Mit dem Anwendungszentrum "Drahtlose Sensorik" kann die Hochschule ihre Forschungskompetenz weiter ausbauen.
Normalerweise gilt eine klare Arbeitsteilung: Geforscht wird an Universitäten und Technischen Hochschulen; die Hochschulen für angewandte Wissenschaft (HAW) vermitteln die Praxis. Doch so leicht ist die Trennung nicht aufrecht zu erhalten: Auch die HAW drängen in die Forschung, weil sich viele Fragen aus der Praxis heraus ergeben. Deshalb zum Beispiel gibt es an der Hochschule Coburg das Institut für Sensor- und Aktortechnik (Isat). Dort werden Sensoren entwickelt für verschiedene Anwendungsbereiche - zum Beispiel für Waschmaschinen, die dann registrieren, ob die Trommel ruhig läuft oder mit einer Unwucht.
Nun hat das Fraunhofer-Institut Integrierte Schaltungen (IIS) in Coburg ein Anwendungszentrum für drahtlose Sensorik eröffnet. Seit 1. März arbeitet das Anwendungszentrum in den ehemaligen Räumen des Isat im Hofbrauhaus. Das Isat selbst hat im Januar sein neues Domizil auf dem Designcampus bezogen.
"Wir arbeiten komplementär", versichert Professor Gerhard Lindner, einer der beiden Leiter des Isat. "Wir entwickeln die Sensoren, und die Kollegen vom Fraunhofer-Institut vernetzen die Signale." Wie das aussieht, zeigte Professor Thomas Wieland bei der Besichtigung der Institutsräume. So können zum Beispiel Sensoren in einem Acker das Mikroklima, die Temperatur und Feuchtigkeit im Boden sowie die Nährstoffdichte messen. Diese Messungen geben dem Landwirt Hinweise, wie er säen oder düngen sollte - wenn nicht ohnehin die Düngemaschine fahrerlos übers Feld tuckert und direkt von den Sensoren gesteuert wird. Theoretisch wäre es möglich, solche batteriebetriebenen Sensoren mit der Saat auszubringen und bei der Ernte wieder einzusammeln, sagte Wieland.
Praktisch müssen solche Systeme noch entwickelt werden.
Die Anwendungszentren seien Ansprechpartner für Interessenten aus der Wirtschaft, sagte Jürgen Hupp, Leiter der Abteilung Kommunikationsnetze im IIS. Das Fraunhofer-Institut steuere die Technologie bei, die Hochschule Personal und Know-how. Synergieeffekte sahen auch Professor Albert Heuberger, Leiter des IIS, und Coburgs Hochschulpräsident Michael Pötzl. "Die Ingenieure aus Coburg sind bei uns sehr begehrt", betonte Heuberger. Dank des Fraunhofer-Instituts könne die Hochschule dem wissenschaftlichen Chancen bieten, sagte Pötzl.
Doch ohne die Hilfe der Politik wäre nichts gegangen: 2,5 Millionen Euro Anschubfinanzierung leistete der Freistaat für das Anwendungszentrum, sagte Katja Hessel (FDP), die Wirtschaftsstaatssekretärin.
Katja Hessel will ICE-Halt Ziel dieser Politik sei es, Wirtschaft und Wissenschaft enger zu verzahnen.
Insgesamt habe der Freistaat 1,5 Milliarden Euro für die Digitalisierung bereitgestellt; der größte Teil davon fließt in den Ausbau des schnellen Internets. Aber auch für schnelle Verkehrsverbindungen will Hessel sich stark machen, versprach sie: "Wir werden beim ICE-Halt nicht locker lassen!"