unter Beweis stellt. Nach einiger Zeit reiht sich der Tänzer aus der Mitte dann im Außenkreis ein und bestimmt einen anderen, der dann in die Mitte geht. "Das ist ein afghanischer Tanz", erklärt Riaz. Heshmat fügt hinzu: "In unserer Heimat wird sehr oft so getanzt." Auch die zwei haben sichtlich viel Freude am kulturellen Abend und sind nicht zum ersten Mal dabei. "Ich habe so viele neue Leute hier kennengelernt, das finde ich klasse", schwärmt Heshmat.

Bei so viel Freude hält es auch die Betreuer der Wohngruppen nicht auf ihren Stühlen. Michaela Lehmann, die die Wohngruppe aus Tambach betreut, mischt sich unter die tanzenden Jugendlichen. "Im Prinzip sind unsere Jugendlichen nicht anders als deutsche Jugendliche: Sie freuen sich darüber, wenn sie einmal feiern gehen können und Spaß und Action geboten bekommen", erklärt sie. Für sie sei das Schönste am kulturellen Abend, dass sie auch ehemalige Schützlinge wiedersehen könne: "Im Alter von 18 Jahren müssen sie ja aus den Wohngemeinschaften ausziehen - für mich ist das immer mit Wehmut verbunden, weil ich meine Jugendlichen ins Herz geschlossen habe."

Auch für sie sei es spannend, ihre Schützlinge nach langer Zeit wiederzusehen, sagt Susanne Lehmann, Betreuerin der Rödentaler Wohngemeinschaft. "Es ist schön, zu sehen, was so aus ihnen geworden ist - und die Jugendlichen selbst bekommen für einen Abend Abwechslung von ihrem Alltag." Mariola Kemnitzer, die als Sozialpädagogin des Fördervereins Ahorn den kulturellen Abend organisiert, habe dadurch Berührungsängste abbauen wollen. "Am Anfang waren die Jugendlichen noch schüchtern und zurückhaltend, nun sind sie kaum zu bremsen", erzählt sie. Das gemeinsame Kochen und Essen habe auch noch einen weiteren positiven Effekt: "So konnten die Jugendlichen miteinander in Kontakt kommen, auch wenn es noch hier und da kleinere Verständigungsprobleme gab."