Ein Weihnachtsbaum aus dem Callenberger Forst

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Wenn Bäume unter Strom stehen: Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (links) und Förster Christoph Schießer freuen sich, dass die Fläche unter der Hochspannungsleitung sinnvoll und ökologisch genutzt werden kann. Fotos: Oliver Schmidt
Wenn Bäume unter Strom stehen: Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (links) und Förster Christoph Schießer freuen sich, dass die Fläche unter der Hochspannungsleitung sinnvoll und ökologisch genutzt werden kann. Fotos: Oliver Schmidt
 
 
 

In den 90er Jahren musste quer durch den Callenberger Forst eine Hochspannungsleitung gebaut werden. Wald darf dort seitdem nicht mehr wachsen - wohl aber Weihnachtsbäume. Am Wochenende steht die diesjährige "Ernte" an. Tageblatt-Leser erhalten einen Rabatt.

Bei einem Spaziergang durch den Callenberger Forst gerät Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha sehr schnell ins Schwärmen: "Ist er nicht herrlich, dieser Wald?"

Zur besonderen Atmosphäre, die dank vieler prächtiger Bäume sowie romantischer Teiche herrscht, kommen aktuell noch zwei weitere Dinge, die den Erbprinzen so gut gelaunt sein lassen. Erstens: Der Callenberger Forst hat erneut das PEFC-Siegel erhalten, womit sozusagen von höchster unabhängiger Stelle eine nachhaltige Forstwirtschaft bestätigt wird. Zweitens: Am Wochenende lädt die Herzogliche Revierleitung die Bevölkerung ein, ein paar gemütliche Stunden im Wald zu verbringen. Bei Glühwein, Bratwurst und mehr. Natürlich gibt es - in Form eines Weihnachtsbaumverkaufs - auch einen wirtschaftlichen Hintergedanken.
Doch den gibt es in der privaten Forstwirtschaft ganz genauso.

Schießer-Team hilft beim Spagat

"Es geht darum, einen Spagat zu schaffen", sagt Prinz Hubertus, "zwischen der Nachhaltigkeit auf der einen, und einem gewissen Ertrag auf der anderen Seite." Dass im Callenberger Forst dieser Spagat - siehe Siegel - gut gelingt, ist zu einem erheblichen Teil Christoph Schießer zu verdanken. Seit mittlerweile 18 Jahren ist der nun schon als Förster in dem gut 350 Hektar großen Areal tätig und hat in dieser Zeit schon so einiges erlebt. Quasi vom Borkenkäfer bis zur Hochspannungsleitung. Letztere musste in den 1990er Jahren quer durch den Forst geschlagen werden. Diese Schneise tat weh und war eigentlich auch ab diesem Zeitpunkt "forstwirtschaftlich tot". Denn innerhalb dieser 45 Meter breiten Schneise dürfen keine hohen Bäume mehr wachsen. Aber der Förster machte aus der Not eine Tugend: Vor nunmehr 15 Jahren wurde begonnen, unter den Hochspannungsleitungen Weihnachtsbäume anzubauen.

Vor sieben, acht Jahren konnte erstmals "geerntet" werden. Dann folgte eine Pause, ehe Prinz Hubertus im vergangenen Jahr die Tradition des Christbaumschlagens wieder aufleben lassen wollte - als Erlebnis für die ganze Familie. Doch das Wetter spielte nicht mit, und aus Sicherheitsgründen konnte es lediglich einen Baumverkauf am Parkplatz unterhalb von Schloss Callenberg geben. Am kommenden Wochenende folgt nun ein erneuter Anlauf, und alle sind zuversichtlich, dass es klappt (Informationen siehe Textende).

Nordmanntannen und Blaufichten

Christoph Schießer schätzt die Anzahl der zur Verfügung stehenden Bäume auf bis zu 700 - Nordmanntannen und Blaufichten. Die Nordmanntanne, die nicht nadelt, steht in der Beliebtheitsliste ganz oben. Die Fichte hingegen muss mit dem Schicksal leben, stets kritisch beäugt zu werden, sobald sie sich zu sehr in deutschen Wäldern breit macht. "Man sollte die Fichte nicht verteufeln", bittet Prinz Hubertus, sagt aber auch: "Ein guter Mix ist wichtig."

Die Fichte, die als "Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft" gilt, wächst eben sehr schnell und wird auch auf dem Markt sehr gut nachgefragt. Prinz Hubertus gibt aber zu bedenken, dass große Abnehmer einem nur dann Holz abkaufen, wenn es aus Wäldern mit PEFC-Siegel stammt. Sprich: Es gibt sehr wohl ein Bewusstsein dafür, dass es mit den Fichten nicht überhand nimmt. So gibt es das PEFC-Siegel etwa nur dann, wenn auch bestimmte Mischwald-Kriterien erfüllt sind.

Der Callenberger Forst besteht aktuell zu etwa 70 Prozent aus Nadelbäumen, der überwiegende Teil davon sind Fichten. Mittelfristig wird dieser Anteil jedoch sinken, wie Christoph Schießer erklärt: "Denn die Fichte wird die Hauptleidtragende der Klimaerwärmung sein." In den weiteren Forstgebieten der Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha'schen Forstverwaltung in Thüringen und Österreich hat die Fichte bessere Perspektiven. Denn diese Wälder liegen höher als der Callenberger Forst und können ihren Bäumen somit ein durchweg kühleres Klima und somit auch mehr Niederschlag bieten - und das mag die Fichte.

Der Callenberger Forst kann dafür mit anderen Vorteilen aufwarten, die speziell für die Forstwirtschaft aber nicht immer nur von Vorteil sind. Stichwort: Naherholungsgebiet. Durch die stadtnahe Lage sind viel mehr Spaziergänger unterwegs als in den Wäldern in Thüringen und Österreich. Und so sehr sich Prinz Hubertus darüber freut, wenn viele Menschen seine Begeisterung für den Callenberger Forst teilen: Allen voran "Querfeldein-Sportler" stellen ein echtes Problem dar, wenn sie die offiziellen Wege verlassen und dann so manche Jungkultur beschädigen.

Die Weihnachtsbäume, die am Wochenende geschlagen werden, sind übrigens durch einen Zaun geschützt. Im Laufe des Jahres haben außer Christoph Schießer und seinen Mitarbeiter lediglich einige Schafe Zugang, die sich um eine ökologische Mahd drumherum kümmern.

Aktion Im Callenberger Forst findet am Samstag, 14., und Sonntag, 15. Dezember, jeweils von 10 bis 16 Uhr ein Weihnachtsbaumverkauf statt. Interessenten können sich einen Baum aussuchen, der vor ihren Augen frisch geschlagen wird. Die Zufahrt ist sowohl über Schloss Callenberg als auch über Weidach (Wasserturm) möglich - Parkeinweiser stehen bereit. Der Verkauf findet am Start und Ziel des Trimm-Dich-Pfades statt; dort wird es auch mehrere Getränke- und Imbissbuden geben.

Rabatt Blaufichten kosten ab 25 Euro, Nordmanntannen ab 30 Euro. Tageblatt-Leser erhalten auf alle Weihnachtsbäume zehn Prozent Rabatt, wenn sie einen Coupon mitbringen, der in der Donnerstag-Ausgabe abgedruckt sein wird.