Kurz vor der Entscheidung über eine Ausweichspielstätte fürs Landestheater gibt es eine spektakuläre Idee der Hochschule.
Wird der maroden Dreifachturnhalle am Anger noch ein Mal so etwas wie der "vierte Frühling" eingehaucht, ehe sie dann endgültig abgerissen wird, oder entscheidet sich der Stadtrat für eine andere Ausweichspielstätte fürs Landestheater? Am kommenden Donnerstag soll endlich die Entscheidung fallen; am Montagabend berieten die Fraktionen über die vorliegenden Pläne. Und über eine ganz spezielle Idee der Hochschule Coburg wurde fraktionsübergreifend gestaunt: Es handelt sich dabei um den Entwurf namens "Globe Theatre".
Wie das berühmte "Globe Theatre" in London wäre auch das "Coburger Globe Theatre" rund - und aus Holz. Das Spektakulärste dürfte aber ein möglicher Standort sein. Denn der Entwurf wurde so konzipiert, dass der Bau - theoretisch - sogar ins Rondell auf dem Schlossplatz passen würde.
Damit wäre eine emotionale Nähe zum Landestheater gegeben, das ja aufgrund der Generalsanierung mehrere Jahre geschlossen werden muss.
Knackpunkt Parkplätze
Der Standort im Rondell hätte freilich auch Nachteile. So ist ja zum Beispiel noch unklar, wie groß der Bereich sein wird, der für die "Baustelle Landestheater" vom Schlossplatz abgesperrt werden muss. Ausreichend Parkplätze für die Besucher würde es dort aber wohl keinesfalls mehr geben.
Aber: Der entscheidende Vorteil eines schicken Holzbaus wie dem "Globe Theatre" wäre seine große Flexibilität. Es könnte nicht nur in Coburg an nahezu jedem x-beliebigen Standort errichtet werden, sondern auch anderswo. Sprich: Wenn es als Ausweichspielstätte in Coburg ausgedient hat, könnte es verkauft und somit wiederverwertet werden.
Für nicht wenige Stadträte könnte das ein Hauptargument für die Hochschul-Idee und gegegen die Angerturnhalle sein. Denn die rund fünf Millionen Euro, die in die Angerhalle noch einmal investiert werden müssten, wären auf absehbare Zeit futsch. Denn die Halle wird danach in jedem Fall abgerissen.
Etwa sieben Millionen Euro
Das Holztheater wiederum könnte nach seiner Ära als Ausweichspielstätte zu Geld gemacht werden und somit einen erheblichen Teil der Baukosten decken. Grob geschätzt würde das "Globe Theatre" etwa sieben Millionen Euro kosten. Der Freistaat Bayern wird 75 Prozent von maximal fünf Millionen Euro für eine Ausweichspielstätte übernehmen.
Bedeutet bei geschätzten Kosten von sieben Millionen Euro fürs "Globe Theatre": 75 Prozent von fünf Millionen, also 3,75 Millionen, übernimmt der Freistaat - den Rest von 1,25 Millionen Euro plus den weiteren zwei Millionen bis zu den sieben Millionen muss die Stadt tragen, insgesamt also etwa 3,25 Millionen Euro.
Aus den Fraktionen waren am späten Montagabend nur wenig Reaktionen öffentlich zu vernehmen. Aber selbstverständlich wurde speziell beim Schlossplatzfest, bei dem sich viele im Anschluss trafen, munter darüber getuschelt. Eine Meinung, die zu hören war, lautete: Die Idee vom "Globe Theatre" ist toll - aber vielleicht sollten wir es zum Beispiel lieber in den Rosengarten oder auf den Anger stellen.
Hätte man damals einfach die seit Jahrzehnten versprochene Multifunktions-Halle gebaut, anstatt eine Halle auf die Lauterer Höhe zu setzen und sie als Monofunktions-Ballsporthalle zu widmen (um den Bürgerentscheid nicht zu umgehen), hätte sich das Problem mit der Suche nach einer Ausweichspielstätte erledigt.
Aber manche wollten bekanntlich ja um alles in der Welt ihren Traum von einer Halle auf der Lauterer Höhe umsetzen, auch wenn die Bürger anders entschieden hatten (und eine Multifunktionshalleauf dem Anger wollten). Dafür nahm man dann eben die Nutzungsbeschränkung in Kauf - und dass für eine richtige Halle nun kein Geld mehr da ist.
Fazit: Coburg hat eine Halle mit 3500 Plätzen, die aber nur für Sport nutzbar ist. Für die immer wieder versprochene Arena, in der auch Konzerte stattfinden können, ist u.a. dadurch nun kein Geld mehr da. Und nun braucht man auch noch zusätzlich eine millionenteure Ausweichspielstätte fürs Landestheater.
Schade, dass man die Verantwortlichen für diese Fehlentscheidungen und Steuergeldverschwendungen nicht zur Rechenschaft ziehen kann.