Seit 25 Jahren finden Schleiereulen auf dem Hof von Horst Porzelt in Merkendorf ein Zuhause. Horst Schlosser vom LBV bedankte sich gestern mit einer Hinweistafel.
Ende der 80er Jahre war die Schleiereule im Landkreis Coburg fast ausgestorben. Gerade einmal drei Brutpaare zählte man damals. Das war mit ein Grund für Gerold Schlosser, sich aktiv für den Eulenschutz einzusetzen. Er ist Mitglied in der Arbeitsgruppe Eulenschutz in der Landesgruppe Coburg im Landesbund für Vogelschutz. Neun Mitstreiter setzen sich gemeinsam mit Schlosser für die Vögel ein. Er selbst ist auch bundesweit unterwegs. Das sei sehr wichtig, betont Schlosser, schließlich könne man sich dann übergreifend über Erfahrungen im Eulenschutz austauschen.
"Wir kümmern uns vornehmlich um die Schleiereule und haben bislang bereits über 300 Nisthilfen im Landkreis aufgestellt", sagt Schlosser. Ein starker Partner ist Landwirt Horst Porzelt, auf dessen Hof Schlosser vor einem Vierteljahrhundert eine der ersten Nisthilfen etablierte. Das sogenannte Alte Schafhaus war ein idealer Ort.
Es bot ausreichend Platz für die großen Brutkästen und Porzelt nutzte es kaum noch für seinen Betrieb - so hatte die Schleiereule dort ihre Ruhe. "Wir hätten kein Gebäude nehmen können, in dem ständig ein Schlepper rein und rausfährt", sagt Porzelts Sohn Hannes. Das würde die Eulen nur stören.
Auch die Umgebung ist für die Tiere ideal. In den umliegenden Wiesen gibt es genügend Mäuse, die Hauptnahrungsquelle der Schleiereule. "Die leichten Erhebungen rings um den Ort eignen sich hervorragend für die Jagd auf die Nager. Von oben hat die Eule einen guten Überblick und kann dann zuschlagen", erklärt Schlosser. Die Tiere haben sehr gute Augen und ein ausgeprägtes Gehör.
Mehr Nahrung, mehr Nachwuchs Das Nahrungsangebot ist deshalb besonders wichtig, da sich die Anzahl des Nachwuchses stark danach richtet.
"Das Weibchen entscheidet je nach Hochzeitsgeschenk ihres Bräutigams, wie viele Eier sie legt", sagt Schlosser. Je mehr Mäuse das Männchen also anbringt, desto mehr Junge gibt es - in Merkendorf waren es teilweise bis zu neun Stück. "Das ist überdurchschnittlich und eben auf die guten Bedingungen hier zurückzuführen", sagt Schlosser.
Warum die Nisthilfen für die Schleiereule so groß sein müssen, lässt sich leicht erklären. Die Jungtiere verbringen recht viel Zeit im Brutkasten - erst nach sechs bis acht Wochen verlassen sie ihr zu Hause im Alten Schafhaus. In der Kiste muss genug Platz sein, damit die Kleinen ihre Flügel trainieren können. Denn: "Wenn sie nach dieser Zeit die Nisthilfe verlassen, dann müssen sie fit sein", sagt Schlosser.
Auch durch den unermüdlichen Einsatz der Eulenschützer konnte die Zahl der Schleiereulen-Brutpaare von drei im Jahr 1987 auf heute 30 Paare gesteigert werden. "Die Zahlen unterliegen starken Schwankungen. Harte Winter mit viel Schnee machen es den Tieren schwer, da das Nahrungsangebot fehlt und aufgrund der Schneedecke schwer zu jagen ist", erklärt Schlosser. Auch durch den Marder droht den Schleiereulen Gefahr. Das sind zwei Faktoren, die die Population dezimieren können. Das Jahr 2001 war in den vergangenen 25 Jahren ein Rekordjahr im positiven Sinne - damals gab es rund 40 Brutpaare im Landkreis Coburg.
Itzgrund ist Aushängeschild Während am Anfang Bad Rodach und Umgebung das Aushängeschild in Sachen Eulenschutz war, ist es inzwischen der Itzgrund, so Schlosser.
Gestern überreichte er dem Merkendorfer Landwirt Porzelt als Dankeschön ein Schild des Landesbundes für Vogelschutz - das sogleich am Alten Schafhaus, dem Wohnort der Schleiereulen, angebracht wurde. "Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Landwirt den Tieren Platz einräumt, denn sie machen auch Dreck im Stall und im Umfeld. Außerdem kann ihr Krächzen und Schreien recht laut und unangenehm sein", sagt Schlosser.
Das alles macht Landwirt Horst Porzelt aber nichts aus. Er war gleich einverstanden, als der Landesbund für Vogelschutz vor 25 Jahren bei ihm aufschlug, und fragte, ob er das Alte Schafhaus als "Herberge" für die Schleiereule zur Verfügung stellen würde. "Wir brauchen die Schleiereulen gegen die Mäuse", sagt Porzelt, "und es ist eine natürliche Methode das im Griff zu behalten." Den Dreck der Vögel wegzuräumen sei indes keine große Arbeit.
Auch die Geräusche stören den Landwirt und seine Familie nicht. "Wir sind das durch die Tiere auf dem Hof gewohnt. Ganz im Gegenteil: Es wäre unnatürlich, wenn es hier keine Geräusche geben würde", sagt Porzelt. Und aus dem Schlaf gerissen, haben ihn die Eulen auch noch nie.