Matthias Kornherr ist leidenschaftlicher Musiker. Wenn er aber komponiert, dann eher mit Hochprozentigem aus Schottland.
Strenggenommen hat Matthias Kornherr noch keinen eigenen Whisky gemacht. Das würde bedeuten, dass er Gerstenmalz mit Wasser verkocht, den Sud zum Gären gebracht und anschließend destilliert hätte. Dann hätte er den klaren Schnaps noch ein paar Jahre in Fässern lagern und schließlich auf Flaschen ziehen müssen. All das hat sich der 52-Jährige bislang erspart. Trotzdem setzt er den Gästen einer Whisky-Tastings und den Gästen im "Hungry Highlander" eigene Whiskys vor, die es so nur von Matthias Kornherr gibt: "Glen Idis" heißt die erste Kreation, "The Secret" nun die zweite.
Für den "Glen Idis" hat Kornherr insgesamt acht verschiedene schottische Malts gemischt. "Einen Single Grain als Basis, dazu kommen sieben verschiedene Singlemalts." Solche sogenannten blended Whiskys sind häufig zu finden; zu den bekanntesten gehören Johnny Walker und Dimple. Die Anteile der einzelnen Whiskys sind genau abgemessen, die acht Flaschen der Ausgangsprodukte ergeben etwa drei Flaschen "Glen Idis". "Aber wenn man immer acht Komponenten nachkaufen muss, sind das 350 Euro und viele kleine Reste in den Flaschen", sagt Kornherr.
Für seine neue Mischung müssen deshalb vier Whiskys reichen: "Ein Grundwhisky, einen für die Qualität, einen mit Sherryfinish und einen mit Rumfinish", zählt Kornherr auf. Mehr verrät er nicht. Mit "Sherryfinish" ist übrigens gemeint, dass der fragliche Whisky zuletzt einige Monate im einem früheren Sherryfass lagerte, bevor er in die Flasche kam. Die schottischen Hersteller tun nämlich einiges, um ihrem Destillat Rauheit und Schärfe zu nehmen und zusätzliche Geschmacksnuancen zu geben.
Ein Bandkollege habe ihm vorgeschlagen, doch einen "Prinz-Albert-Whisky" zu kreieren, erzählt Kornherr. Doch das schien dem Schreiner und Musiker zu abgedroschen - gerade, weil 2019 der 200. Geburtstag des Prinzgemahls von Queen Victoria von England gefeiert wird.
Albert trank Whisky
Andererseits hat Prinz Albert durchaus etwas mit Whisky zu tun: Direkt neben der schottischen Sommerresidenz Balmoral befindet sich die Destille Royal Lochnagar, und 1848, bei ihrem ersten Aufenthalt in Balmoral, besuchten Prinz Albert und Queen Victoria mit ihren drei ältesten Kindern die 1845 wiedereröffnete Destille "New Lochnagar", die sich alsbald "Royal Lochnagar" nennen durfte. Ein Teil der Produktion wird unter diesem Namen verkauft; den größeren Teil liefert die Destille aber für Blended Whiskys wie Johnnie Walker.
Auch, wenn Matthias Kornherr einen Albert-Whisky "uncool" fand - die Idee war da, und sie ließ ihn nicht mehr los. Warum nicht einen Whisky machen mit einer Story zu Albert und Victoria? "Victoria"s Secret" vielleicht? Aber da waren die Rechte der gleichnamigen Unterwäschemarke im Weg. So blieb am Ende "The Secret" übrig, und vom Etikett des "Coburg Malt Whisky" schauen Albert und Victoria ein bisschen ratlos in die Welt.
Dieses Etikett des Coburger Grafikers und Karikaturisten Chris Bögle ("Chrismart") komplettiert die Story, die Kornherr sich für seinen Whisky ausgedacht hat: Albert sei mit den Erzeugnissen, die es rund um Balmoral gab, überhaupt nicht zufrieden gewesen.
Wenn ich mir überlege, wie sehr mir dieses vom Marketing aufgepfropfte Prinz-Albert-Getue schon jetzt auf die Nerven geht, sind meine Befürchtungen für 2019 schon groß. Wahrscheinlich wird sich auch noch der letzte Coburger Gewerbetreibende hyperventilierend diesem inszenierten Hype ergeben. Ich warte noch auf das Prinz-Albert-Klopapier, den Prinz-Albert-Eierköpfer und den Prinz-Albert-Lufterfrischer. Und natürlich wird auch die in der Bedeutungslosigkeit versunkene Familie "von Coburg" wieder auftauchen und sich vom Pöbel bejubeln lassen. Dass ihre Windsor-Verwandtschaft schon seit Generationen nichts mehr mit ihnen zu tun haben will, stört in dem Moment ja nicht, in Coburg kann man sich ja bejubeln lassen.
Vielleicht sollten die Herrschaften aus dem städtischen Marketing einfach mal innehalten, durchschnaufen und sich überlegen, was sie wollen: Kitsch und Kommerz oder Nachhaltigkeit.